Raiffeisenbank im Hochtaunus

BaFin rügt Geschäftsorganisation

Mit Verweis auf eine nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation hat die BaFin der Raiffeisenbank im Hochtaunus eine höhere Gesamtkapitalquote vorgeschrieben, die sie in der Praxis deutlich übererfüllt.

BaFin rügt Geschäftsorganisation

tl Frankfurt – Die BaFin schreibt der Raiffeisenbank im Hochtaunus eG, vor, ihre Eigenmittel zu erhöhen. Zur Begründung wird auf eine nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation verwiesen. Das geht aus einer Anordnung vom 12. Januar 2022 hervor, die die Aufsicht bekannt machte – einen Tag nachdem das in Bad Homburg vor der Höhe ansässige Institut seine Geschäftszahlen 2021 vorgestellt hat. Zu Einzelheiten wollte die BaFin, wie in solchen Fällen üblich, nicht Stellung nehmen.

Die Raiffeisenbank teilte gestern Abend schriftlich mit, die zusätzliche Eigenmittelanforderung fuße auf einer turnusmäßigen Sonderprüfung. Dabei sei „im Zusammenhang mit der Risikoprävention der zugrundeliegende Sachverhalt im Kreditgeschäft festgestellt“ worden. Die Bank ist 2021 sehr stark in der gewerblichen (Immobilien-)Investoren- und Projektfinanzierung gewachsen.

Die Bank erklärte weiter, die aufsichtsrechtlich zu erfüllende Gesamtkapitalquote sei von bisher 10,5% auf 11,7% angehoben worden – per 28. Februar lag sie aber schon bei 16,2%. Die Erfüllung der Anforderung stelle „aufgrund dieser starken Eigenkapitalsituation weiterhin kein Problem“ dar. Von der Änderung der Eigenmittelanforderung seien weder die Kundengeschäfte noch die Geschäftsstrategie betroffen. Das Geschäftsmodell funktioniere. Der Zuschlag sei „an der untersten Grenze der Verwaltungspraxis in diesen Fällen festgesetzt“ worden.

Die Bank hat bereits auf die Kritik der Aufsicht reagiert. „Erste Maßnahmen der Optimierung der Prozesse sind bereits angestoßen, der aufsichtsrechtliche Vorsorgebedarf wurde bereits gebildet und findet sich in den veröffentlichten Zahlen per 31.12.2021 wieder.“ Die durchweg positiven Aussagen auf der Bilanz-Pressekonferenz am 1. März müsse man nicht korrigieren. Dort hatte das Institut extrem gute Zahlen vorgelegt (s. Tab.). Danach legte der Zinsüberschuss um fast 50% auf 31 Mill. Euro zu, beim Betriebsergebnis vor Bewertung waren es sogar 78% (auf 19,3 Mill. Euro) – vor dem Hintergrund von per Ende 2021 fast vervierfachten Geschäftsguthaben (97 Mill. Euro). Das Kernkapital stieg auf 141 Mill. Euro. Das schaffte die mit einer Bilanzsumme von 1 Mrd. (i.V. 751 Mill.) Euro kleine Raiffeisenbank mit einer nur um sechs auf 91 gestiegenen Mitarbeiterzahl.

Raiffeisenbank im Hochtaunus eG
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss31,121,0
Provisionsüberschuss4,03,6
Verwaltungsaufwand15,813,4
Betr.erg. vor Bewertung19,310,9
Kernkapital141,266,6
Geschäftsguthaben97,127,7
Bilanzsumme1030751
Cost-Income-Ratio (%)45,655,9
Mitarbeiter (Anzahl)9185
Börsen-Zeitung