Impact Investing

Auch auf soziale Ziele kommt es an!

Derzeit fließt das meiste nachhaltig angelegte Geld in Umwelt- und Klimaprojekte. Soziale Ziele erfahren bisher zu wenig Aufmerksamkeit.

Auch auf soziale Ziele kommt es an!

Betrachtet man nachhaltige Anlagen aus der Perspektive des Risikomanagements, sind drei Aspekte zu unterscheiden: Umwelt, Soziales und Unternehmenspolitik, im Englischen allgemein als ESG bezeichnet. Diese drei Buchstaben beziehen sich auf den Geschäftsbetrieb und bewerten, ob dieser nachhaltig ist, ob sich das Unternehmen gut um seine Mitarbeiter sorgt und ob es richtig geführt wird.

Was ESG im Prinzip nicht betrachtet, sind die Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens und deren positive, soziale oder ökologische Auswirkungen auf die Gesellschaft. Genau darum geht es beim Thema Impact Investing. Doch der Fokus liegt dabei meist auf den Themen Umwelt und Klima und viel weniger auf der sozialen Wirkung und Themen wie Bildung, Armutsbekämpfung und Chancengleichheit. Und das obwohl Investoren und Projekte, die sowohl Umwelt- als auch Sozialaspekte berücksichtigen, die wahren Wegbereiter sind.

Triodos Investment Management investiert aus einem ganzheitlichen Verständnis von Nachhaltigkeit, bei dem der Mensch und die Umwelt gleichermaßen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund suchen wir für unsere Anlageportfolios nach Unternehmen, die sich in beiden Bereichen positiv auswirken. So wäre eine Investition in einen Bio-Bauernhof, der Menschen mit psychiatrischen oder psychosozialen Problemen oder einer geistigen Behinderung beschäftigt. Ein solches Unternehmen trägt dazu bei, unser Ernährungssystem nachhaltiger zu gestalten, während es gleichzeitig arbeitsmarktfernen Menschen die Möglichkeit bietet, an der Gesellschaft teilzuhaben und sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

Derzeit fließt das meiste nachhaltig angelegte Geld allerdings in Umwelt- und neuerdings auch Klimaprojekte. Das sind Themen, die den meisten nachhaltigen Anlegern vertraut sind. Darüber hinaus sind grüne Investitionen oft greifbarer und lassen sich leichter mit finanziellen Erträgen verknüpfen, wie zum Beispiel Investitionen in Solar- und Windenergie.

Im Gegensatz dazu sind Investitionen mit einer sozialen Komponente oft weniger messbar. So sind die sozialen Aspekte in den UN-Nachhaltigkeitszielen – wie etwa „keine Armut“ und „kein Hunger“ – recht weit gefasst. Die europäische Gesetzgebung droht nun diese fehlende soziale Komponente bei nachhaltigen Investitionen zu verstärken, indem sie die Transparenzanforderungen vor allem auf den grünen Inhalt von Geldanlagen konzentriert. Dadurch gerät das Soziale ungewollt in den Hintergrund, obwohl es mehr Aufmerksamkeit verdient.

Mensch und Umwelt vereint

Die Welt steht vor enormen Herausforderungen, von zunehmender Ungleichheit bis hin zum Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität. Diese Herausforderungen sind oft miteinander verknüpft und die Lösung liegt meist in einer Kombination aus ökologischen und sozialen Aspekten.

Wenn man sich auf das Klima konzentriert, indem man zum Beispiel einen Windpark errichtet, aber soziale Aspekte wie die Interessen der Anwohner ignoriert, wird man weniger erfolgreich sein. Es wäre besser, die Anwohner vom Windpark profitieren zu lassen, zum Beispiel über eine Energiegenossenschaft. Das sehen wir insbesondere auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort gehen nachhaltige Energielösungen oft mit einer Verbesserung der Lebensqualität einher. Zum Beispiel können Landwirte mit Hilfe von Solarzellen vor Ort Energie für die Bewässerung ihres Landes erzeugen.

