Assetmanagement

Fondstöchter von Versicherern schwächeln

Die Fondstöchter der Versicherer haben sich in den vergangenen Jahren schlechter entwickelt als die Anbieter außerhalb der Assekuranz. Dies zeigt eine Studie von Strategy&, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt.

Fondstöchter von Versicherern schwächeln

sto Frankfurt

Assetmanagementtöchter von Versicherern sind in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen geraten – vor allem, wenn sie nur die Mittel ihrer Mutter betreuen. Dies zeigt eine Studie von Strategy&, die der Börsen-Zeitung vorliegt. 2020 lagen die Einnahmen der Vermögensverwalter von Versicherungsunternehmen mit 23,5 Basispunkten gemessen am verwalteten Vermögen deutlich unter dem Marktdurchschnitt von 42 Basispunkten.

Dies wurde auch nicht dadurch wettgemacht, dass sich ihre Kostensituation mit 14,3 versus 23,1 Basispunkten besser darstellte, argumentieren die Studienautoren Philipp Wackerbeck, Utz Helmuth und Marc Peiter. Insbesondere Versicherertöchter, die sich rein auf die Anlagen der Assekuranzmutter konzentrieren, hätten im Niedrigzinsumfeld wenig Freude. Denn die risikoaversen Versicherer konzentrieren sich auf die Anlageklasse Anleihen, die im Niedrigzinsumfeld wenig Spielraum für ihre Fondstöchter böten, ihre Erträge und Rentabilität zu verbessern.

Bessere Ausgangsbasis

Eine bessere Ausgangsbasis haben der Studie zufolge die Einheiten, die auch konzernfremde Gelder betreuen, wie etwa Pimco und Allianz Global Investors bei der Allianz. Bei Assetmanagern, die Third-Party-Geschäfte akquirieren, war das Wachstum des verwalteten Vermögens 2020 den Berechnungen zufolge mit 6,5 % um 2,5 Prozentpunkte stärker als bei Captives ohne Vermögenswerte durch Dritte. Auch der Gewinn vor Steuern pro 100 Mrd. Euro Assets under Management lag bei der ersten Gruppe mit 7,9 Mrd. Euro um 2,1 Mrd. Euro höher als bei den Captives. Für die Studie waren 41 Vermögensverwalter aus den USA und Europa betrachtet worden, darunter 15 Anbieter aus dem Assekuranzsektor, und Daten zwischen 2012 und 2020 analysiert worden. Dabei zeigte sich, dass grundsätzlich die Fondsanbieter aus den USA ein deutlich schnelleres Wachstumstempo haben als die europäischen (siehe Grafik). Allen voran die Branchenriesen Black­Rock und Vanguard legten beim verwalteten Vermögen in diesem Zeitraum um 148 % auf 7,1 Bill. Euro respektive 259 % auf 5,8 Bill. Euro zu. Viele US-Anbieter konnten ihre Assets seit 2012 locker verdoppeln. Am geringsten war das Plus bei BNY Mellon (72 % auf 1,8 Bill. Euro) und State Street (79 % auf 2,8 Bill. Euro).

Demgegenüber wuchs beispielsweise die DWS nur um 31% auf 793 Mrd. Euro. Bei der Allianz waren es 56 % auf 2,4 Bill. Euro, während DekaBank, Union Investment und Talanx ihre Assets ungefähr verdoppeln konnten. Schwach entwickelte sich auch die Meag mit 44 %, der Assetmanager von Munich Re und Ergo.

Auch wenn die Fondsbranche mit Blick auf die verwalteten Assets seit Jahren ein ordentliches Wachstumstempo verzeichnet, da die Notenbanken durch ihre Maßnahmen für eine Liquiditätsflut an den Kapitalmärkten sorgen, die Rentabilität entwickelte sich zuletzt eher schlecht. Während Strategy& ein Plus von 24 % gegenüber 2018 beim verwalteten Vermögen errechnete (auch durch zunehmende Übernahmen in der Branche), sanken im gleichen Umfang die Gewinne. Am profitabelsten waren kleinere Vermögensverwalter mit aktiven Anlagemanagementmodellen und einem Aktienanteil von mindestens 50 % – trotz deutlich höherer Kosten pro verwaltetem Vermögen. Dank starker Kostensenkungsmaßnahmen in den letzten Jahren verbesserte sich branchenweit die durchschnittliche Cost-Income-Ratio von 66,1 auf 65,2 %. 

„Die Konzentration auf die Kostenreduktion hat bei den Vermögensverwaltern dazu geführt, dass Investitionen in neue Geschäftsmodelle und damit auch die Chance auf Steigerungen bei den Einnahmen in den Hintergrund gerückt sind“, so Helmuth, Director bei Strategy& Schweiz. Gerade bei den Versicherertöchtern sei nunmehr ein Umdenken notwendig, um die Einnahmen steigern zu können. Die Betreuung von Drittparteien erfordert allerdings den Aufbau neuer Berichts- und Vertriebskapazitäten. Um mit dem Third-Party-Geschäft durch organischen Aufbau profitabel zu werden, benötigen Vermögensverwalter der Studie zufolge im Durchschnitt vier bis sieben Jahre und ein verwaltetes Vermögen zwischen 25 und 75 Mrd. Euro. Durch Akquisitionen oder Joint Ventures ließe sich dies beschleunigen.

Neue Angebote

„Für Vermögensverwalter von Versicherern heißt das beispielsweise, Assets von anderen Versicherern mit ähnlich gelagertem Risiko- und Anlageprofil zu managen, etwa im Rahmen von ‚As-a-Service‘-Modellen. Darauf aufbauend können dann die Möglichkeiten einer internationalen Expansion oder die Erweiterung des Produktangebots im Rahmen einer weiterführenden Wachstumsstrategie ausgelotet werden“, sagt Wackerbeck, Global Head of Financial Services bei Strategy&. Existierende Produkte könnten dann auch an Kunden außerhalb der Assekuranz oder in anderen Ländern angeboten werden, die einen ähnlichen Investmentfokus hätten. Auch könnten die Erfahrungen mit Katastrophenrisiken für den Auf-/Ausbau des Angebots alternativer Investments genutzt werden.

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