Keine Formel für milde Gaben

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 15.10.2015 Eine Formel, wie viel eine Bank oder Sparkasse für gemeinwohlorientierte Zwecke ausgeben sollte, ist noch nicht gefunden. Die Ausgaben fallen jedenfalls bisher sehr unterschiedlich aus....

Keine Formel für milde Gaben

Von Jan Schrader, FrankfurtEine Formel, wie viel eine Bank oder Sparkasse für gemeinwohlorientierte Zwecke ausgeben sollte, ist noch nicht gefunden. Die Ausgaben fallen jedenfalls bisher sehr unterschiedlich aus. Insgesamt 130 Mill. Euro gaben die genossenschaftlichen Banken und ihre Verbundunternehmen im vergangenen Jahr für gemeinnützige Zwecke aus, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) bekannt gab. Etwas weniger, doch immer noch beachtliche 81 Mill. Euro stemmte die Deutsche Bank. Zahlen für die gesamte Gruppe der privaten Banken gibt es jedoch nicht. Die Nummer 2 im Lande, die Commerzbank, gab über ihre Stiftungen 2,4 Mill. Euro, nennt aber keine vergleichbare Gesamtzahl.In den Schatten gestellt werden Kreditgenossen und Privatbanken jedenfalls von der Familie der Sparkassen, die 2014 eine halbe Milliarde gaben (siehe Grafik). Freilich spielt dabei auch der gesetzliche Auftrag der Sparkassen eine Rolle, der in mehreren Bundesländern zum Beispiel kommunale Ausgaben auch im “sozialen und kulturellen Bereich” vorsieht oder etwa die “Finanzierung der Schuldnerberatung” wie in Nordrhein-Westfalen oder die “Wirtschaftserziehung der Jugend” wie in Baden-Württemberg nennt.Mit ihren Gaben erfüllen Banken und Sparkassen einen anerkannten Zweck. 71 % der Bundesbürger erklären laut Bundesverband deutscher Banken (BdB), dass Kreditinstitute soziale Einrichtungen unterstützen sollten sowie Kultur, Sport oder Bildung. Doch leuchtet der Sinn des Engagements nicht zwangsläufig ein. Sparer dürften sich höhere Zinsen wünschen, Verbraucherschützer geringe Sätze für die Kontoüberziehung und einen nicht allzu aggressiven Vertrieb von Finanzprodukten, während die Aufseher ausreichende Kapitalpolster fordern. All das kann Anstrengungen über die eigenen Gewinninteressen hinaus verlangen, sofern Banken den Wünschen gerecht werden wollen. Sollte da überhaupt noch Platz bleiben für ein Baumpflanzprojekt der Volksbank Niedergrafschaft, das der BVR beispielhaft aufführt, oder die Förderung der Berliner Philharmoniker, worauf die Deutsche Bank so stolz ist? “Nur eine Randerscheinung”Als “Corporate Citizen” und – im Falle einer Sparkasse – als Folge des öffentlichen Auftrags sollte sich ein Kreditinstitut sozial betätigen, sagt Thomas Schulz, Inhaber der Beratung für Nachhaltige Unternehmensführung (BNU). Doch betone manch eine Bank oder Sparkasse zu sehr die Bedeutung von Ausgaben für gemeinnützige Projekte, die “nur eine Randerscheinung von nachhaltiger Unternehmensführung sind”, sagt er. Während die Ausgaben lediglich die Gewinnverwendung beträfen, sei insbesondere das Handeln im Kerngeschäft relevant, also zum Beispiel das Vorgehen in der Wertpapierberatung, bei der Kreditvergabe und der Weiterbildung der Mitarbeiter. Auch die BdB-Umfrage legt nahe, dass Geld für den guten Zweck nicht alles ist. Auch sollten Banken laut 84 % der Befragten Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen oder erhalten – ein Ziel, das die Kreditwirtschaft angesichts Niedrigzinsen, Regulierungskosten und leerer Filialen nur schwer erreichen kann.Austrocknen wird der stetige Strom an Spenden, Sponsoring-Geld und Stiftungserträgen aus der Bankenwelt aber wohl nicht – schon aus Eigennutz wird die Kreditwirtschaft als Förderer auftreten und auf diese Weise Marken- und Imagepflege betreiben. Das jedenfalls ist nicht verwerflich – die Verbindung von Geschäftsinteressen und gesellschaftlichem Engagement finden 59 % der Befragten laut BdB “in Ordnung”. Berater Schulz hält einen Bezug zum Bankgeschäft für sinnvoll. So habe ein Geldhaus ein Interesse an solider Finanzbildung der Kunden und Anleger, sagt er, während bei manchen Projekten wie etwa bei hoher Kunst oder populären Konzerten der Bezug nicht unbedingt erkennbar sei.Solides Bankgeschäft und Engagement für gemeinnützige Zwecke können, ja sollten also Hand in Hand gehen. Nur schafft diese Erkenntnis keine Formel. Wie viele Millionen für gemeinnützige Zwecke gut sind, ist und bleibt eine Ermessensfrage. ——–Wie viel Banken spenden sollten, ist umstritten. Auch andere Aufgaben gelten als wichtig.——-