Bonität

Prüfungsverband stufte Greensill Bank vor 2020 hoch

Die Bremer Greensill Bank ist offenbar vor ihrem Zusammenbruch heraufgestuft worden. Lange hielten sich Gerüchte, die Bank habe bis kurz vor ihrem Kollaps ein A-Rating gehabt.

Prüfungsverband stufte Greensill Bank vor 2020 hoch

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die Bremer Greensill Bank ist nach Informationen der Börsen-Zeitung vor ihrem Zusammenbruch im März dieses Jahres in ihrem Rating durch den Prüfungsverband des privaten Bankgewerbes heraufgestuft worden. Der zuständige Prüfungsverband deutscher Banken setzte die Bonitätsnote demnach zwischen 2017 und 2019 hoch. Ebenso kam es in dieser Phase jedoch auch zu einer Herabstufung. Dabei lag das Rating jeweils außerhalb des Investment-Bereichs. Näheres zur Bonitätseinschätzung des Prüfungsverbands ist nicht zu erfahren. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) äußert sich dazu auf Anfrage nicht.

Zwischen Ende 2017 und Ende 2019 hatte die Greensill Bank ihre Bilanzsumme mit Hilfe von über Zinsportale eingeworbenen Einlagen von 338 Mill. Euro auf über 3,9 Mrd. Euro aufgebläht. Im März dieses Jahres hatte die Aufsicht ein Zahlungsmoratorium über die Bank verhängt.

Die Frage, wie der Prüfungsverband deutscher Banken, konkret die Gesellschaft für Bonitätsbeurteilung (GBB), die Greensill Bank in diesen Jahren einschätzte, ist ein heißes Eisen: Die Havarie der deutschen Tochter von Greensill Capital hat vor fünf Monaten einen rund 3 Mrd. Euro schweren Entschädigungsfall für das private Bankgewerbe in Deutschland nach sich gezogen. In der Folge werden sich etwa für die Deutsche Bank allein die Beiträge zur gesetzlichen Einlagensicherung, ausschließlich des freiwilligen Einlagenschutzes, in diesem Jahr um 70 Mill. Euro sowie in den Jahren bis 2024 um jeweils 60 Mill. Euro erhöhen.

Die Ratings dienen der Berechnung der Beitragsverordnung der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB). Gerüchte, denen zufolge sie der Greensill Bank bis unmittelbar vor deren Kollaps ein Rating von „A“ zugestanden hatte, waren im Verband bereits vor Wochen dementiert worden.

Der BdB hat erste Konsequenzen gezogen. Manfred Kühnle, Chef des 160 Personen starken Prüfungsverbands, hat seinen Hut genommen. Seinen Posten nahm interimistisch der von Deloitte wechselnde Manager Hans-Dieter Bienen ein. Wie die Organisation Anfang Juni auf Nachfrage bestätigte, stellt sie die Struktur ihres Prüfungsverbands und dessen Personal generell auf den Prüfstand. Ziel sei es, das Risikomanagement des Prüfungsverbands neu aufzustellen und dessen Personal so zu entwickeln, dass sich ein Fall wie Greensill nicht wiederhole.

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