IMMOBILIEN

Ideeller Faktor

Höher, immer höher steigen die Preise von Wohnimmobilien. Ein Haus oder eine Wohnung in einer großen Metropole ist heute mehr als doppelt so viel wert wie ein vergleichbares Objekt vor zehn Jahren, und auch anderswo steigen die Werte kräftig an,...

Ideeller Faktor

Höher, immer höher steigen die Preise von Wohnimmobilien. Ein Haus oder eine Wohnung in einer großen Metropole ist heute mehr als doppelt so viel wert wie ein vergleichbares Objekt vor zehn Jahren, und auch anderswo steigen die Werte kräftig an, zeigt der Index der deutschen Pfandbriefbanken. Rückblickend geht es fast ohne Unterbrechung nach oben. Das bietet kein Tagesgeldkonto, das nichts abwirft, und auch kein Aktiendepot, das augenscheinlich stärker schwankt, so der offenbar verbreitete Eindruck. Kaum eine Geldanlage ist so beliebt wie die Immobilie, wie Umfrage für Umfrage zeigt.Doch die steigende Kurve, wie sie sich in ähnlicher Form in vielen Studien offenbart, verleitet leicht zum Trugschluss: Es sieht dabei so aus, als steige der Wert einer Immobilie nahezu ohne Schwankungen. Doch die tatsächliche Entwicklung einzelner Objekte bilden die komplexen Untersuchungen im Grunde kaum ab. Ein einzelnes Objekt wird älter, der Zustand verschlechtert sich – der Preisindex rechnet die Effekte von Baujahr und Zustand neben anderen aber heraus. Auch die unterschiedliche Entwicklung der vielen einzelnen Objekte, die mangelnde Möglichkeit der Streuung und die fehlende Transparenz – vom hohen Aufwand ganz zu schweigen – fließt nicht mit ein.Immobilien sind eine riskante Anlage: Wie hoch der Preis ausfällt, kann nur geschätzt, nicht aber mit Gewissheit gesagt werden. Welch Segen ist verglichen damit doch der Börsenhandel, der jedem Wertpapier jederzeit einen Preis zuweist und Risiken transparent macht. Börsen stellen ein öffentliches Gut bereit, nämlich Preisinformationen, und an nicht öffentlichen Märkten fehlt dieser Mechanismus. Was wie Stabilität aussieht, ist tatsächlich ein Mangel an Transparenz, der sich aus der Natur der Märkte heraus ergibt.All das heißt nicht, dass Immobilien ein schlechtes Investment sind. Für Privatleute rechnet es sich vielfach auf lange Sicht, den Kauf eines Objekts einer lebenslangen Miete vorzuziehen. Auch hat gerade der Index der Pfandbriefbanken, der auf realen Transaktionen basiert, einen hohen Wert, zeigt er doch die übergreifende Entwicklung und erleichtert somit auch die Schätzung einzelner Werte.Immobilien haben freilich auch einen ideellen Wert, der sich nicht mit den ökonomischen Kennziffern fassen lässt. Doch jenseits emotionaler Komponenten ist der Ruf von Immobilien vermutlich besser, als es angemessen wäre. Der Mangel an Transparenz, der jenseits öffentlicher Märkte unvermeidbar ist, sollte jeden skeptisch stimmen.