China-Banken hadern mit Zahlungsaufschub
nh Schanghai
Der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern China Evergrande Group soll auf Anweisung chinesischer Behörden und Finanzregulatoren vorerst mit Kreditstundungen über die Runden gebracht werden, heißt es in chinesischen Marktkreisen. Dem Vernehmen nach sind die überwiegend staatskontrollierten chinesischen Banken dahingehend unterrichtet worden, dass in der kommenden Woche anstehende Zins- und Tilgungszahlungen auf Bankkredite des in extremen Liquiditätsnöten steckenden Immobilienentwicklers ausfallen werden. Evergrande steht aber weiterhin in laufenden Verhandlungen mit heimischen Kreditinstituten, um Darlehensrückzahlungen zu verzögern beziehungsweise einen sogenannten Roll-over von Krediten zu erwirken.
Umschuldung im Gespräch
Die Zahlungsnöte des führenden chinesischen Wohnimmobilienentwicklers sind gegenwärtig eines der beherrschenden Themen im chinesischen Finanzmarktgeschehen, weil der dramatisch überschuldete Sektorriese im Fall eines Konkurses schwere Schockwellen sowohl im Kreditgewerbe als auch am Immobilienmarkt auslösen könnte. Gegenwärtig scheint die chinesische Regierung nicht geneigt zu sein, die vom Milliardär Hui Ka Yan mehrheitlich kontrollierte Evergrande mit einem förmlichen Bail-out und dem Einschuss von Staatsmitteln aufzufangen. Die Experten rechnen allerdings damit, dass Peking im Hintergrund darauf hinwirkt, ein einigermaßen geordnetes Schuldenrestrukturierungsverfahren zu ermöglichen, um Panikreaktionen seitens der Banken, Anleger und nicht zuletzt auch Evergrande-Kunden und Zulieferer zu verhindern.
Keine Crash-Gefahr
In einer Mitteilung der Ratingagentur Fitch wird dahingehend beruhigt, dass Zahlungsausfälle bei Evergrande für das chinesische Bankensystem in Gänze verkraftbar seien. Jedoch dürften kleinere Institute einen deutlichen Zuwachs an faulen Krediten in ihren Bilanzen spüren, heißt es in dem Fitch-Bericht weiter. Ein Stresstest der chinesischen Zentralbank habe ergeben, dass die durchschnittliche Eigenkapitalquote der rund 4000 Banken in China nur geringfügig sinken würde, wenn die Zahl der ausfallgefährdeten Darlehen bei Immobilienkonzernen zunähme. Zugleich betont Fitch, dass selbst bei einem möglichen Zusammenbruch des weltweit höchstverschuldeten Immobilienkonzerns die Auswirkungen auf die Häuserpreise im Reich der Mitte gering sein dürften. Damit dürfte Evergrande kaum zum Auslöser für einen Immobilienmarkt-Crash in China werden.