BAFIN-JAHRESPRESSEKONFERENZ

Niedrigzins zwingt Krankenversicherer zu Reaktion

Fast alle müssen Beiträge erhöhen - Pensionskassen unter Beobachtung - Eine verfehlt Anforderungen

Niedrigzins zwingt Krankenversicherer zu Reaktion

ak Düsseldorf – Neben den Lebensversicherern bekommen auch fast alle privaten Krankenversicherer die Auswirkungen der extrem niedrigen Zinsen mittlerweile deutlich zu spüren. 36 von 40 Unternehmen müssen demnächst ihre Beiträge erhöhen, um die niedrigen Kapitalanlagerenditen zu kompensieren. Das geht aus dem Jahresbericht der BaFin hervor.Damit haben 90 % der Krankenversicherer, die Vollversicherungen anbieten und deshalb Kapitalaufbau für die Altersrückstellungen betreiben müssen, in diesem Jahr beim so genannten aktuariellen Unternehmenszins (AUZ) die kritische Marke gerissen. Der AUZ-Wert prognostiziert, ob die Krankenversicherer wohl auch in Zukunft den in fast allen Verträgen gültigen Rechnungszins von 3,5 % noch erwirtschaften können. Bei der Abfrage in diesem Jahr mussten erstmals auch ganz große Unternehmen wie Marktführerin Debeka passen.Vorstandsmitglied Roland Weber hat bei Bilanzvorlage vor wenigen Tagen angeregt, in der derzeitigen Sondersituation ein Sonderanpassungsrecht zu schaffen. Nach der geltenden Regelung müssen die Krankenversicherer mit Beitragserhöhungen aufgrund des Zinsniveaus warten, bis sie ohnehin die Beiträge z. B. wegen des medizinischen Fortschritts anpassen müssten.Einen noch stärkeren Druck durch das Kapitalmarktumfeld als bei den Lebensversicherern attestiert die BaFin den Pensionskassen, die noch länger laufenden Verpflichtungen zu erfüllen hätten. 145 von ihnen überwacht die Aufsicht – sie verwalten zusammen rund 139 Mrd. Euro Kapitalanlagen (und damit nur ein Sechstel soviel wie die Lebensversicherer). Eine Pensionskasse habe der Schätzung am Jahresende 2014 die erforderliche Solvabilitätsspanne nicht erfüllen können, schrieb die BaFin. In enger Abstimmung habe das Unternehmen jedoch bereits eine Lösung erarbeitet.Die Schaden- und Unfallversicherer in Deutschland sind nach Ansicht der BaFin in der Regel sehr komfortabel mit Eigenmitteln ausgestattet. Bei vier Unternehmen allerdings musste die Aufsicht im vergangenen Jahr eingreifen. Sie hatten die Solvabilitätsvorschriften am Ende des Vorjahres nicht erfüllt.Die Versicherer in Deutschland insgesamt verwalten 1,6 Bill. Euro Kapitalanlagen. Die Verteilung verschob sich nur geringfügig. Am auffälligsten war der Anstieg der börsennotierten Schuldverschreibungen um 12 % auf 246 Mrd. Euro.