Gewerbliche Immobilienkrise

Scope sieht kein systemisches Risiko für Banken

Die gewerbliche Immobilienkrise belastet Banken, vor allem in Deutschland. Die Ratingagentur Scope sieht aber kein Systemrisiko.

Scope sieht kein systemisches Risiko für Banken

Kein Systemrisiko durch Immobilienkrise

Ratingagentur Scope hält Sorgen über deutsche Banken für übertrieben

phh Frankfurt

Scope hat Investoren im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE) beruhigt. Die Ratingagentur wies am Donnerstag in einem Webinar darauf hin, dass die Entwicklungen am gewerblichen Immobilienmarkt natürlich Risiken bergen würden. Von diesen würde jedoch kein systemisches Risiko ausgehen, wie die Analysten festhielten.

Deutschland und Frankreich seien mit Blick auf die Verteilung des europäischen Commercial Real Estate Exposure die beiden größten Märkte, vor den Niederlanden, Italien und Spanien. Insgesamt beziffert Scope das europäische CRE-Exposure Stand September 2023 auf etwas weniger als 1,4 Bill. Euro, das damit in Summe seit 2019 relativ stabil geblieben ist. Die Summe notleidender Gewerbeimmobilienkredite hingegen ist in diesem Zeitraum von rund 120 Mrd. auf rund 60 Mrd. Euro gesunken.

Handhabbare Quote

Das liegt vor allem daran, dass italienisches notleidendes Exposure (Non-Performing Exposure, NPE) in dem Zeitraum stark abgebaut wurde. In Deutschland hingegen hat das NPE-Volumen ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau in dem Zeitraum stark zugenommen und war Stand September 2023 das höchste innerhalb Europa. Die Quote notleidender Gewerbeimmobilienkredite (Non-Performing Loans, NPL) beziffert Scope in Deutschland auf knapp 5%.

Die Sorgen über eine CRE-Krise für deutsche Banken scheinen für die Analysten jedoch ein Stück weit übertrieben zu sein. Sie verwiesen dabei auf die mit 5% für Banken immer noch handhabbare Quote von ungedeckten notleidenden Krediten in Relation zum harten Kernkapital (CET1). Den Banken kommt dabei zugute, dass den gestiegenen Kreditverlusten durch die Zinswende ein starker Profitabilitätsanstieg gegenübersteht.

Banken sind unterschiedlich stark betroffen

Die Banken trifft die gewerbliche Immobilienkrise jedoch unterschiedlich hart. Stark betroffen sind vor allem jene Häuser, die ein größeres Engagement im US-amerikanischen Büroimmobilienmarkt haben, wie zum Beispiel die Aareal Bank oder auch die Deutsche Pfandbriefbank. Die beiden Spezialfinanzierer werden vom Kapitalmarkt während der gewerblichen Immobilienkrise besonders kritisch beobachtet.

Auch die Helaba weist eine verglichen mit anderen Banken relativ hohe NPL-Quote aus, was jedoch in erster Linie ihrer Verstrickung in die Pleite der Signa-Gruppe geschuldet ist. Zum Jahresende war die Quote auf 7% angestiegen. Der Deka bescherten Abschreibungen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung einen Verlust im Schlussquartal 2023.

Andere Institute wie beispielsweise die beiden Landesbanken aus München und Baden-Württemberg haben absolut betrachtet laut Scope zwar ein höheres CRE-Exposure, weisen dort jedoch niedrigere NPL-Quoten aus als andere Banken. So habe die BayernLB zum Halbjahr 2023 ein CRE-Exposure von 46,7 Mrd. Euro bei einer NPL-Quote von 1,3% ausgewiesen. Die LBBW hatte bei 51,4 Mrd. Euro Exposure zu diesem Zeitpunkt eine NPL-Quote von 0,6%. Scope bezieht sich dabei auf Daten der europäischen Bankenaufsicht (EBA).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.