Genossenschaftlicher Versicherer

R+V Versicherung hält sich zu Signa bedeckt

Die R+V Versicherung ist 2023 trotz Verlusten aus dem Signa-Engagement mit einem IFRS-Ergebnis vor Steuern von 933 Mill. Euro in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im laufenden Jahr erwartet die R+V ein Wachstum über Branchenniveau.

R+V Versicherung hält sich zu Signa bedeckt

Ohne die Verluste aus dem Engagement bei der Signa Immobiliengruppe hätte die R V Versicherung im vergangenen Jahr vermutlich wie im Vorjahr ein Rekordergebnis erzielt. Das räumte R V-Finanzvorstand Marc Michallet am Mittwoch auf der Pressekonferenz der genossenschaftlichen Versicherungsgruppe ein. Zur genauen Höhe des Engagements macht er jedoch keine Angaben, ebenso wenig wie Vorstandschef Norbert Rollinger.

Robuster dreistelliger Millionenbetrag

Michallet verwies auf Aussagen von Cornelius Riese, R V-Aufsichtsratschef und Co-Vorstandschef der Muttergesellschaft DZ Bank. Dieser hatte lediglich von einem „robusten dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“ gesprochen.

Auch Rollinger gab zu, dass Signa im Jahr 2023 ein „schmerzliches Thema" gewesen sei. Er betonte, dass das Signa-Engagement vollständig im Jahresabschluss 2023 verarbeitet worden sei und damit weder 2024 noch in den folgenden Jahren zusätzliche Belastungen zu erwarten seien. „Selbstverständlich tut uns diese Entwicklung sehr leid. Wir sind gerade dabei, daraus zu lernen.“ Die Risikoparameter in der Kapitalanlage sollten nachgeschärft werden. Der R V-Chef betonte aber, dass „trotz Signa“ ein toller Jahresabschluss hingelegt worden sei.

Rückkehr in die Gewinnzone

Tatsächlich ist die R V Versicherung im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. Nachdem die genossenschaftliche Versicherungsgruppe 2022 ein durch nicht realisierte Bewertungsverluste bedingtes stark negatives Kapitalanlageergebnis von 3,6 Mrd. Euro und einen Konzernverlust vor Steuern von 258 Mill. Euro auswies – nach dem damals gültigen Bilanzstandard –, drehte im vergangenen Jahr das Kapitalanlageergebnis mit plus 3,5 Mrd. Euro fast ebenso stark ins Plus.

Damit konnte der R+V Konzern 2023 das IFRS-Ergebnis vor Ertragsteuern auf 933 Mill. Euro steigern. Nach Steuern waren es 587 Mill. Euro. Im Vorjahr fielen nach alten Bilanzierungsstandards noch Verluste von 246 Mill. Euro nach Steuern an. Da die R+V ihren Konzernabschluss 2023 auf IFRS 17 umgestellt hat, wurde die Vorjahresbilanz angepasst und das entsprechende Ergebnis auf plus 196 Mill. Euro vor Steuern und plus 21 Mill. Euro nach Steuern geändert. IFRS 17 regelt die Bewertung von Versicherungsverträgen.

„Schmerzhafter Fehler“

Für Finanzchef Michallet ist eine Folge des „schmerzhaften Fehlers“, in Signa investiert zu haben, dass Investments in Immobilienkonzerne als Ersatz für Immobilien zukünftig nicht mehr getätigt werden. Außerdem würden Risikosteuerungsparameter nachgeschärft, um mögliche Verluste zu begrenzen.

Kein Abschied aus Immobilien

Michallet betonte aber: „Wir werden uns nicht aus Immobilien verabschieden.“ Die Immobilienquote lag Ende 2023 beim 8,4%, davon 4,8% bei direkt gehaltenen Gewerbeimmobilien in Deutschland. Das europäische Ausland und die USA deckt die R+V über Fonds ab. Michallet betonte, dass es bei US-Gewerbeimmobilien keinen größeren Bedarf an Wertkorrekturen gebe.

Neu-Investments bei Immobilien will die R+V erst wieder angehen, wenn es wieder signifikante Transaktionsvolumina gebe und sich damit Preise besser beobachten ließen. Michallet zeigte sich pessimistisch, dass dies noch in diesem Jahr der Fall sein wird. Aktien hat die R+V im Vorjahr angesichts der guten Marktentwicklung verkauft. Die Aktienquote lag Ende 2023 bei 6,1%. Bei marktweiten Kursrückgängen über 5% könnte sich der R+V-Finanzchef wieder größere Aktienkäufe vorstellen.

Versicherungstechnisches Ergebnis stagniert

Das Ergebnis des reinen Versicherungsgeschäfts, das sogenannte versicherungstechnische Ergebnis, hat sich 2023 in Vergleich zum Vorjahr mit rund 2 Mrd. Euro kaum verändert. Die Beitragseinnahmen legten 2023 in der R+V Gruppe auf 19,8 Mrd. Euro von zuvor 19,5 Mrd. Euro zu.

Wachstum über Branchenniveau avisiert

Dabei zeigte die Leben/Pensions-Sparte dank deutlich schwächerer Einmalbeiträge einen Rückgang um 5,6% auf 7,6 Mrd. Euro. Die Schaden/Unfall-Sparte und die aktive Rückversicherung verzeichneten dagegen einen Anstieg der Beitragseinnahmen um jeweils 5,6% auf 7,1 Mrd. Euro und 3,1 Mrd. Euro. In der Sparte Schaden/Unfall stammte das Plus aus Beitragserhöhungen, während die Zahl der Verträge zurückging, was Rollinger mit der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung begründete. 2024 rechnet er angesichts des gut laufenden Aktienmarkts, weniger volatilen Zinsen und eines guten operativen Geschäfts mit einem Wachstum über Branchenniveau

R+V hält sich zu Signa bedeckt

Versicherer beziffert Höhe des Engagements nicht – Risikoparameter in der Kapitalanlage sollen nachgeschärft werden

tl Wiesbaden

Die R+V Versicherung hat 2023 durch einen 7-Mrd.-Euro-Swing beim Anlageergebnis einen Vor-Steuer-Gewinn von knapp 1 Mrd. Euro erwirtschaftet und damit das Vorjahresergebnis deutlich übertroffen. Die Belastungen aus dem Signa-Investment seien im Abschluss vollständig berücksichtigt.

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