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Euphorie am Kryptomarkt ebbt nach ETF-Freigabe ab

Nach dem Enthusiasmus um die Freigabe von Spot-ETFs auf Bitcoin in den USA mehren sich die pessimistischen Prognosen für digitale Anlagen. Denn die erhoffte institutionelle Adoption bleibt laut der Deutschen Bank bislang aus. Bitcoin rutscht auf die niedrigsten Niveaus seit Anfang Dezember ab.

Euphorie am Kryptomarkt ebbt nach ETF-Freigabe ab

Bitcoin-Euphorie ebbt ab

Kryptomarkt nach ETF-Freigabe unter Druck – Hackerangriff auf SEC-Account weckt Sorgen

xaw New York

Nach dem Enthusiasmus um die Freigabe von Spot-ETFs auf Bitcoin in den USA mehren sich die pessimistischen Prognosen für digitale Anlagen. Denn die erhoffte institutionelle Adoption bleibt laut der Deutschen Bank bislang aus. Bitcoin rutscht auf die niedrigsten Niveaus seit Anfang Dezember ab.

Die Euphorie der Anleger nach dem Start Spot-basierter ETFs auf Bitcoin in den USA ebbt ab. So ist die führende Digitalwährung zum Wochenstart erstmals seit Anfang Dezember unter die Marke von 40.000 Dollar abgerutscht – am Dienstag lag sie zeitweise mit mehr als 5% im Minus. „Wir denken, dass Bitcoin-ETFs als auslösendes Moment, die das Ökosystem aus seinem Winter geschoben haben, die Marktteilnehmer enttäuschen werden“, kommentieren die Analysten von J.P. Morgan die Aussichten in einer Studie zur Aktie der Handelsplattform Coinbase, die das US-Geldhaus angesichts des erwarteten Abfalls von Handelsvolumina im Markt von „Neutral“ auf „Untergewichten“ herabgestuft hat.

Die Zulassung für die börsengehandelten Fonds durch die US-Börsenaufsicht SEC weckt bei Digital-Assets-Enthusiasten Hoffnungen auf eine verstärkte institutionelle Beteiligung im Segment. Denn Spot-ETFs machen die Kryptoanlage für Marktteilnehmer wie Pensionsfonds mit ihren Risikomanagement-Vorgaben vereinbar und effizienter, argumentieren Produktanbieter wie Invesco. Infolge der Spekulation auf einen neuen Boom um Cyberdevisen flossen globalen Kryptoanlageprodukten in der vorvergangenen Woche laut Daten des Vermögensverwalters Coinshares per saldo rekordhohe Mittel im Volumen von 1,25 Mrd. Dollar zu.

Abflüsse aus teuren Vehikeln

Gerade bei teureren Vehikeln wie dem Grayscale Bitcoin Trust ETF kam es zuletzt aber wieder zu einem starken Abfluss. „Marktteilnehmer sollten auch nicht vergessen, dass Anlageprodukte einen sechsmonatigen Track Record vorweisen können müssen, um auf vielen Wealth-Management-Plattformen Aufnahme zu finden“, sagte Coinshares-CEO Jean-Marie Mognetti jüngst im Interview der Börsen-Zeitung. Auch die Deutsche Bank hebt hervor, dass statt institutioneller Investoren bisher Privatanleger die Hauptquelle von ETF-Mittelflüssen in Bitcoin sind.

Die Analysten stellen nach einer aktuellen Umfrage zudem einen Pessimismus für Digital Assets fest. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer und damit der größte Anteil glaubt, dass Bitcoin bis Jahresschluss unter das Kursniveau von 20.000 Dollar fallen wird. Mehr als die Hälfte erwartet, dass bis Ende 2026 eine große Cyberdevise kollabieren wird. Und mit 42% rechnen mehr Teilnehmer damit, dass Bitcoin „in den kommenden Jahren“ verschwinden wird, als die 39%, die eine fortgesetzte Existenz erwarten.

SEC verweigert sich umfassendem Krypto-Rahmenwerk

Die Deutsche Bank verweist auch auf die Betonung von SEC-Chef Gary Gensler, dass seine Behörde Bitcoin mit der ETF-Freigabe nicht gutheiße. Ein Indiz dafür, dass die Aufsicht Listing-Standards für Kryptowertpapiere akzeptieren werde, sei die Zulassung erst recht nicht. Lynn Martin, die Präsidentin der New York Stock Exchange, hat in der Börsen-Zeitung zuletzt betont, dass sich institutionelle Investoren erst dann nennenswert in Digital Assets vorwagen dürften, wenn es zu diesen eine umfassende US-Regulierung gebe. Einer solchen hat Gensler wiederholt Absagen erteilt.

Wind aus den Segeln nahm dem Markt aber auch ein Vorfall im Vorfeld der ETF-Zulassung. So vermeldete der Account der SEC auf der Plattform X bereits einen Tag vor der offiziellen Bekanntmachung die Freigabe für die Vehikel – eine von Hackern platzierte Falschmeldung.

Hacker nutzen simplen Trick

Die Behörde legte zu Beginn der laufenden Woche nun offen, wie die Cyberkriminellen Zugriff auf den Social-Media-Account der Aufsicht erhielten. Sie hätten zu einem SIM-Swap gegriffen – dabei täuschen Hacker einen Telekommunikationsanbieter, damit dieser eine an ein bestimmtes Telefon zugeteilte Nummer auf ein anderes Gerät überträgt. Da die Aufsicht die Multi-Faktor-Authentifizierung für ihren X-Account nach Beschwerden von Mitarbeitern abgeschaltet hatte, reichte dies offenbar, um Zugriff auf das Nutzerkonto zu erhalten.

Die Attacke bringt der SEC Spott aus der Digital-Assets-Szene ein. Doch der von den Hackern abgesetzte Post und die starke Kursreaktion darauf bestärkten die Sorgen institutioneller Investoren um die hohe Manipulationsanfälligkeit des Kryptomarkts. Derweil treibt die SEC ihre Kampagne gegen Kryptodienstleister voran. Am Montag trafen sich SEC-Offizielle und Vertreter der Plattform Binance vor Gericht. Die Aufsicht wirft dem Unternehmen vor, unrechtmäßig begebene Wertpapiere zum Handel angeboten zu haben, Binance will die Klage abweisen lassen. Der Ausgang des Falls gilt als bedeutsam für die gesamte künftige Kryptoregulierung in den USA.

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