BaFin-Umbau

Auf der Suche nach Bilanzspezialisten

In der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat man es kaum erwarten können, dass das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) in Berlin konkret wird. Schließlich winken der Behörde mit den Reformen im Kielwasser des...

Auf der Suche nach Bilanzspezialisten

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

In der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat man es kaum erwarten können, dass das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) in Berlin konkret wird. Schließlich winken der Behörde mit den Reformen im Kielwasser des Wirecard-Skandals neue personelle Ressourcen. Und nach der Einigung auf ein Ende der zweistufigen Bilanzkontrolle sind dies sogar mehr als zunächst erhofft.

Bevor klar war, dass die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) Anfang kommenden Jahres ihre Arbeit einstellen wird, plante die BaFin, deren Verwaltungsrat ihr insgesamt 155 zusätzliche Stellen bewilligte, mit 22 neuen Fachstellen allein im Enforcement, also der Prüfung der Rechnungslegung. Streicht die DPR ihre Segel, wird auch deren Personal oder die entsprechende Zahl an Stellen der BaFin zugeschlagen – wie vor Jahren bereits die Ressourcen der Finanzmarktstabilisierungsanstalt FMSA in der Bankenabwicklung. Derzeit zählt die DPR 13 Prüfer, drei Mitglieder im Leitungskreis sowie sieben Beschäftigte in der Geschäftsführung, wie dort zu erfahren ist. „Wir begrüßen es sehr, dass die Bilanzkontrolle einstufig wird“, erklärte BaFin-Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch am Dienstag. Die Erfahrung zeige, dass sich das zweistufige Verfahren nicht bewährt habe wie erhofft. Nun werde die BaFin schlagkräftiger, es gebe mehr Informationsaustausch mit der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) und auch mehr Ermittlungsbefugnisse für die BaFin.

Dass im Zuge des Zweistufen-Verfahrens der Verein  DPR im Staatsauftrag seit 2005 in der Überwachung der Bilanzen mitmischen darf, ist in der BaFin in der Vergangenheit ohnehin vor allem als politischer Erfolg der Wirtschaftsprüfer-Lobby empfunden worden. Fehlen nur noch die geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten, um künftig in der Bilanzkontrolle auch forensisch aktiv zu werden.

Der Markt gilt als schwierig. Rechnungslegungsspezialisten, die mutmaßlichen Bilanzfälschern auf die Schliche kommen können und außerdem aufsichtsrechtlich bewandert sind, sind dem Vernehmen nach rar gesät, zumal solche mit der Bereitschaft, zum Bundes-Angestelltentarifvertrag (BAT) anzutreten. Manch einer, der den Wechsel aus der Privatwirtschaft in die Behörde wagte, stellte bald fest, dass er nur halb so gut verdiente, deshalb indes nicht unbedingt weniger arbeitete.

BaFin-Exekutivdirektorin Beatrice Freiwald erklärte am Dienstag, man werde „alles tun“, um die gesuchten Wirtschaftsprüfer noch im Laufe dieses Jahres zu rekrutieren. Dazu stehe auch ein Budget für außertarifliche Entgelte bereit. Um sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen, werde die BaFin auch auf externe Berater zurückgreifen. Laut Exekutivdirektor Raimund Röseler setzt die Behörde „auf eine Mischung von externen und internen Leuten“. Intern sei die BaFin gar nicht so schlecht bestückt wie manchmal dargestellt, sagte er und verwies etwa auf IT-Forensiker in den eigenen Reihen. Einem angespannten Markt hatte sich die BaFin schon 2012 stellen müssen, als sie ein neues Referat „IT-Infrastrukturen bei Banken“ einrichtete, das 2018 in der Gruppe „IT-Aufsicht/Zahlungsverkehr/Cybersicherheit“ aufging. Röseler: „Viele wollen auch zu uns, weil sie bei den Guten arbeiten wollen.“