Neues Konzept für Rohstoffindizes

Open Interest bestimmt Gewichtung- J. P. Morgan will Rollverluste eindämmen - Erste Produkte handelbar

Neues Konzept für Rohstoffindizes

Von Armin Schmitz, FrankfurtEine wachsende Zahl von Anlegern hat Rohstoffe als Anlageklasse entdeckt. Viele Commodity-Produkte verzeichneten in den vergangenen Monaten große Zuflüsse von Investorengeldern. Ziel der Anleger ist es offensichtlich, das Depot gegen eine Beschleunigung der Inflation oder das Depot durch eine Diversifizierung mit Rohstoffanlagen zu schützen. Ende 2010 waren weltweit allein in Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) auf Rohstoffe Anlegergelder in Höhe von rund 46 Mrd. Dollar (33,8 Mrd. Euro) investiert.Die Investitionsmöglichkeiten sind vielfältig. Von Direktinvestitionen über Rohstofffutures hin zu Zertifikaten auf breit diversifizierte Rohstoffindizes reicht das Angebot. Aufgrund der Preisentwicklung in den vergangenen Monaten befinden sich die Fristenstrukturkurven viele Rohstoffe an den Terminmärkten allerdings in einer sogenannten Contango-Phase. Dabei zeigt sich, dass für Terminkontrakte mit späteren Verfallsterminen höhere Preise als für spotpreisnahe Futures bezahlt werden. Investitionen über passive Produkte entwickeln sich wegen der auftretenden Rollverluste unterdurchschnittlich. Besser sind die Backwardation-Phasen, in denen für Terminkontrakte mit zeitnahen Verfallsterminen höhere Preise als für spätere Laufzeiten bezahlt werden.Indizes der ersten Generation wie der S & P GSCI und der DJ UBS Commodity Index hatten wegen der Besonderheiten der Fristenstrukturkurven nach Analysen von Vontobel im Zeitraum 1990 bis 2009 annualisierte Rollverluste von 61 % und 62 % gegenüber den Spotpreisen der Rohstoffe. Indizes der zweiten Generation wie der UBS Bloomberg Constant Maturity Commodity Index (UBS CMCI) wollen die Nachteile durch die Terminfristenkurse minimieren, indem sie die Fristigkeiten der Indizes durch gleitende Kauf-Verkauf-Prozesse auf einen definierten Zeitwert einfrieren.Vontobel macht nun die J.P.-Morgan-Commodity-Curve(JPMCCI)-Indexfamilie erstmalig durch Zertifikate handelbar. In einem ersten Schritt stehen Papiere auf den Gesamtindex JPMCCI Aggregate sowie vier JPMCCI-Subindizes auf Agrarprodukte, Industriemetalle, Energie und Edelmetalle zur Auswahl.Diese Indizes des US-Finanzinstituts bilden die Terminkurven anders ab und nehmen eine andere Gewichtung der Rohwaren vor als die bisherigen Marktbarometer. J. P. Morgan deckt ein Universum von 36 Rohstoffen ab, was deutlich größer ist als der GSCI Commodity Index (24 Rohstoffe) und der DJ UBS (19 Rohstoffe). Die Zusammensetzung wird einmal im Jahr angepasst. Die Rohstoffpositionen werden im monatlichen Rhythmus gerollt. Die Indexgewichtung der Rohstoffkontrakte basiert auf der Verteilung des Open Interest entlang der Futures-Kurve. Bei der Zusammensetzung der jeweiligen Futures-Komponenten wird die Verteilung in den zurückliegenden drei Jahren berücksichtigt. Mit einem Anteil von 46 % hat der Energiesektor eine vergleichsweise hohe Gewichtung. Es folgen Agrargüter (22 %), Industriemetalle (18 %) und Edelmetalle (11 %) sowie Lebendvieh (3 %). Kurvenneutraler AnsatzWährend klassische Indizes Rohstoffpreise über einen Terminkontrakt abbilden, nutzen die Curve-Indizes einen kurvenneutralen Ansatz und bilden die gesamte Futures-Kurve ab. Ziel hierbei ist es nicht, die bekannten Rollverluste bei einem Kontraktwechsel vor der Fälligkeit in den sogenannten Contango-Situationen zu verhindern, sondern die Verluste zu reduzieren. Außerdem senkt diese Abbildungsmethode die Volatilität des Index.Backtestings vor 2007 und auch der Praxistest geben einen Hinweis, dass diese Abbildungsmethodik in Contangophasen deutliche Vorteile gegenüber den klassischen Rohstoffindizes hat. Die Performance-Analysen für den Zeitraum von 1990 bis 2009 zeigen, dass der JPMCCI eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,8 % aufwies. Der S & P GSCI kam stattdessen auf eine Rendite von lediglich durchschnittlich 3,1 % und der DJ UBSCI auf eine von 5,6 % jährlich. Die annualisierte Volatilität lag für die J.P.-Morgan-Rohstoff-Barometer bei 15,5 %. Die Sharp Ratio betrug 0,31, der S & P GSCI kam auf lediglich 0,13 und der DJ UBSCI auf 0,22. Das Commodity-Curve-Index-Konzept ist ein intelligenter Ansatz, um die Nachteile eines Rohstoffinvestments zu reduzieren. Es fehlt aber letztlich noch der Praxistest in mehreren Marktphasen.