Notenbanken

Kaum Nachfrage nach Dollar-Liquidität

Führende Notenbanken bieten wegen des Bankenbebens nun verstärkt Dollar an. Das hat böse Erinnerungen an die Weltfinanzkrise 2008 geweckt. Die geringe Nachfrage bei den ersten Geschäften dämpft solche Sorgen aber etwas.

Kaum Nachfrage nach Dollar-Liquidität

ms Frankfurt

Das von den Notenbanken weltweit wegen des Bankenbebens verstärkte Sicherheitsnetz in Sachen Dollar-Liquidität wurde zumindest vorerst nicht in großem Stil in Anspruch genommen. Bei den ersten entsprechenden Swap-Geschäften der führenden Notenbanken am Montag gab es von Seiten der Banken kaum Nachfrage. Experten gilt das als Indiz, dass es trotz der Turbulenzen aktuell noch keine Dollar-Knappheit an den Märkten und im Bankensystem gibt. Tatsächlich sehen auch Notenbanker die Maßnahme eher als vorbeugenden Schritt und nicht als Krisenreaktion.

Nach der Notrettung der Credit Suisse hatten die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of Canada, die Bank of England, die Bank of Japan, die US-Notenbank Fed und die Schweizer Nationalbank (SNB) noch am Sonntagabend vereinbart, täglich Geschäfte in US-Dollar mit einer Laufzeit von sieben Tagen anzubieten. Zuvor war das nur ein Mal in der Woche der Fall. Mit der koordinierten Aktion wollen sie eine reibungslose Refinanzierung in Dollar sicherstellen, um mögliche Folgen von Spannungen an den Finanzmärkten auf die Kreditversorgung von privaten Haushalten und Unternehmen abzumildern.

Erinnerungen an 2008

Diese Instrumente waren erstmalig in der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 in großem Stil eingesetzt und genutzt worden. Seitdem gehören sie zum regulären Instrumentenkasten und werden in Zeiten großer Verspannungen an den Märkten verstärkt nachgefragt. Die neue Ankündigung am Sonntagabend hatte mindestens teilweise Befürchtungen geschürt, dass die Notenbanker die Lage als ernster einschätzen könnten als bislang zugegeben. So mancher fühlte sich dadurch zusätzlich an das Krisenjahr 2008 erinnert.

Die ersten Geschäfte am Montag dämpften solche Sorgen aber nun. Im Euroraum beispielsweise sicherte sich nur ein Finanzinstitut 5 Mill. Dollar, wie aus Daten der EZB hervorging. Die Bank of England und die Bank of Japan verzeichneten sogar überhaupt kein Interesse für entsprechende Geschäfte. Die SNB vergab laut Bloomberg täglich 101 Mill. Dollar an Repo-Geschäften mit einer Laufzeit von sieben Tagen – so viel wie seit Oktober 2022 nicht mehr, aber deutlich weniger als in früheren Zeiten, in denen es zu großen Finanzierungsengpässen kam. Die neuen täglichen Geschäfte sollen laut den Notenbanken nun mindestens bis Ende April fortgesetzt werden.

„Es hat den Anschein, dass die Fed und andere Zentralbanken hier sehr präventiv gehandelt haben, und wir wären überhaupt nicht überrascht, wenn die Nachfrage bei diesen Dollar-liefernden Operationen ziemlich bescheiden bleibt“, sagte Steven Barrow, Leiter der G10-Strategie bei der Standard Bank. „Es scheint, dass der Druck auf die Dollar-Finanzierung bisher sehr begrenzt war.“ Ganz ähnlich äußerten sich auch andere Finanzexperten.

Auch Italiens Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco sagte am Montag grundsätzlicher, dass die Banken der Eurozone keine Liquiditäts- oder Kapitalprobleme hätten. Das Finanzsystem in der Gemeinschaft der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) sei nicht direkt von der Rettungsaktion für die Credit Suisse betroffen, es gebe aber eine Ansteckungsgefahr, sagte er. Die Regulierungsbehörden besäßen indes all die Instrumente, um etwaigen Liquiditätsproblemen zu begegnen. Diese Position erneuerte auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Montag bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament (siehe Bericht auf Seite 4). Laut Visco benötigt die Eurozone aber ein Instrument zur Einlagensicherung, wie es die USA hätten.