Betriebliche Altersvorsorge ist wenig beliebt

Umfrage: Nur ein Viertel der Arbeitnehmer nutzt Entgeltumwandlung - Angebot der Arbeitgeber fehlt

Betriebliche Altersvorsorge ist wenig beliebt

tl Frankfurt – Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist bei den Arbeitnehmern in Deutschland (noch) nicht richtig angekommen. Die gesetzliche Rente wird zwar als unzureichend für den Ruhestand erkannt. Die meisten Arbeitnehmer setzen als zusätzliche Absicherung aber lieber auf andere Mittel. Dies ergab eine repräsentative Befragung von 1 000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die das Meinungsforschungsinstitut Research Now online im Rahmen der Studie “bAV zwischen Wunsch und Wirklichkeit” für Deloitte durchgeführt hatte.61 % der Befragten haben Angst vor Altersarmut. Nur 37 % haben eine klare Vorstellung von der Leistung, die sie bei ihrer Pensionierung aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten werden (48 % “ungefähr”, 15 % “keine”). Die gesetzliche Rente werde nur 56,5 % des tatsächlichen Finanzbedarfs im Alter decken, so der Durchschnitt der Antworten. Es verwundert daher nicht, dass 80 % zusätzlich vorsorgen. Am beliebtesten ist das Sparbuch bzw. das Festgeldkonto, gefolgt von der eigenen Immobilie. Riester-Sparen steht erst auf Platz 3 (siehe Grafik).Über eine betriebliche Altersvorsorge verfügt nicht einmal die Hälfte (genau 45 %) der Befragten. Allerdings sind nur 40 % der erwähnten 80 %, die zusätzlich vorsorgen, der Meinung, eine Weiterführung der bisherigen Vorsorgeanstrengungen reiche aus. Für Deloitte ergibt sich daraus ein großes Potenzial für die baV. Einige Unternehmen aktivImmerhin 40 % haben eine vom Arbeitgeber finanzierte Altersversorgung. Die Entgeltumwandlung nimmt nur ein rundes Viertel der Befragten in Anspruch. Bei den Jüngeren ist es ein Drittel, bei den Niedrigverdienern sind es nur 19 %. Etwa die Hälfte wurde vom Arbeitgeber auf die Entgeltumwandlung aufmerksam gemacht. Ein Drittel wurde durch den Steuervorteil überzeugt, gefolgt von der hohen Sicherheit (27 %) und den geringen Kosten (19 %).Als wichtigsten Grund, warum sie bisher keine Entgeltumwandlung betreiben, nannten 42 % der Arbeitnehmer das Fehlen eines Angebots vom Arbeitgeber. Mit deutlichem Abstand schließen sich “kein Geld übrig” (25 %) und “habe mich noch nicht darum gekümmert” (20 %) an.Durch einen Zuschuss – ein zentrales Element des gerade verabschiedeten Betriebsrentenstärkungsgesetzes – ließen sich nur wenige zum Abschluss einer bAV bewegen, nämlich nur Teile derer, die kein Geld übrig haben bzw. derer, denen das Angebot nicht attraktiv genug ist, ergab die Befragung, ohne diese Teile näher zu spezifizieren.Hingegen würden 37 % nicht auf eine Gehaltserhöhung verzichten, um eine wertgleiche bAV-Anwartschaft zu erwerben. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um überdurchschnittlich alte Beschäftigte mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen.Die Sicherheit der Geldanlage ist für die befragten Arbeitnehmer mit Abstand am wichtigsten bei ihrer Altersversorgung. Deutlich dahinter rangieren Garantien. Die ideale bAV solle möglichst flexible Ein- und Auszahlungen ermöglichen. Bei den Auszahlungsvarianten liegen (einmalige) Kapitalleistung und Rente praktisch gleichauf. Viel Luft nach oben”Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, wie viel Luft nach oben es bei der bAV noch gibt”, sagt Peter Devlin, Partner Human Capital Advisory Services bei Deloitte. “Um die Zahl der Nutzer zu steigern, müssen die tatsächlichen Wünsche der Arbeitnehmer stärker berücksichtigt werden.” Einige Elemente des Betriebsrentenstärkungsgesetzes wiesen in die richtige Richtung, andere widersprächen den derzeitigen Vorstellungen der Arbeitnehmer aber. In welchem Maße und in welchem Zeitraum die bAV gestärkt werden wird, ist für Devlin daher fraglich.—– Wertberichtigt Seite 6