Carlo Trabattoni

„Deutschland noch nicht richtig angefasst“

Im Fondsgeschäft hinkt der italienische Versicherungsriese Generali der europäischen Konkurrenz hinterher. Auch in Deutschland bleibe viel zu tun, sagt Manager Carlo Trabattoni. Eile bestehe nicht.

„Deutschland noch nicht richtig angefasst“

Die Karte für Investoren kann sich sehen lassen: Darf es vielleicht ein Hedgefonds-Häppchen im Ucits-Mantel sein, serviert vom Londoner Haus Lumyna Investments? Oder ein knackiger grüner Fonds des Pariser Analysespezialisten Sycomore? Ein aus verschiedenen Strategien zusammengesetztes Portfolio der italienischen Spezialboutique Plenisfer? Oder eine saftige Anlage in Schuldtitel für öffentliche Infrastruktur aus der Küche von Generali Global Infrastructure (GGI)?

Der italienische Versicherungsriese Generali setzt auf ein Sammelsurium verschiedener Boutiquen, um im Fondsgeschäft auch jenseits der Verwaltung von Versicherungsbeständen allmählich Fuß zu fassen. Im Vergleich zu einigen europäischen Rivalen hat die Generali hier noch Nachholbedarf. Carlo Trabattoni, CEO der Konzerneinheit Generali Asset & Wealth Management, sieht gleichwohl Chancen im umkämpften, aber vielschichtigen und im Wandel begriffenen Fondsgeschäft. „Der Markt entwickelt sich rasant“, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Generali ist freilich ein Gigant in der Vermögensverwaltung: Ein Volumen von 563 Mrd. Euro zur Jahresmitte rechnet der Konzern der Assetmanagement-Sparte zu – doch nur 113 Mrd. Euro, also ein Fünftel, entfällt dabei auf Vermögen für Kunden außerhalb des Versicherungskonzerns. Bezogen auf den deutschen Absatz wiederum weist der Fondsverband BVI für Generali ein Volumen von 118 Mrd. Euro aus, das überwiegend auf Mittel außerhalb von Investmentfonds entfällt. Wie viele Kunden bereits über die Boutiquen erreicht worden sind, lässt der Manager offen. „Im Assetmanagement haben wir Deutschland noch nicht richtig angefasst“, sagt er aber.

Die Rolle des Managers ist noch jung: Der Versicherer hatte ihn 2017 von der britischen Fondsgesellschaft Schroders geholt und ihn zum Head der neuen Sparte Generali Investments Partners ernannt. Mit der Infrastrukturtochter GGI gab der Konzern im März 2018 den Start der ersten Boutique bekannt, die Übernahme von Sycomore oder Lumyna fädelten die Italiener wenig später ein. Heute zählt Generali acht Boutique-Adressen.

Versichern und verwalten

Für einen Versicherungskonzern ist das Assetmanagement reizvoll, wie Trabattoni sagt: Die Nachfrage nach Anlagelösungen sei groß, Versicherer verfügten bereits über Investmentexpertise, das Geschäft binde wenig Kapital. Dieser Logik folgt auch die Konkurrenz: Die Allianz ist mit ihren Töchtern Allianz Global Investors und dem US-Anleiheverwalter Pimco ein großer Vermögensverwalter für Drittkunden, wovon aber ein Großteil auf Kundschaft in den USA entfällt und nur ein Drittel auf Europa. Die Axa hat in ihrer Tochter Investment Managers ebenfalls ein Geschäft mit Drittkunden aufgebaut, und auch Legal & Ge­neral ist zugleich ein Dickschiff im Fondsgeschäft. Nicht alle Versicherer folgen allerdings dieser Logik. Der niederländische Konzern NN hat seine Fondstochter im August an Goldman Sachs verkauft und damit sowohl das Angebot an Drittkunden abgegeben als auch die Verwaltung der eigenen Bestände ausgelagert.

Weitere Übernahmen sind für die Generali naheliegend. Jede Gesellschaft müsse mit ihrem Ansatz das Netzwerk des Versicherers bereichern und mit den Zielen übereinstimmen, sagt Trabattoni. Der Versicherer werde sich dabei nicht hetzen lassen. „Wir haben es nicht eilig, zu akquirieren, sondern verfolgen dabei einen disziplinierten Ansatz.“ Diszipliniert ist auch die Kommunikation: Wie hoch das Zielvolumen der verwalteten Vermögen ist, sagt er nicht.

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