Großkunden drängen auf Änderung

Binance beugt sich dem Wunsch nach Trennung von Verwahrung und Handel

Professionelle Händler wollen ihre Gegenparteirisiken immer möglichst gut managen. Deshalb fangen sie an, ihre Sicherheiten von Binance abzuziehen und diese bei anderen Partnern zu deponieren.

Binance beugt sich dem Wunsch nach Trennung von Verwahrung und Handel

Die von Marktanteilsverlusten geplagte Kryptobörse Binance öffnet sich für eine grundsätzlich veränderte Architektur im Zusammenspiel von Handel und Verwahrung der Sicherheiten (Collateral). Während Collateral bislang zwangsweise komplett auf der Plattform verblieb oder in den zu Binance gehörenden Verwahrer Ceffu floss, können institutionelle Kunden in Kürze externe Custody-Spezialisten dafür verwenden. Damit passt sich Binance den Gepflogenheiten des regulierten Börsenhandels an, wo eine Trennung von Funktionen die individuelle und systemische Sicherheit stützen soll.

FTX-Debakel eine Warnung

Große Händler wie Hedgefonds hatten auf diese Änderung gedrungen, fühlten sie sich doch zunehmend unwohl damit, alle Wertpapiere auf einer Plattform zu belassen, die sich im Disput mit den Aufsehern befindet und der weitere Sanktionen drohen. SEC-Chef Gary Gensler hatte dieses Vermischen („commingling“) von Tätigkeiten wie Handel, Verwahrung und Wertpapierkredite bereits kritisiert – und bei FTX kam es schon zur Veruntreuung von Kundengeldern.

Mit diesem Geschäftsmodell sind Binance und Coinbase als die wichtigsten Krypto-Plattformen aber über viele Jahre groß geworden, und in dieser Architektur verdienen sie an den Handelsprovisionen gut. Insofern könnten nun Einnahmen bedroht sein. Zudem kann es Händlern leichter fallen, mit ihren Depots zu anderen Plattformen zu wechseln, wenn sie die Verwahrung schon bei einem Partner haben, der Dollar/Euro-Konten sowie klassischen Wertpapier- und Kryptohandel hat.

Zwei Custody-Partner stehen bereit

Binance selbst erklärte gegenüber der „Financial Times“, dass es sich bei dem neuen Arrangement um eine typische Maßnahme handele, um Gegenparteirisiken zu managen. Man sei schon dabei, diese Risikomanagement-Funktionalität mit Bankpartnern zu testen.

Erste Verlagerungen sollen in Kürze stattfinden, und zwar zu den beiden Schweizer Instituten Sygnum Bank und Flow Bank. Die stehen unter Aufsicht der Finma und dort liefern hinterlegte Wertpapiere wie US-Staatsanleihen dem Kunden Zinserträge. Die Sygnum Bank hatte kürzlich 40 Mill. Dollar zusätzliches Kapital aufgenommen zu einer Bewertung von 900 Mill. Dollar. Dem Verwaltungsrat der Flow Bank gehört unter anderem Coinshares-Geschäftsführer Jean-Marie Mognetti an.

Immer noch Top-Liquidität

Binance ist mit einem Marktanteil von 30 bis 40% immer noch der größte Kryptohändler und verfügt damit über die Liquidität für gute Geld-/Briefkurse, wie sie insbesondere institutionelle Adressen brauchen. Diese sammeln in der Regel Aufträge, die sie dann in einem kurzen Handelsfenster auf einer Plattform abwickeln wollen.

Coinbase verfolgt die Strategie, sich stärker unabhängig zu machen von den Handelsprovisionen und baut zum Beispiel Staking-Dienste sowie eine DeFi-taugliche Blockchain-Plattform auf.

Binance öffnet sich für externe Wertpapierverwahrer

Kunden dringen auf besseres Management ihrer Sicherheiten – Erste Übertragungen von Wertpapieren an andere Custodians starten in Kürze

bg Frankfurt

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