Finanzierungsrunde

Luca will sich zur Bezahl-App wandeln

Die Betreiber der Luca-App hatten zum Start im Pandemie-Jahr 2020 die effiziente Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen im Sinn. Zwei Jahre später will sich Luca mit frischem Geld zur Bezahl-App wandeln.

Luca will sich zur Bezahl-App wandeln

sp Berlin

Rund 40 Millionen Mal wurde die Luca-App während der Corona-Pandemie von Nutzern auf ihr Smartphone geladen. Fast 450000 Gastronomie- und Kultureinrichtungen haben sich ebenfalls auf der App angemeldet, um die Nachverfolgung von Infektionsketten während der Pandemie zu erleichtern. Diese Reichweite wollen die Betreiber der App nun für den Aufbau eines Angebotes als Bezahl-App nutzen. Für den Umbau hat die Betreibergesellschaft Culture4Life 30 Mill. Dollar bei Investoren um den Wefox-Gründer Julian Teicke und den Fintech-Investor Ramin Niroumand eingesammelt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Auch die Risikokapitalgesellschaft Target Global ist dabei.

„Wir freuen uns, dass wir einige von Europas führenden Technologie-Experten für unser Vorhaben gewinnen konnten“, erklärte Patrick Henning, CEO und Gründer von Luca. Gemeinsam wolle man Restaurants, Kultur- und andere Betriebe mit Hilfe von neuen Features in der App auf Augenhöhe mit globalen Zahlungsanbietern bringen. Die neuen Angebote wie eine Bezahlfunktion und eine digitale Identitätsprüfung sollen in den nächsten Monaten schrittweise eingeführt werden.

„Das ist eine einzigartige Gelegenheit, einen europäischen Champion zu formen“, sagte Julian Teicke, der über seine Investmentgesellschaft The Delta bei Luca einsteigt und in den Advisory Board einzieht. Im vergangenen Sommer ist ihm mit seinem Insurtech Wefox eine 650 Mill. Dollar schwere Finanzierungsrunde unter Führung von Target Global zu einer Bewertung von 3 Mrd. Dollar gelungen. „Die neue Luca-App ist genau das, wonach sich der Markt sehnt – eine schnelle, bequeme und vollständig integrierte Fintech-Lösung für eine Reihe verschiedener Unternehmen“, sagte Ramin Niroumand, der sich als Gründer des Fintech-Inkubators Finleap einen Namen gemacht hat und mittlerweile mit seinem Fintech-Fonds Embedded Capital investiert, der sich jetzt auch an Luca be­teiligt.

Über die in der Finanzierungsrunde zu Grunde gelegte Bewertung und die künftigen Mehrheitsverhältnisse werden keine Angaben gemacht. Bisher war die App ohne institutionelle Investoren zurecht gekommen und wurde alleine von den Gesellschaftern finanziert. Der Musiker „Smudo“, bekannt als Mitglied der Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“, der an der Entwicklung der App mitgearbeitet hat, bleibt weiter an der Firma beteiligt, sagte Henning der Nachrichtenagentur dpa-afx.

Geschäftsmodell gesucht

Das bisherige Geschäftsmodell der Luca-App hat ausgedient. Am Montag hatte Hennig mitgeteilt, dass das Luca-System bis auf Weiteres keine Kontaktdaten zur Eindämmung der Corona-Pandemie mehr erfassen werde, weil die Verträge mit den Bundesländern Ende März ausgelaufen seien. Die Funktion könne bei Bedarf wieder aktiviert werden. Die App war 2020 gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Er­fassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern datenschutzfreundlich und effizient zu erledigen. Kritiker störten sich vor allem an der zentralen Datenspeicherung und warnten vor Missbrauch der Datenbestände.

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