Kai Jordan, MWB

„Brücke zwischen Emittenten und Investoren“

Der Börsenboom hat der MWB eine Ergebnisexplosion beschert. Ebenso wichtig wie das Handelsvolumen ist für die MWB die Weiterentwicklung ihrer Geschäftstätigkeit, sagt Vorstand Kai Jordan.

„Brücke zwischen Emittenten und Investoren“

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt

Nach dem Corona-Crash sind die Aktienmärkte ab Mitte März in eine spektakuläre Hausse übergegangen. Davon war auch ein Wert betroffen, der in der breiten Öffentlichkeit wenig Beachtung findet. Es handelt sich um die Aktie der MWB Wertpapierhandelsbank. Mitte März 2020 noch bei etwas mehr als 2 Euro, zog sie, getrieben vom Börsenboom, bis auf ein im Juni 2021 erreichtes Allzeithoch von 23 Euro an. Derzeit notiert sie ex einer üppigen Dividende bei 11 Euro, was im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie immer noch einen kräftigen Gewinn bedeutet.

Ergebnis explodiert

„Wir haben den Wind nutzen können“, sagte Kai Jordan, im Vorstand der MWB für Corporates & Markets zuständig, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. In den Zahlen spiegelt sich das deutlich wider. 2020 stieg das Ergebnis der normalen Ge­schäftstätigkeit um nahezu 1200% auf 24,5 Mill. Euro an. 2021 sei das Ergebnis zwar um rund 20% gesunken, liege damit aber ebenfalls um ein Vielfaches über dem von 2019, so Jordan.

Ebenso wichtig wie das vom Unternehmen nicht beeinflussbare Handelsvolumen an den Wertpapiermärkten ist für Jordan jedoch die Weiterentwicklung der Geschäftstätigkeit der MWB. „Die MWB von heute ist nicht mehr mit der MWB vor fünf, sechs Jahren vergleichbar“, so Jordan. Damals habe das Geschäftsmodell im Wesentlichen in der Skontroführung und im Spezialistenhandel bestanden. Dieses Geschäft sei seit Jahren profitabel und auch weiterhin die Hauptertragsquelle des Unternehmens. Allerdings stoße es auf wenig öffentliche Aufmerksamkeit. „Wir wollten die Ergebnisbeiträge diversifizieren, und daher haben wir entschieden, das Geschäftsfeld Corporates & Markets aufzubauen. Als Kapitalmarktdienstleister betreuen wir unsere Investoren und Emittenten im Bereich kleinerer und mittelgroßer Unternehmen (KMU) über den gesamten Lebenszyklus, vom IPO/IBO über Kapitalerhöhungen, Aktienrückkäufe und Übernahmeangebote. Auch wurden bereits einige Umtauschanleihen für Kunden emittiert. Wir sehen uns als Brücke zwischen Emittenten und Investoren. Nach einer Transaktion ist unser Einsatz nicht vorbei, auch eine nachgängige Betreuung der Emittenten ist notwendig und vor allem auch im Sinne der Investoren.“

Das neue Geschäftsfeld hat sich auch im Personal der Wertpapierhandelsbank deutlich niedergeschlagen. „2017 haben wir in dem neuen Bereich mit 2,5 Stellen angefangen, heute sind dort 17 Mitarbeiter aktiv, was das Wachstum und den Erfolg des Geschäfts zeigt, das mittlerweile einen guten Deckungsbeitrag liefert. Wir konnten aufgrund unseres Führungsstils gute Leute gewinnen, die ihrerseits neues Know-how und weitere Kundenkontakte mitbringen.“ Damit einher ging ein größerer Raumbedarf, so dass die Frankfurter Niederlassung in neue Räumlichkeiten umziehen musste. 2021 betreute die MWB in Zusammenarbeit mit Partnern KMU-Platzierungen im Gesamtvolumen von mehr als 200 Mill. Euro, darunter das IPO der Tokentus Investment im M:Access-Segment der Münchener Börse. Darüber hinaus hat die MWB u.a. die Reverse IPOs von Enapter und Mic betreut.

Ein besonderes Augenmerk der MWB gilt künftig auch der Tokenisierung. Das Unternehmen hat eine Kooperation mit dem Hamburger Fintech Neofin vereinbart, das tokenisierte Kapitalmarktemissionen zum Gegenstand hat. „Wir handeln nicht mit Bitcoin, sind aber im Wertpapierbereich aktiv“, so Jordan. „Daher schauen wir uns das Thema an. 2017 gab es weltweit fünf tokenisierte Emissionen, 2020 bereits 100. Prognosen gehen von Abermillionen von tokenisierten Wertpapieren im Jahr 2026 aus. „Wir denken, das ist etwas, was natürlich zu unserer Produktpalette gehört, und wollen uns da schon rechtzeitig positionieren. Wir wollen unsere Ansprüche an die Plausibilität von Transaktionen, die wir an den Kapitalmarkt bringen, mit der neuen Welt verbinden.“ Darüber hinaus entwickelt die MWB derzeit ein eigenes ESG-Rating. „Das Thema ist uns sehr wichtig, nicht nur aus regulatorischen Gründen und weil unsere Kunden hier Bedarf haben. Wir machen das auch aus Überzeugung“, so Jordan.

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