Bauen und modernisieren in Zeiten des Klimawandels

Bausparkassen machen ökologisches und nachhaltiges Wohnen für viele Menschen erst möglich

Bauen und modernisieren in Zeiten des Klimawandels

Alle reden über den Klimawandel, viele wollen etwas tun: Weniger Autofahren, bewusster einkaufen, Ressourcen sparen. Wohneigentümer haben da noch mehr Möglichkeiten, indem sie beispielsweise ihr Haus dämmen, eine effizientere Heizung einbauen oder eine Solaranlage auf das Dach montieren. Wer heute neu baut, wird automatisch zum Klimaschützer, die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind hoch. Aber auch wer renoviert, kann sehr viel tun. Altbau versus NeubauWir wissen, dass den größten Einfluss auf den Heizenergieverbrauch das Alter, die Größe und der energetische Standard eines Hauses haben. Wenn das Eigenheim weniger Energie verbraucht, verursacht es einen geringeren CO2-Ausstoß. Und das zunächst einmal ganz unabhängig davon, mit welchem Energieträger geheizt wird. In einem älteren Gebäude ist das Einsparpotenzial schon deshalb sehr hoch, weil es von Haus aus mehr Wärme verliert. Laut der Energieberatung co2online gehen in einem nicht gedämmten Altbau bis zu 35 % der Wärme über die Außenwände und bis zu 20 % über das Dach verloren. Insgesamt verpufft hier mehr als der Hälfte der eingesetzten Energie. Ein Neubau dagegen kann heutzutage von vornherein nahezu klimaneutral sein. Zu Klimaschützern werdenLaut Umweltbundesamt entfallen von durchschnittlich 11,6 Tonnen Treibhausgasemissionen eines Deutschen im Jahr 21 % auf Heizung und Strom, das sind rund 2,4 Tonnen. Hauseigentümer können hier am meisten einsparen: Vor allem durch eine gute Wärmedämmung sowie mit einer modernen Heizungsanlage. Auch der Bezug von Ökostrom trägt zum drastischen Senken der Emissionen bei. Wer dazu noch eine Solar- oder Fotovoltaikanlage installiert, ist in Sachen Klimaschutz ganz weit vorne mit dabei.Besonders deutlich wird das anhand eines Beispiels: Eine Familie mit zwei Kindern wohnt in einem nicht sanierten Einfamilienhaus aus den 60er Jahren auf 125 qm. Für Heizung und Warmwasser verbraucht die Ölheizung 2800 Liter im Jahr, dazu kommen jährlich 5000 kWh Strom. Die Treibhausgasemissionen eines jeden Familienmitglieds liegen mit circa 2,88 Tonnen etwas höher als der durchschnittliche CO2-Ausstoß für Heizung und Strom. Die Nachbarsfamilie wohnt in einem neuen, etwa gleich großen Einfamilienhaus. Die Holzpellet-Heizung verbraucht 2,5 Tonnen Pellets im Jahr und wird von der Solaranlage auf dem Dach unterstützt. Zudem nutzt die Familie jährlich 4 500 kWh Ökostrom. Deren gesamte Treibhausgasemissionen sind mit circa 0,15 Tonnen pro Person rund 95 % niedriger als bei den Nachbarn gegenüber.Diese Rechnung macht deutlich, dass wir vor allem technisch sehr wohl in der Lage sind, Energie zu sparen und das Klima zu schützen. Am Umdenken, an Unterstützung und an der Umsetzung hapert es allerdings noch zu häufig. Klimaschutz kostet GeldDenn einen Haken hat die Sache mit dem Umweltschutz – zuerst muss investiert werden. Die Energieeinsparverordnung ist mit ein Grund, warum Bauen und Modernisieren bei uns so teuer sind. Hier kommen die Bausparkassen mit ins Spiel: Sie helfen nicht nur mit günstigen und zinssicheren Darlehen, die Finanzierung zu stemmen, sondern unterstützen ihre Bausparer auch bei der Suche nach den passenden staatlichen Fördermitteln vor allem von KfW oder BAFA. Fleißige BausparerDie vier Bausparkassen der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen ARGE verwalten einen Großteil aller Bausparverträge und -summen in Deutschland. Laut dem Forschungsinstitut Empirica waren die Bausparkasse Schwäbisch Hall, Deutsche Bausparkasse Badenia, LBS Landesbausparkasse Südwest und Wüstenrot Bausparkasse 2018 alleine in Baden-Württemberg an Finanzierungen von rund 80 000 Wohneinheiten beteiligt. Das Gros davon entfiel auf Modernisierungen, rein rechnerisch waren aber auch bei etwa jedem vierten Neubau oder Neuerwerb Bausparmittel mit im Spiel. Und wo mehr gebaut und renoviert wird, werden auch mehr energetische und klimaschützende Maßnahmen durchgeführt. Hier im Ländle gibt es