Flut-Pflichtversicherung

R+V-Chef warnt vor Kostenexplosion

Eine Flut-Pflichtversicherung schafft nach Ansicht des Präsidenten des Versichererverbandes GDV und R+V-Chefs Norbert Rollinger Fehlanreize für Hausbesitzer. Besser wäre eine freiwillige Lösung.

R+V-Chef warnt vor Kostenexplosion

Reuters München

Der Präsident des Versichererverbandes GDV, Norbert Rollinger, warnt die Bundesregierung vor teuren Folgen einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden wie Hochwasser und Erdrutsche. „Eine Pflichtversicherung löst das Problem nicht“, sagte Rollinger, der im Hauptberuf Chef des Versicherers R+V ist, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine Pflichtversicherung schaffe Fehlanreize für Hausbesitzer, wenn sie nicht mit einem besseren Schutz der Gebäude vor Naturkatastrophen und strengeren Bauvorschriften in gefährdeten Gebieten verbunden sei. „Schlimm wäre, wenn die Politik die Pflichtversicherung beschließen würde – und sonst nichts tut. Dann droht eine Kostenexplosion in der Gebäudeversicherung“, mahnte Rollinger.

Die Flutkatastrophe an der Ahr im Jahr 2021 hatte die Debatte über eine bessere Absicherung gegen Elementarschäden angeheizt. Bei der Flut hätten die Versicherer 5 Mrd. Euro der insgesamt 8,5 Mrd. Euro Gesamtschaden ausgezahlt, hatte der GDV mitgeteilt.

Bisher hat nur jeder zweite Hausbesitzer eine Versicherung, die entsprechende Schäden abdeckt. Vor allem in Norddeutschland ist die Quote niedriger. Doch die Entscheidung über eine Pflichtversicherung liegt auf Eis, weil es innerhalb der Bundesregierung sowie zwischen Bund und Ländern keine Einigkeit gibt.

Opt-out-Lösung besser

Der GDV plädiert dafür, die Elementarschaden-Deckung zum Teil der Gebäudeversicherung zu machen, die etwa Sturmschäden abdeckt. Wer das nicht wolle, müsse sie ausdrücklich abwählen. „Mit einer Opt-out-Lösung – am besten auch für den Bestand – könnten wir die Durchdringung deutlich auf 70 bis 80 % erhöhen“, sagte Rollinger. Die bestehenden Verträge anzupassen, muss aber der Gesetzgeber erlauben. „Wenn so viele Hausbesitzer abgesichert sind, könnte man das Samariter-Syndrom des Staates bei Naturkatastrophen vielleicht unterdrücken.“ Bisher sagt die Politik unter dem Eindruck einer Flut meistens Hilfe für jene Betroffenen zu, die nicht dagegen abgesichert sind.

Versicherungsquote hoch

Bei der Wiesbadener R+V Versicherung, die sich überwiegend im Besitz der DZ Bank befindet, funktioniere das bereits gut. „Im Neugeschäft schließen das 80% ab“, sagte Rollinger. „Wir haben die Versicherungsquote im Bestand damit schon auf 70 % gesteigert.“ Die Beitragseinnahmen der genossenschaftlichen Versicherungsgruppe in der Wohngebäude-Versicherung seien damit im vergangenen Jahr um 9,7 % auf 564 Mill. Euro gestiegen.

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