Quartalszahlen

Commerzbank schreibt tiefrot

Die Commerzbank hat im zweiten Quartal 2021 noch schlechter abgeschnitten als von Analysten erwartet. Dennoch gibt sich das Management hoffnungsvoll.

Commerzbank schreibt tiefrot

bn Frankfurt

Ein sinkender Zinsüberschuss, ein Rückgang sonstiger Erträge infolge von Sondereffekten sowie allem voran Restrukturierungskosten haben die Commerzbank tief in die roten Zahlen gedrückt. Für das zweite Quartal weist die Bank einen Konzernverlust von 527 Mill. Euro nach einem Gewinn von 183 Mill. im Vorjahreszeitraum aus (siehe Tabelle). Im Markt war ein Fehlbetrag von 504 Mill. Euro erwartet worden.

Beteiligungen zahlen sich aus

Die Ertragsrechnung prägen diverse Sonderfaktoren: Positiv auf die Erträge wirkten sich dabei mit 42 Mill. Euro Einnahmen aus langfristigen Refinanzierungsgeschäften der Notenbank (TLTRO) sowie mit 101 Mill. Beteiligungen des Wagniskapitalarms Commerzventures am Kreditkartenanbieter Marqeta so­wie am auf Tierversicherungen spezialisierten Insurtech Bought by Many aus. Andererseits stellte die Bank 66 Mill. Euro zurück, um die Folgen des höchstrichterlichen Ur­teils zur Zustimmungsfiktion bei AGB-Änderungen zu bewältigen. Für das Kreditportfolio der Tochter MBank in Schweizer Franken wurden nochmals 55 Mill. Euro reserviert – in dieser Angelegenheit richten sich die Blicke des Managements auf das Oberste Gericht in Polen, das den Erwartungen zufolge am 2. September in der Frage, ob die Bank oder deren Kunde das Wechselkursrisiko tragen muss, Klarheit schaffen wird. Nachdem die Commerzbank Ende Juli die Auslagerung ihrer Wertpapierabwicklung an HSBC Transaction Services gestoppt hatte, kamen an Belastungen noch eine Sonderabschreibung über 200 Mill. und Rückstellungen im zweistelligen Millionenbereich hinzu. Operativ konterkarierte ein An­stieg des Aufwands den Effekt rückläufiger Risikokosten, so dass sich das Betriebsergebnis um 84% auf 32 Mill. Euro reduziert hat. Nach Restrukturierungskosten von gut 500 Mill. Euro im zweiten Quartal summieren sich die von der Bank im Zuge ihres Umbaus in den zurückliegenden drei Quartalen angehäuften Verluste auf knapp 3,2 Mrd. Euro.

Finanzvorständin Bettina Orlopp lenkte vor diesem Hintergrund die Aufmerksamkeit auf die Kapitalausstattung des Hauses: „Wir haben im zweiten Quartal trotz der hohen Einmaleffekte und des Restrukturierungsaufwands unsere harte Kernkapitalquote stabil gehalten“, erklärte sie. „Das belegt erneut, dass wir eine sehr starke Basis für die Transformation haben.“ Die harte Kernkapitalquote per Ende Juni lag wie vor Jahresfrist bei 13,4% – nach Angaben der Bank glichen versicherungsmathematische Gewinne sowie niedrigere Kapitalabzüge den Effekt des Quartalsverlustes auf die Kapitaldecke aus. Zum Jahresende rechnet die Bank mit einer Quote von 13%. Im Mai hatte die Bank noch mehr als 12,5% prognostiziert, im Februar nur über 12%.

Die Aufwandsquote klettert

Die Aufwandsquote im operativen Geschäft schnellte im zweiten Quartal binnen Jahresfrist von 70,4% auf 93,6% in die Höhe. Ein Anstieg des Provisionsüberschusses um 7,6% ge­genüber dem Vorjahreszeitraum machte dabei die Reduktion des Zinsüberschusses um 8,2% nicht wett. Ein negativer Swing in den sonstigen Erträgen sowie ein schwächeres Er­gebnis aus der Fair-Value-Bilanzierung ließen die Einnahmen vor Risikoergebnis um 18% auf 1,862 Mrd. Euro einbrechen. Dies waren rund 60 Mill. Euro weniger als im Konsens von Analysten erwartet.

In der Privatkundensparte fielen die Erträge ungeachtet eines florierenden Wertpapiergeschäfts und starken Kreditwachstums zwar um 4,5% auf 1,13 Mrd. Euro. Fallende Risikokosten und ein erhöhter Provisionsüberschuss ließen das operative Ergebnis der Sparte gleichwohl um 28% auf 138 Mill. Euro anziehen. In der Firmenkundensparte fielen die Erträge um 1,5% auf 769 Mill. Euro, derweil ein positiver Swing der Risikokosten von rund 300 Mill. Euro das operative Ergebnis binnen Jahresfrist von minus 91 Mill. auf 244 Mill. Euro ins Plus drehen ließ.

Commerzbank
Kennzahlen nach IFRS
2. Quartal              1. Halbjahr            
in Mill. Euro2021 20202021 2020
Zinsüberschuss1 1731 2772 4272 597
Provisionsüberschuss8527911 8031 668
Fair-Value-Ergebnis125163485– 141
Ergebnis aus Sicherungs­zusammenhängen– 4135– 5264
Sonstiges Ergebnis– 290– 109– 335– 97
Risikoergebnis – 87– 469– 235– 795
Verwaltungsaufwand1 7041 5263 1733 030
Operatives Ergebnis32205570– 74
Pflichtbeiträge3973375374
Restrukturierungsaufwendungen511976
Ergebnis vor Steuern– 478211– 406– 24
Ertragsteuern (minus: -gutschrift)4014– 4362
Konzernergebnis– 527183– 363– 86
Ergebnis je Aktie (Euro)– 0,43– 0,12
Ende Juni                 
2021 2020
Aufwandsquote im operativen Geschäft (in %)93,670,4 81,582,5
Eigenkapitalrendite (%)– 8,9 2,3 – 3,9– 1,1
Ende Juni 2021Ende 2020
Harte Kernkapitalquote (fully loaded, in %) 13,4  13,4 13,413,2
Bilanzsumme (Mrd. Euro)543,6550543,6506,6
Börsen-Zeitung