übrigens 424 Bausparverträge je 1 000 Einwohner, im Bundesdurchschnitt lediglich 325. Eigenkapital reicht oft nichtDie Baden-Württemberger gelten als Bausparer und als Häuslebauer. Diesen Ruf haben sie weit über die Landesgrenzen hinaus. Viel mehr Menschen würden gerne in den eigenen vier Wänden leben, können es aber nicht. Es fehlt schlicht und ergreifend das nötige Eigenkapital. Da die Preise für Wohnimmobilien und Bauland viel schneller gestiegen sind als die Einkommen, sind oft horrende Summen nötig, die als Grundstock angespart werden müssen. Da helfen auch niedrige Darlehenszinsen nur bedingt. Vielerorts treiben sie die Baupreise sogar weiter an und sorgen für noch höhere Eigenkapitalschwellen. Deshalb schaffen auch Durchschnittsverdiener den Sprung in die eigenen vier Wände oft nicht mehr aus eigener Kraft.Außerdem fehlt den Menschen Geduld. Unsere digitale Welt macht es vor: Heute bestellt, morgen geliefert. Das Sparen für die eigenen vier Wände erfordert aber einen langen Atem. Man muss früh anfangen und dran bleiben. Ein Eigenheim-to-go gibt es nun mal nicht. Wer allerdings einmal gelernt hat zu sparen, bleibt dabei. Deshalb ist es so wichtig, junge Leute rechtzeitig auf das richtige Spargleis zu setzen. Untersuchungen zeigen, dass die Menschen mehr zur Seite legen, wenn sie erst einmal Bausparer sind und deshalb auch früher und häufiger in den eigenen vier Wänden wohnen als andere. Wohneigentum immunisiert gegen hohe Konsumausgaben und neutralisiert die Neigung zu Spontanentscheidungen. Wirksame Anreize schaffenDas Förderinstrument Wohnungsbauprämie (WoP) ist als Initialzündung für junge Menschen in der Ausbildung oder bei Berufseinsteigern geschaffen worden, um mit dem Sparen zu beginnen. Die WoP hat nicht nur einen positiven Effekt auf das Sparen, sondern auch auf die spätere Wohneigentumsbildung. Obwohl die absolute Höhe des Zuschusses überschaubar ist, sorgt die Signalwirkung der staatlichen Förderung für eine frühzeitige und kontinuierliche Vermögensbildung. Gibt es immer weniger Prämienberechtigte, bedeutet das auch weniger potenzielle Eigentümer. Deshalb müssten die Förderbeträge und Einkommensgrenzen erhöht und an die Entwicklung der Gehälter angepasst werden.Die hohe Bedeutung von selbstgenutztem Wohneigentum für die Alterssicherung ist bekannt. Selbst durchschnittlich verdienende Eigentümer haben zu Rentenbeginn ein fast doppelt so hohes Geldvermögen und ein fünf- bis sechsfach höheres Gesamtvermögen als Mieterhaushalte im selben Einkommensbereich. Das ist ein wichtiger und nachhaltiger Nebeneffekt des frühzeitigen Eigenkapitalsparens.Vielerorts fehlt es schlicht und ergreifend an verfügbaren Grundstücken. Ein echtes Nadelöhr, vor allem in den Städten und Speckgürteln. Vergleicht man die inserierten Immobilienpreise, sind diese in den vergangenen zehn Jahren bei Eigentumswohnungen um 75 % und bei Eigenheimen um 48 % gestiegen. Enkelgrundstücke, fehlende Planungskapazitäten und nicht zuletzt langwierige Bürgerbeteiligungen verzögern vielerorts das Bauen auf eigentlich baureifem Land. Und die wenigen Grundstücke, die es deshalb gibt, werden teuer verkauft. Ein Faktencheck der ARGE und des Pestel-Instituts dokumentiert, dass bundesweit die reinen Baukosten von 2000 bis 2017 mit 36 Prozentpunkten stärker gestiegen sind als die Lebenshaltungskosten mit 28 Prozentpunkten. Berücksichtigt man zusätzlich die Preise für Grundstück, Ausstattung und Nebenkosten, lag der wahre Preisanstieg sogar bei 55 %. Wer kann das noch bezahlen? Ziel so nicht zu erreichenSo kann das ehrgeizige Ziel “klimaneutrales Bauen” nicht erreicht werden. Zunächst einmal wollen die Menschen wohnen, ob klimagünstig oder nicht kommt erst an zweiter Stelle. Solange zu wenig gebaut wird und die Immobilienmärkte leer gefegt sind, kann sich das auch nicht ändern. Ohne zusätzliche staatliche Anreize, höhere Förderungen und sinnvolle Unterstützung werden wir in Sachen Wohnungsbau und beim Klimaschutz nur langsam Fortschritte machen. Stefan Siebert, Vorsitzender der ARGE Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen und Vorstandsvorsitzender der LBS Landesbausparkasse Südwest