Kapitalanlage

Innovative Konzepte erobern ETFs

Derivate-Strategien helfen bei der Ertrags-Risiko-Optimierung des Portfolios - Bonitätsaspekt entfällt

Innovative Konzepte erobern ETFs

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Verschmelzung von Zertifikate-Strukturen und Fonds schreitet voran. Das zeigt die Schaffung des neuen Segments Exchange Traded Structured Funds (ETSF), also börsennotierte strukturierte Fonds, durch die Schweizer Börse SWX. In Deutschland wird den unterschiedlichen ETF-Gattungen noch nicht durch ein eigenes Segment auf der XTF-Plattform, der Handelsplattform für ETFS der Deutschen Börse, Rechnung getragen. Tatsächlich drängen immer mehr Indexfonds auf den Markt, die nicht nur Indizes eins zu eins abbilden, sondern auch wie strukturierte Wertpapiere durch ihre Konstruktion regelbasierte passive Anlagestrategien verfolgen und dadurch verschiedene Chance-Risiko-Profile aufweisen. Aufgrund der nur mäßigen Leistungen vieler Fondsmanager und der hohen Managementgebühren werden die ETFs in den nächsten Jahren sehr große Kapitalzuflüsse von institutionellen und auch privaten Anlegern erleben. Ende des dritten Quartals verwalteten die rund 70 Fondsgesellschaften weltweit Anlegergelder in Höhe von 745,4 Mrd. Dollar. Bei einer derzeitigen Wachstumsrate von rund 30 % jährlich wird bis 2011 ein Anstieg der Assets under Management auf 2 Billionen Dollar erwartet. Die strukturierten ETFs haben wichtige Vorteile gegenüber Zertifikaten. Durch das Sondervermögen des Fonds wird das bei Zertifikaten nachteilige Emittentenrisiko ausgeschlossen. Für Versicherer und Pensionskassen ist es damit ebenfalls einfacher, strukturierte ETFs in ihr Portfolio aufzunehmen. Durch die ab 2009 geltende Abgeltungssteuer gewinnen die Indexfonds zusätzlich an Attraktivität. Vor dem 31. Dezember 2008 gekaufte Produkte genießen im Unterschied zu den Zertifikaten einen Bestandsschutz. Gewinne sind dann nach Ablauf der Zwölfmonatsfrist immer noch steuerfrei.Dass passives Fondsmanagement bei ETFs immer mehr an Bedeutung gewinnt, zeigt auch die Bewertung des FTSE RAFI Europe ETF (FR0010400770) von Lyxor als innovativste Fonds-Idee des Jahres durch die Ratingagentur Feri. Bei dem Produkt wird mit dem “Fundamental Indexing” ein neuartiger Ansatz bei der Zusammenstellung von Indizes verfolgt. Bei der Index-Methode wird die Gewichtung der Werte anhand von Fundamentalfaktoren wie Dividende, Cash-flow, Umsatz und Buchwert vorgenommen. Die historische Rückbetrachtung und die Praxis hat gezeigt, dass die Indizes ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis als die klassischen Indizes haben. Im Juni hat die Deutsche Bank den ShortDax ETF (LU0292106241) und den Euro Stoxx 50Short ETF (LU0292106753) eingeführt. Gerade in der aktuellen Börsenphase verzeichnen die Produkte hohe Umsätze. Der börsengehandelte Indexfonds auf den ShortDax basiert auf einem Strategie-Index, der von der Deutschen Börse berechnet wird. Die Wertentwicklung dieses Marktbarometers ist umgekehrt proportional zur Performance-Entwicklung des Dax. Die Konstruktion des ShortDax ist einfach. Der Index spiegelt die Bewegungen des Dax in gegenläufiger Richtung wider und bildet die Entwicklung des deutschen Leitindex gegenüber dem jeweiligen Vortag mit einer Hebelwirkung von minus 1 ab. Zusätzlich zur gegenläufigen Kursentwicklung des Dax beinhaltet der ShortDax auch die durch die Anlagestrategie anfallenden Zinszahlungen in Höhe des doppelten Eonia-Satzes. Intelligente ProdukteSeit November bietet Invesco PowerShares mehrere strukturierte Fonds auch in Europa an. Unter der Bezeichnung Dynamic-ETFs starteten sie ETFs, die auf der Entwicklung von Aktien aus Europa, den USA und den Industrieländern beruhen. Die Indizes werden nach quantitativen Indexregeln gemanagt und quartalsweise nach transparenten Regeln angepasst. Der PowerShares Dynamic Europe Fund ETF (IE00B23D9570) basiert auf der Entwicklung des QSG Active Europe Index. Dieser versucht über ein multifaktorielles Modell aus einem Universum von 10 000 globalen Werten europäische Aktien zu finden, die die größten Chancen auf Kursanstieg haben. In den vergangenen drei Jahren konnte das Produkt (31 %) den MSCI Europa mit einem Abstand von 7 Prozentpunkten schlagen. Wie bei den Zertifikaten gibt es von PowerShares nun auch Themen-ETFs wie den PowerShares Global Water Portfolio, der auf der Entwicklung des Palisades Global Water Index (IE00B23D9026) basiert. Er enthält Unternehmen, die im Bereich Wasseraufbereitung, Entsorgung und Service tätig sind. Der PowerShares Global Clean Energy Fund (IE00B23D9133) basiert auf dem WilderHill New Energy Global Innovation Index. Das Marktbarometer enthält Gesellschaften, die den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf den Bereich Erneuerbare Energien und Technologien für saubere Energie haben. Ein ähnliches Produkt lancierte Barclays vor wenigen Wochen mit dem iShares S & P Global Clean Energy (DE000A0M5X10), der auf der Entwicklung des S & P Global Clean Energy Index basiert. Dieses Marktbarometer besteht aus 30 Firmen aus den Bereichen Clean-Energy-Produktion, Clean-Energy-Technologie und Clean-Energy-Equipment.Die Kapitalanlagegesellschaften erweitern die Angebotspalette bei Themen-ETFs und Strategie-Fonds sehr schnell, so dass sich die börsengehandelten Indexfonds vor dem Hintergrund der ab 2009 geltenden Abgeltungssteuer zu einer ernsthaften Konkurrenz entwickeln könnten.