Bewertungsgeschäft

Ratingagentur Scope holt BPCE in den Eignerkreis

Mehrfach schrieb die Berliner Ratingagentur Scope rote Zahlen, doch stellten sich wiederholt neue Eigner hinter die Idee einer europäischen Anbieterin. Nun holt die Gruppe den französischen Bankkonzern BPCE an Bord.

Ratingagentur Scope holt BPCE in den Eignerkreis

Die europäische Ratingagentur und Fondsanalysegruppe Scope hat einen weiteren Eigner: Der französische Bankkonzern BPCE erwirbt Anteile in nicht genannter Höhe, wie die Scope mit Sitz in Berlin mitteilte. Die Beteiligung französischer Eigner an der Gesellschaft reflektiere eine gewachsene Bedeutung des französischen Marktes. Erst vor wenigen Monaten hatte Scope den Einstieg des Versicherers Axa bekannt gegeben.

Auch zum Kaufpreis äußert sich Scope nicht. Der Anteil der Franzosen dürfte aber gering sein, denn die institutionellen Eigner der Gruppe sind „mit ähnlichen Größenordnungen dabei“, wie ein Sprecher auf Nachfrage erklärt. Insgesamt zählt die Gruppe inklusive BPCE und Axa neun institutionelle Eigner, nämlich hierzulande die Versicherer Signal Induna, HDI/Talanx, SV Sparkassenversicherung sowie die RAG-Stiftung. Mit der Schweizer Mobiliar und der Luxemburger Foyer sind zwei weitere Versicherer dabei, aus Österreich ist die Industriegruppe B&C beteiligt. Ankeraktionäre sind Firmen­gründer und CEO Florian Schoeller und Unternehmer Stefan Quandt. Darüber hinaus zählen rund 80 Einzelpersonen aus Finanzbranche und Industrie zu den Eignern.

Erklärtes Ziel ist es, eine „wahre europäische Ratingagentur“ aufzubauen. Zuletzt war die Scope-Gruppe, die mehr als 300 Beschäftigte zählt, defizitär: Im Jahr 2021, dem jüngsten Berichtsjahr, weist die übergeordnete Scope SE & Co. KGaA einen Fehlbetrag von 25,0 Mill. Euro aus, der vor allem aus dem Geschäft der Tochter Scope Ratings stammt. Ursprünglich sei die Gesellschaft von einem besseren Ergebnis ausgegangen, doch seien die Kosten stärker als erwartet gestiegen, etwa für Technologieentwicklung, eine langfristige Mitarbeiterbindung und rechtliche Vergleiche, heißt es im Jahresabschluss. In den Vorjahren fuhr die Gruppe mehrfach Verluste nahe der Marke von 18 Mill. Euro ein. Die Umsatzerlöse lagen im Jahr 2021 mit 22,0 Mill. Euro noch immer unter dem Niveau des Jahres 2019, nachdem die Position 2020 gefallen war.

Zahlen zum gerade abgelaufenen Geschäftsjahr teilt die Gesellschaft nicht mit. Der Vorstand zeigt sich aber zuversichtlich, „dass die Verluste in den operativen Tochtergesellschaften in den kommenden Jahren gemäß der vorliegenden Unternehmensplanung schrittweise abgebaut werden können und die Gruppe als solche finanziell tragfähig werden kann“, wie der auf Juni 2022 datierte Ausblick zeigt. Neben den Ratingeinheiten Scope Ratings und Scope Hamburg zählen die Firmen Funds Analysis und ESG Analysis zu der Gruppe sowie die Digitalproduktschmiede Innovation Lab. In den vergangenen Jahren hatte die Gruppe Euler Hermes Rating und Feri Eurorating übernommen.

Scope versteht sich auch als französisch geprägtes Unternehmen. Die Französin Inès de Dinechin leitet den Aufsichtsrat, Landsmann Guillaume Jolivet gehört dem Vorstand an. Das Büro in Paris sei heute die größte Niederlassung im Ausland. Darüber hinaus ist die Gruppe in London, Madrid, Mailand und Oslo präsent. In Deutschland ist Scope in Berlin und Frankfurt zu finden.

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