Single Resolution Board (SRB)

Euro-Banken werden so langsam abwicklungs­fähig

Die Banken in der europäischen Bankenunion werden mehr und mehr abwicklungsfähig. Eine Untersuchung des Single Resolution Board (SRB) zeigt, dass sich die Lücke beim Bail-in-Kapital innerhalb von nur zwei Jahren mehr als halbiert hat.

Euro-Banken werden so langsam abwicklungs­fähig

ahe Brüssel

Die Banken in der europäischen Bankenunion werden mehr und mehr abwicklungsfähig. Dies zeigt eine Untersuchung der zuständigen Behörde Single Resolution Board (SRB), in der von „erheblichen Fortschritten“ die Rede ist. Die Kreditinstitute hätten ihre Fähigkeiten, Verluste zu absorbieren und sich im Falle eines Zusammenbruchs zu rekapitalisieren, erheblich verbessert, erklärte die in Brüssel ansässige Abwicklungsbehörde. Dies zeige sich bei allen Banken auch beim stetigen Aufbau ihres Bail-in-Kapitals MREL, also der Mindestanforderung an Eigenmitteln und berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten.

Bei der Untersuchung, die vom SRB in dieser Form erstmalig vorgelegt wurde und die künftig jährlich aktualisiert werden soll, hat die Behörde die Abwicklungspläne der Banken bis September 2021 mit den Erwartungen verglichen, die sie bis Ende 2023 zu erfüllen haben. Die SRB-Vorsitzende Elke König betonte, die Arbeit an der Abwicklungsfähigkeit zahle sich aus. Die Fortschritte, die zu sehen seien, gebe es vor allem bei den größten Banken. „Potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und Banken abwicklungsfähig zu machen, ist der Schlüssel zur Gewährleistung der Finanzstabilität“, erklärte König.

Beim SRB sind 82% der betreuten Banken, auf die 97% des gesamten Risikoengagements entfallen, potenziell zur Abwicklung vorgesehen. Die übrigen 3% entfallen hauptsächlich auf öffentliche Entwicklungsbanken und kleinere Banken mit einem besonderen Geschäftsmodell.

Die Untersuchung zeigte nun, dass die meisten Banken bereits heute das endgültige MREL-Ziel für Ende 2023 erfüllen – einschließlich der Kapitalpuffer (CBR). Die Lücke des Bail-in-fähigen Kapitals in der Bankunion hat sich innerhalb von nur zwei Jahren – von 2019 bis 2021 – mehr als halbiert. So summierte sich der aggregierte Fehlbetrag im vierten Quartal 2021 auf 32,6 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 39,9 Mrd. Euro gewesen und zwei Jahre vorher sogar 81,9 Mrd. Euro.

Noch Verbesserungspotenzial

Für das vergangene Jahr errechnete der SRB für 34 Banken MREL-Defizite von nur noch 0,45% des gesamten Risiko-Exposures in der Bankenunion und von 3,51% des Exposures der betroffenen Banken. Diese Institute seien meist mittelgroß und nur wenige von ihnen seien als „Top Tier“ eingestuft, hieß es.

Fortschritte verbuchte die SRB-Untersuchung auch in den Bereichen Governance, Verlustabsorption und Bail-in-Durchführung, Betriebskontinuität, Zugang zu Finanzmarkt­infrastrukturen und Kommunikationsplanung. Beispielsweise hätten Banken erhebliche Maßnahmen ergriffen, um ein Bail-in kurzfristig durchführen zu können, um die Kontinuität ihrer kritischen Funktionen und Kerngeschäftsfelder aufrechtzuerhalten und die für eine Abwicklung nötigen grundlegenden Informationen bereitzustellen.

Nach Angaben der EU-Abwicklungsbehörde gibt es allerdings trotz der Fortschritte auch noch Bereiche mit Verbesserungspotenzialen. Diese beträfen vor allem die rasche Mobilisierung von Liquidität und Sicherheiten in der Abwicklung, die weitere Automatisierung der Management-Informationssysteme für Bewertungszwecke sowie die weitere Operationalisierung von Kapazitäten, die für die Restrukturierung und die Trennung von Aktiva nach einer Abwicklung zum Einsatz kommen.

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