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AGCS rechnet 2022 mit weiter steigenden Preisen

Der Industrieversicherer der Allianz, Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), muss bis 2024 deutlich mehr Gewinn einfahren. Dazu sollen die Kosten runter und die Preise (Beiträge) steigen.

AGCS rechnet 2022 mit weiter steigenden Preisen

mic München

Wohin steuert die Industrieversicherung der Allianz? Joachim Müller hält sich in der Öffentlichkeit ziemlich bedeckt. Der Vorstandschef von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) versucht Taten statt Worte sprechen zu lassen. Mit dem Jahreswechsel intensiviert sich eine neue Phase des Programms, das just auf das Jahr 2024 ausgerichtet ist – dann muss der Allianz-Chefposten neu besetzt werden, sollte Oliver Bäte nach dem Auslaufen seines Vertrags im September 2024 nicht verlängern. In der zweiten Phase des Programms gilt es zu zeigen, dass AGCS nach der Sanierung auch Wachstum leisten kann.

100 Mill. Euro mehr Gewinn

Die Profitabilitätsziele sind klar: Bis zum Jahr 2024 soll der Industrieversicherer rund 100 Mill. Euro mehr operativen Gewinn abliefern als jene 330 Mill. Euro, die mutmaßlich im Jahr 2021 erreicht worden sind. Hierfür soll AGCS die kombinierte Schaden- und Kostenquote um 3 Prozentpunkte verbessern und 95% erreichen. Damit würde die Gesellschaft auf einem Niveau landen, das Mitte des vergangenen Jahrzehnts üblich war, bevor AGCS – teils mit dem Markt – in die roten Zahlen abtauchte (siehe Grafik).

Chris Townsend, der im Vorstand der Allianz SE unter anderem für die Industrieversicherung zuständig ist und Müller für eine „klare Strategie“ lobt, sieht zwei Ansatzpunkte. Einerseits solle die Kostenquote bis zum Jahr 2024 um 1 Prozentpunkt niedriger liegen, sagte er auf dem Kapitalmarkttag im Dezember. Die Zahl der Beschäftigten sinkt wie bekannt um 7%. Der zweite Ansatzpunkt: Die Schadenquote soll um 2 Punkte zurückgehen. Allein der Verzicht auf Beiträge von 700 Mill. Euro, die eine Combined Ratio von mehr als 100% hinterlassen hätten, habe die Schadenquote von 2019 bis 2021 um 3,5 Prozentpunkte gesenkt, so die Rechnung von Townsend.

Der grundsätzliche Ansatz: das aggregierte Exposure von AGCS viel stärker sinken zu lassen als die Beiträge. Dabei hilft, dass nach jahrelangem Rückgang nun wesentlich höhere Preise verlangt werden können. 26% habe das Plus im Jahr 2020 betragen, in den ersten neun Monaten waren es 15%, so Townsend: „Wir denken, der Preisanstieg wird im Jahr 2022 anhalten.“ Das Niveau werde geringer sein als bislang, aber weiterhin über der Inflation der Schadenkosten liegen.

Das Ziel in der Zukunft sei es, das profitable Wachstum zu treiben, betont Townsend. Wachstumschancen sieht AGCS vor allem in den Bereichen Finanzdienstleister, Technologie/Medien/Telekommunikation sowie Energie und Bau. Der Vertrieb ist aufgerüstet worden, Experten bieten diesen Branchen als erste Ansprechpartner Versicherungslösungen über alle AGCS-Sparten und sogar konzernweit an.

Regional gesehen ist für den Industrieversicherer Amerika wichtig, weil dort die Hälfte des Geschäfts erwirtschaftet wird. Entertainment-Versicherung soll nach den hohen Coronaverlusten intelligent vorangetrieben werden. In Asien setzt der Versicherer vor allem auf den chinesischen Markt. Für Zentral- und Osteuropa hatte Regional-Chef Hans-Jörg Mauthe bereits im Sommer die Devise ausgegeben, selektiv auf Expansion umzuschalten. Als interessante Gebiete bezeichnete er die Managerhaftpflicht, die Absicherung von Anlagen für erneuerbare Energieerzeugung, den alternativen Risikotransfer und Segmente der Sach- und Haftpflichtversicherung (vgl. BZ vom 17. August).

Rückversicherung hilft

Für Townsend aber ebenfalls wichtig: das Portfolio so auszurichten, dass die Gewinn-und-Verlust-Rechnung der Allianz SE nicht mehr so stark von veränderten Marktbedingungen in der Industrieversicherung oder von Großschäden getroffen wird. Über den Zyklus hinweg habe die Schaden- und Kostenquote bisher um 10% nach oben und nach unten ausgeschlagen, rechnet er vor. Im Jahr 2024 sollen es maximal nur noch 3 Prozentpunkte sein, so dass die Combined Ratio zwischen 92% und 98% schwanken würde. Neben den Konditionen der Verträge soll dafür auch die Rückversicherung sorgen, die das Netto-Exposure für einzelne Schadenszenarien verringert.