Altersvorsorge

Kritik an unflexiblen Betriebsrenten

Eine Umfrage der Frankfurt School unter den Mitgliedern einer Pensionskasse zeigt Mängel im System. Nachgebessert werden sollte bei den Tarifen und den Informationen.

Kritik an unflexiblen Betriebsrenten

Die Frankfurt School of Finance & Management hat im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) eine weitere Liberalisierung angemahnt und das neue Sozialpartnermodell kritisiert. Auf Basis einer Umfrage unter den Mitgliedern einer Pensionskasse spricht sich Olaf Stotz für mehr Flexibilität und Transparenz bei Betriebsrenten aus. Stotz, der als Professor für Assetmanagement und Altersvorsorge arbeitet, hat mehr als 1 000 Mitglieder der Pensionskasse Rundfunk befragen lassen. Die 1971 gegründete Einrichtung hat insgesamt rund 20 500 Mitglieder und verwaltet Kapitalanlagen in Höhe von 1,6 Mrd. Euro. Die Nettoverzinsung lag zuletzt bei 2,1%.

Die Ergebnisse der Befragung hätten aus Sicht von Stotz gezeigt, dass sich viele Versicherte mit ihrer Risikoneigung momentan in der betrieblichen Altersvorsorge nicht wiederfinden. 90%der Befragten wollen mehr Rendite und würden gerne in einem neuen Tarif ansparen. 50% der Befragten charakterisieren ein Aktieninvestment als „sehr gute Altersvorsorge“. Nur 15% der befragten Mitglieder der Pensionskasse sehen in Aktien keine gute Anlage.

Stotz plädiert daher für einen zusätzlichen renditeorientierten Tarif in der bAV, der auf eine substanzielle Nachfrage treffen dürfte. „Möglichkeit, in einen chancenorientierten Tarif zu wechseln, gibt es nicht. Aber die Mitglieder würden anders wählen, wenn sie könnten“, sagte Stotz auf einem Online-Pressegespräch am Dienstag.

„Politisch könnte diese Erkenntnis den Impuls auslösen, eine Differenzierung der Anlegerpräferenzen in der bAV zukünftig gesetzlich zu ermöglichen“, heißt es in der Studie. Zwar biete auch das neue Sozialpartnermodell, das mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführt wurde, diese Möglichkeit im Rahmen eines Tarifvertrags. Stotz: „Durch die Einbeziehung aller Sozialpartner werden die Hürden für eine renditeorientierte Altersvorsorge unnötig hoch gesetzt. Das Modell ist in der Theorie ein guter Gedanke, aber es kommt nicht ins Laufen.“ Das liege auch daran, dass Gewerkschaften Aktien-avers eingestellt seien.

Ein Großteil der Versicherten wünscht sich mehr Mitbestimmung über die Anlage und eine Rentenübersicht, welche die Themen Inflation und Steuern berücksichtige. 90% der Befragten sagen, dass sie Informationen zu ihrem bisher erreichten Vorsorgevermögen und den daraus resultierenden Rentenansprüchen erhalten möchten. Es gebe in der betrieblichen Altersvorsorge eine Lücke zwischen dem, was sich die Sparer wünschen, und dem, was sie an Informationen zur Verfügung gestellt bekommen. Die derzeit üblichen jährlichen Standmitteilungen seien nicht mehr zeitgemäß. Stotz zieht aus der Umfrage das Fazit: „In der bAV wird mehr Rendite und mehr Mitbestimmung von den Mitgliedern erwartet.“