Finanzen persönlich

Rohstoffe optimieren Depot-Performance

Geringe Abhängigkeit von anderen Assetklassen - Natürlicher Inflationsschutz

Rohstoffe optimieren Depot-Performance

Von Heino Reents Ob Öl, Gold oder Weizen – Rohstoffe sind in den vergangenen Jahren verstärkt ins Bewusstsein der Investoren gelangt. Das liegt sicher zum einen an der starken Performance, die die meisten Rohstoffe seit Anfang 2000 verzeichnet haben. Zum anderen werden auch immer mehr Anlegern die besonderen Eigenschaften klar, die Rohstoffe als Baustein fürs Portfolio aufweisen und deshalb so interessant machen. StabilisatorDa ist zunächst die geringe Abhängigkeit zu anderen Anlageklassen. Die Wechselwirkung zwischen Rohstoffen und Anleihen sowie Rohstoffen und Aktien ist äußerst schwach. Oft entwickeln sie sich sogar gegenläufig, was dazu führt, dass das Depot insgesamt stabilisiert wird. Steigt beispielsweise der Ölpreis, lassen sich häufig die damit einhergehenden Verluste an den Aktienmärkten kompensieren. Fallende Kurse bei Rohstoffen stimulieren dagegen die Konjunktur und sorgen so für anziehende Unternehmensgewinne.Zu den Rohstoffen zählen neben Edelmetallen wie Gold und Silber auch Industriemetalle wie Nickel, Aluminium oder Zink. Hinzu kommen mit Öl und Gas die sogenannten Energieträger und mit Weizen, Orangensaft, Zucker und Kaffee die Agrarprodukte.Rohstoffpreise unterliegen anderen Einflussfaktoren als Aktien und Renten, denn sie werden vor allem durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt. Der Einbruch an den Aktienmärkten zur Jahrtausendwende ging beispielsweise an den Rohstoffmärkten fast spurlos vorüber. Wer in dieser Zeit mit einem Teil seines Portfolios auf Rohstoffe setzte, konnte also wesentlich ruhiger schlafen als Investoren mit einer klassischen Mischung aus Aktien und Anleihen. Volatilität sinktSomit ist eine Beimischung von Rohstoffen zu einem Portfolio mit einem Diversifikationseffekt verbunden, der die Volatilität eines Depots in der Regel auch dann senkt, wenn nur ein relativ geringer Prozentsatz in Rohstoffe angelegt wird. Eine Beimischung von Rohstoffen zu einem globalen Aktien-Renten-Portfolio, so empfehlen Experten, erhöhe die Rendite und senke zugleich das Risiko. Darüber hinaus werden Rohstoffinvestitionen, insbesondere Rohstoffindizes, oft als natürlicher Inflationsschutz betrachtet, da ihre Preise – besonders Energiepreise – sich zum Teil in der Inflationsrate niederschlagen. Doch Vorsicht: Die Einflussfaktoren auf Rohstoffe sind nicht nur schwer zu prognostizieren, sondern in ihren Auswirkungen auch sehr wechselhaft. Politische Instabilitäten, Regierungskrisen, Währungsschwankungen und das Wetter können starke Kursausschläge provozieren. Breitgefächertes Angebot Wer auf den Zug aufspringen und sich Rohstoffe ins Depot legen will, dem steht ein breitgefächertes Angebot zur Auswahl. Es reicht von speziellen Goldfonds über Exchange Traded Funds (ETF), Indexzertifikate bis hin zu allgemeinen Rohstofffonds, die auch in Holz oder Kakao investieren. Die Wertentwicklung war zuletzt je nach Produktkonzeption sehr unterschiedlich: Produkte, die ausschließlich auf das Thema Energie abzielten, gewannen wegen des hohen Ölpreisanstiegs deutlich mehr als beispielsweise Fonds, die auf Metalle und Minenwerte setzen. Weil sich aber Marktverhältnisse ändern und besonders Rohstoffe in der Vergangenheit häufig zyklischen Entwicklungen unterworfen waren, leiden viele Anlageprodukte unter der festen Gewichtung der berücksichtigten Rohstoffe. Der stark vom Energiesektor geprägte Rohstoffindex der Investmentbank Goldman Sachs, GSCI, hat beispielsweise seit Jahresbeginn mehr als 10 % verloren – die Rally bei den Industriemetallen hat er somit kaum mitgemacht. Grund für die vergleichsweise schwache Performance ist die Gewichtung der Rohstoffgruppen. Direkt oder indirekt anlegen?Für Investoren sollte die Frage zunächst lauten: Will ich direkt in Rohstoffe investieren oder lieber in Unternehmen, die damit zu tun haben? Termingeschäfte selber zu tätigen scheidet für Privatanleger wegen der enormen Komplexität von vorneherein aus. Eine Hilfestellung bringt die Überlegung, was der Anleger mit dem Rohstoffinvestment erreichen möchte. Wer Rohstoffe zur Diversifikation einsetzen will, sollte somit keine Rohstoffaktien kaufen. Denn wenn der Aktienmarkt in den Keller geht, trifft dies auch Rohstoffaktien. Der Preis des physischen Rohstoffs bleibt davon jedoch meistens unberührt.Wichtig zu wissen ist also, an welchem Rohstoffindex sich der Fonds oder das Zertifikat orientiert, denn dadurch wird die Anlagepolitik bestimmt. Wer also eine bestimmte Meinung von einem Rohstoff hat, sollte sich ein Produkt suchen, das den bevorzugten Rohstoff auch stärker gewichtet oder zumindest eine regelmäßige Überprüfung der Zusammensetzung vornimmt. Dadurch wird ausgeschlossen, dass längerfristige Rallys verpasst werden.Für Privatanleger, die sich nicht kontinuierlich mit den Besonderheiten und Entwicklungschancen einzelner Rohstoffe auseinandersetzen wollen, ist deshalb die Investition in breitgestreute Baskets oder Indizes über Zertifikate, Fonds oder ETFs der sinnvollste Weg. ETFs am günstigstenETFs sind die mit Abstand kostengünstigste Variante, allerdings ist die Auswahl bislang noch recht überschaubar. Zertifikate hingegen sind Inhaberschuldverschreibungen, das heißt, im Falle einer Insolvenz des Emittenten geht der Anleger leer aus. Als nachteilig gelten außerdem die mangelnde Transparenz und die relativ hohe Kostenbelastung. Dafür bietet das mittlerweile sehr große Angebot für jeden Anlegertyp das passende Produkt, ob mit Garantie oder ohne, mit fester Laufzeit oder “open end”.Bei Aktienfonds hingegen muss der Investor beachten, dass der Kurs nur teilweise vom Rohstoffpreis abhängt, sondern auch vom Unternehmensmanagement und anderen Faktoren beeinflusst wird. Dafür kümmert sich mit dem Fondsmanager ein Experte ständig aktiv um die Auswahl der Unternehmen. Währungsabsicherung kostetBeim Rohstoffengagement zu beachten ist außerdem der Währungsaspekt. Denn Rohstoffe werden fast alle in Dollar gehandelt. Dies kann die Performance des Rohstoffinvestments negativ, aber auch positiv beeinflussen. Gewinnt der Euro nachhaltig an Wert, vermindert sich dadurch der Wert des entsprechenden Rohstoffs auf Euro-Basis und belastet die Performance. Zertifikate oder Fonds mit sogenannter Quanto-Funktion – das heißt mit Währungsabsicherung – können dieses Wechselkursrisiko ausschließen. Doch Vorsicht: Je nach Emittent und Rohstoff sind die Gebühren sehr ordentlich.