Produkte und Dienstleistungen, die das Leben der Menschen verbessern und sich gleichzeitig mit Umweltfragen befassen, haben eine große Wirkung. Das eigene Zuhause nachhaltiger zu gestalten, ist für die Elite und die Mittelklasse finanziell sehr gut machbar. Für einen vollständigen und erfolgreichen Übergang zu einem nachhaltigen Wohnungsbestand und einem flexiblen, sauberen Energienetz braucht es jedoch auch Unternehmer und Wohnungsgenossenschaften, die Sachen wie Solaranlagen und Isolierung für einkommensschwächere Gruppen zugänglich machen. Solche Unternehmen haben eine größere Wirkung und sind daher eine gute Investition.

Wenig Aufmerksamkeit

Ab dem 1. Januar 2023 müssen nachhaltige Fonds angeben, welcher Teil des Portfolios grün ist oder der Kategorisierung der EU-Taxonomie entspricht. Dies ist ein guter Impuls dafür, mehr Kapital in nachhaltige Anlagen zu lenken.

Einen solchen Anreiz für soziale Investitionen gibt es derzeit aber nicht. Die europäischen Vorschriften verlangen von Vermögensverwaltern, dass sie jede Anlage klassifizieren: Ist sie grün (ökologisch) oder sozial? Die meisten Fonds entscheiden sich dabei für grün, auch wenn ihre Investitionen teilweise sozial sind. Erstens, weil soziale Ziele (noch) nicht in der grünen EU-Taxonomie auftauchen und daher nicht für ein besseres Nachhaltigkeitsrating sorgen. Darüber hinaus ist grün leichter zu definieren und gut mit der Einnahmequelle eines Unternehmens zu verknüpfen.

Obwohl eine soziale Taxonomie in Arbeit ist, ist die Frage, ob die EU sie tatsächlich gesetzlich verankern wird. Wir unterstützen das nachdrücklich, da dieses Prinzip zu einer doppelten Bewertung eines Investmentfonds führen wird: der grüne Inhalt und der soziale Inhalt, so dass sich Anleger ein besseres Bild machen können.

Vorläufig führt die soziale Wirkung eines Investments nicht zu einer anerkannten Nachhaltigkeitsbewertung. Es gibt weniger Investitionsmöglichkeiten in soziale als in grüne Investments und ist es schwieriger, soziale Investments an finanzielle Renditen zu koppeln. Dennoch kann mit der Kombination von sozialen und ökologischen Zielen viel mehr erreicht werden, wenn es um die Wirkung geht. Eine echte Wirkung kann nur mit der Kombination von nachhaltigen und sozialen Zielen erreicht werden.

Alle Gruppen mitnehmen

Zu bedenken gilt auch, dass man mit Umwelt- und Klimazielen alleine nicht weit kommt, wenn man nicht gleichzeitig den sozialen Aspekt mitbetrachtet. Für das Gelingen der Nachhaltigkeitswende sind alle gefragt, einschließlich der unteren Einkommensgruppen, die ihre Häuser jetzt nicht nachhaltiger gestalten können, weil ihnen das Geld dafür fehlt. Die Zweiteilung innerhalb der Gesellschaft ist ein ernsthaftes Problem mit weitreichenden Folgen. Der Finanzsektor trägt dabei eine große Verantwortung.

Wir müssen dafür sorgen, dass das Kapital dort ankommt, wo es wirklich gebraucht wird und wo es die größte Wirkung entfaltet. Das heißt, nicht nur für einfache oder leicht messbare Projekte. Wir müssen ökologische und soziale Aspekte als Branche stärker in Gleichgewicht bringen. Schließlich gibt es viele Möglichkeiten für Investitionen, die in beide Richtungen wirken und gleichzeitig eine gute finanzielle Rendite bieten.