Evergrande

Man wähnt sich wetterfest

Auch wenn die Schieflage von Evergrande am Montag die Aktienkurse von Banken hat abrutschen lassen – Deutschlands Institute sind dort allenfalls mäßig engagiert.

Man wähnt sich wetterfest

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Im Reich der Mitte braut sich ein veritabler Sturm zusammen; in Europa bescheinigt man sich derweil Wetterfestigkeit: Deutschlands Kreditwirtschaft, aber auch Institute von der Britischen Insel zeigen sich angesichts der Wirren um den in China schiefliegenden Immobilienentwickler Evergrande ziemlich entspannt. Weder bei Aufsehern noch bei Banken­ ist zu Wochenbeginn wegen der Gesellschaft aus Shenzhen eine erhöhte Hektik zu registrieren gewesen.

„Kein direktes Exposure“

Offiziell will sich keiner der Akteure dazu äußern. Allein die britische Großbank Standard Chartered, die ihren Hauptsitz in London hat, ihren Hauptumsatz hingegen im Osten verbucht, erklärt auf Anfrage klipp und klar: „Wir haben kein direktes Ex­posure gegenüber Evergrande.“ HSBC erklärt derweil, zu einzelnen Unternehmen äußere man sich nicht, ganz gleich, ob es sich um Kunden handele oder nicht. Auch die Deutsche Bank, die in ihrem Geschäftsbericht Forderungen aus dem Kreditgeschäft in China im Volumen von rund 5 Mrd. Euro ausweist, hält sich auf Anfrage bedeckt. Mit einem Kursabschlag von knapp 7% erwischte die Nervosität wegen Evergrande Titel von StanChart zum Wochenauftakt gleichwohl beinahe ebenso heftig wie Deutsche Bank und Commerzbank, deren Titel um jeweils 8% abrutschten. HSBC-Aktien gaben knapp 4% ab.

Als Hauptgläubiger der mit dem Rücken an der Wand stehenden, mit umgerechnet über 300 Mrd. Dollar verschuldeten Immobiliengesellschaft gelten die heimischen Finanzierer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), Agricultural Bank of China sowie China Minsheng Bank. In Finanzkreisen heißt es derweil, die von Banken an die Aufsicht übermittelten Großkreditmeldungen ließen generell keine besonderen Risiken für die Institute im Bundesgebiet erkennen. Auch die Deutsche Bank soll, von Anleihen in zu vernachlässigendem Umfang abgesehen, kein direktes Exposure haben, wie im Markt zu hören ist.

Auf einem anderen Blatt steht, was droht, wenn sich von Evergrande ausgehende Schockwellen mittelbar zu einem Stabilitätsrisiko auf breiter Front auswachsen sollten. Wie groß dieses Risiko ist, müssen die kommenden Tage zeigen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wollen sich dazu nicht äußern.

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