Mögliche Koexistenz

Rückendeckung für Dollar-Stablecoins

Der Chef der Fed hält eine Koexistenz von privaten Stablecoins und Dollar für möglich. Noch gibt es Unklarheiten, große Payment-Betreiber sind schon bereit für den Start.

Rückendeckung für Dollar-Stablecoins

bg Frankfurt

Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, hat in einer Senatsanhörung erklärt, dass die Koexistenz von privaten Stablecoins mit einer Central Bank Digital Currency (CBDC) der Notenbank möglich wäre. Diese Erklärung wurde ihm vom republikanischen Senator Pat Toomey ein wenig in den Mund gelegt, hatte der doch gefragt, ob eine solche Koexistenz mit „gut regulierten Stablecoins“ ausgeschlossen wäre, worauf Powell mit „No, not at all“ geantwortet hatte.

Noch unentschlossen

Damit stellt sich Powell grundsätzlich gegen Initiativen von Senatoren wie Elizabeth Warren, die eine Verbreitung von Stablecoins bekämpfen wollen bis hin zu einem Verbot. Auch die „Working Group“ des Weißen Hauses hatte Restriktionen gefordert und den Kongress zum Handeln aufgefordert. Bei Anhörungen im Senate Banking Committee hatte sich herauskristallisiert, dass Stablecoin-Emittenten neben Banklizenzen auch einen Depositenschutz über die FDIC benötigen würden. Der zweitgrößte Stablecoin-Betreiber Circle (USDC) hat bereits seine Bereitschaft erklärt, solche Erlaubnisse zu be­schaffen. Derzeit sind 44 Mrd. Dollar an USDC im Umlauf.

Pat Toomey bohrte in der Anhörung aber vor allem nach, welche Pläne die Behörden für eine mögliche digitale Zentralbankwährung verfolgen. Powell hatte sich da bislang unentschlossen gezeigt und vor dem Senatsausschuss im Juli erklärt, er sei „legitimately undecided“ bezogen auf den möglichen Nutzen eines digitalen Dollar. Diesen erkundet die Fed in einem Bericht, der eigentlich schon im September hätte veröffentlicht werden sollen. Powell stellte nun einerseits in Aussicht, dass dieser Bericht in den kommenden Wochen endlich veröffentlicht werde. Andererseits dämpfte er Erwartungen, dass damit Klarheit geschaffen werde: Es handele sich bei dem Bericht mehr um eine Übung, bei der Fragen gestellt würden und man dann Antworten von der Öffentlichkeit erhalten wolle. Der Bericht würde kein Konzept („Magna Carta“) für die Emission eines digitalen Dollar beinhalten. Mit anderen Worten: Offenbar will die Fed den Bericht als Grundlage für eine Konsultation mit der Branche und der breiten Öffentlichkeit nutzen. Notenbanken wie die Fed und die EZB ringen um CBDC-Konzepte, da diese als digitaler Bargeldersatz mit Nebenwirkungen einhergehen, die unter anderem die Anonymität von Transaktionen berühren.

Powell ließ immerhin durchblicken, dass die Fed keine Retail-CBDC-Konten führen wolle, nachdem er von Toomey in diese Richtung gestoßen wurde. Der hatte gesagt, es könne ja nicht sein, dass die Fed eine „retail organization“ werde, und Powell stimmte dem zu. Gängige CBDC-Konzepte sehen vor, dass Banken als Intermediäre diese Konten führen und damit die klassische Public-Private-Struktur mit den Notenbanken aufrechterhalten wird. Toomey will eine CBDC unterstützen, sofern sie private Stablecoin-Initiativen nicht verdrängt. Mit CBDCs und Stablecoins auf einer Blockchain wird über Smart Contracts das so­genannte „programmierbare Geld“ ermöglicht, was den Zahlungsverkehr automatisiert.

Visa, Mastercard und Paypal stehen als große Payment-Betreiber schon in den Startlöchern, um Stablecoins zu integrieren, sofern die gesetzliche Lage das erlaubt. Meta, ehemals Facebook, hat einen ersten Piloten aufgesetzt für den Einsatz eines Dollar-Stablecoin für Transaktionen nach Guatemala.