ANLAGEPRODUKTE

Index diktiert Qualität

ETF-Name kann irreführend sein - Analyse der Abbildungsmethode wichtig

Index diktiert Qualität

Anbieter von Passivprodukten verzeichnen Rekordzuflüsse. Neben den Exchange Traded Funds (ETF) auf klassische Benchmarkindizes sind auch Produkte auf vermeintliche Nischenmärkte beliebt. Doch nicht immer bilden die ETF das ab, was im Produktnamen genannt wird. Der Anleger ist gut beraten, vor dem Kauf des Fonds auch die Qualität des Index und die Ab bildungsmethode zu überprüfen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie in Europa gehandelten Exchange Traded Products (ETP) haben in den ersten zehn Monaten 192,3 Mrd. Euro netto eingesammelt. Neben den ETF auf die klassischen Benchmarkindizes sind auch die Produkte auf vermeintliche Nischenmärkte im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie gefragt. Hierbei ist Vorsicht geboten. Nicht immer bilden die ETF das ab, was im Produktnamen genannt wird. Häufig sind diese Fonds Opfer der Indizes, die sie abbilden sollen.Ein Beispiel dafür ist der Lyxor ETF Pan Africa, der die Wertentwicklung des SGI Pan Africa TR Index abbildet. Das Marktbarometer, das von der Indexeinheit der Société Générale kreiert und berechnet wird, enthält mit einem Anteil von rund 60 % südafrikanische, ägyptische und marokkanische Werte. So weit, so gut. Auf den ersten Blick ist jedoch verwirrend, dass fast ein Drittel der Unternehmen in Kanada und auf Jersey beheimatet sind. Das Geheimnis erklärt sich aus der Indexdefinition. So enthält der Index nicht nur Titel, die in Afrika gelistet sind, sondern auch Gesellschaften, die überwiegend in Afrika tätig sind.Der UBS-ETF MSCI Europe & Middle East Socially Responsible Index (LU0629460758) ist ein direkt replizierender Indexfonds. In dem Index befinden sich Unternehmen, die im Vergleich zur Konkurrenz ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) ausweisen. In dem Portfolio des ETF befindet sich gemäß dem Halbjahresbericht der UBS kein Unternehmen, das im Nahen Osten domiziliert. Großes AktienuniversumEs ist bekannt, dass es schwierig ist, den MSCI World physisch replizierend abzubilden. Dieser Weltindex spiegelt die Wertentwicklung von 1 625 Titeln aus 25 Industrieländern wider. Wegen der unterschiedlichen Liquidität der Handelsplätze, der verschiedenen Zeitzonen und der differenzierten Behandlung der Dividendenbesteuerungen müssen die Anbieter der direkt replizierenden ETF Kompromisse eingehen. So befinden sich beispielsweise in dem MSCI World ETF von iShares (DE000A0HGZR1) statt der 1 625 Titel laut Factsheet nur 1 262 Werte. Dabei muss der Anleger allerdings kaum Qualitätseinbußen in Kauf nehmen. Seit der Auflage im Oktober 2005 besteht eine Performancedifferenz zwischen ETF und Index von lediglich 0,2 Prozentpunkten p. a. Um diese Differenz zu eliminieren, gibt es die Möglichkeit, swapbasierte ETF zu wählen. Kompliziert ist auch die physische Abbildung des MSCI Emerging Markets, der mehr als 800 Werte aus 22 Schwellenländern enthält. Kate Hollis, Fondsanalystin bei S & P Capital IQ Fund Research, wies unlängst darauf hin (vgl. BZ vom 15. November), dass 30 % der Werte nicht direkt investierbar sind, sondern nur über den Kauf von ADR oder GDR abgebildet werden können. American Depository Receipts (ADR) und Global Depository Receipts (GDR) sind Hinterlegungsscheine von Aktien, die außerhalb der Heimatbörse der Unternehmen gehandelt werden.Daraus resultiert, dass der iShares MSCI Emerging Markets (DE000A0HGZT7) im Portfolio nur 522 statt 800 Titel ausweist. Bei dem rund 1 Mrd. Euro schweren CS ETF on MSCI Emerging Markets (LU0254097446) wird eine sogenannte Optimized-Sampling-Methode angewendet. Dabei wird eine Auswahl an Wertpapieren des Index mit einem ähnlichen Rendite-Risiko-Profil genommen, die dem zu replizierenden Index in den Performance- und Risikoeigenschaften sehr nahekommt. Aktuell enthält das Portfolio des CS-ETF 358 Werte. Hierbei zeigt sich allerdings ein deutlicher Abstand zwischen der Performance des ETF und des Index selbst. Während der CS-ETF seit dem Jahresanfang einen Gewinn von 7,9 % ausweist, legte der Index 9,5 % zu.Die Beispiele zeigen also, dass bei den ETF die abgebildeten Indizes nicht immer das halten, was der Produktname verspricht. Der Anleger ist gut beraten, vor dem Kauf auf die unterlegten Indizes und die Abbildungsform zu achten.