Französische Banken

Société Générale stellt Randaktivitäten auf den Prüfstand

Société Générale-Chef Krupa könnte Randaktivitäten wie die Neobank Shine und ihr Verwahrgeschäft verkaufen, um den Unternehmenswert zu steigern. Auch andere Akteure haben ihre Online-Banken zur Disposition gestellt.

Société Générale stellt Randaktivitäten auf den Prüfstand

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Auf dem Prüfstand

Société Générale sucht Käufer für Neobank Shine – Mehrere Banken prüfen Digitalstrategie

Société-Générale-Chef Slawomir Krupa sucht nach Möglichkeiten, den Unternehmenswert der Bank wieder zu steigern. Deshalb erwägt er den Verkauf verschiedener Aktivitäten wie den der Neobank Shine. Auch andere Akteure haben ihre Online-Banken zur Disposition gestellt, darunter der Telekomriese Orange.

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Gesche Wüpper, Paris

Bei Société Générale scheint sich die Liste der zum Verkauf stehenden Aktivitäten zu verlängern. Dem Vernehmen nach will die Bank mit dem schwarz-roten Logo sich auch von ihrer auf Geschäftskunden spezialisierten Neobank Shine trennen.

Société-Générale-Chef Slawomir Krupa will den Wert der Bank an der Börse wieder steigern, wo ihr Kurs innerhalb der letzten zehn Jahre fast 40% nachgegeben hat und sie von der Marktkapitalisierung her hinter ihren heimischen Wettbewerbern Crédit Agricole und BNP Paribas hinterherhinkt.

Eine der Möglichkeiten, die er dafür ins Auge fasst, ist der Verkauf von Randaktivitäten. Krupa hat Ende Mai das Ruder von Société Générale von Frédéric Oudéa übernommen, Investoren jedoch mit seinem im September präsentierten Strategieplan enttäuscht.

Verwahrgeschäft SGSS auf der Liste

Zu den Aktivitäten, die verkauft werden könnten, gehört neben Shine laut Informationen der Wirtschaftszeitung "Les Echos" auch die Sparte Société Générale Equipment Finance (SGEF). Die Bank soll auch das Verwahrgeschäft Securities Services SGSS, die britische Privatbank Kleinwort Hambros, das Privatbankgeschäft in der Schweiz und die Hanseatic Bank in Deutschland auf den Prüfstand gestellt haben. Sie soll zudem die Streichung von hunderten Stellen in Zentralfunktionen in Frankreich planen.

Über SGEF verhandele Société Générale mit BPCE, heißt es in Paris. Beraten wird das Finanzinstitut dabei von Lazard und Morgan Stanley. Im Dezember hat Société Générale mit der panafrikanischen Vista-Gruppe zudem zwei Abkommen unterzeichnet, um ihre Mehrheitsbeteiligungen von 52,6% und 65% an Tochtergesellschaften in Burkina Faso und Mosambik zu verkaufen.

Rückzug aus Afrika

Bereits im Juni letzten Jahres hatte sie angekündigt, sich von Aktivitäten in Äquatorialguinea, der Republik Kongo, in Mauretanien sowie im Tschad trennen zu wollen. Die strategischen Überlegungen, wie es in Tunesien weitergehen soll, dauern an. Dort ist Société Générale mit 52,3% an der Union Internationale de Banques (UIB) beteiligt.

Mehr Details zu den möglichen Verkäufen könnte Krupa bekannt geben, wenn er am 8. Februar die Bilanz der Bank für 2023 vorstellt. Société Générale hatte die nun offenbar zum Verkauf stehende Neobank Shine 2020 für 100 Mill. Euro übernommen. Das 2018 gegründete Fintech konkurriert mit Qonto. Es bietet Bankleistungen für Geschäftskunden, Start-ups und Selbständige und umwirbt seit letztem Jahr auch mittlere und kleine Unternehmen. Letztes Jahr kam die von Co-Gründer Nicolas Reboud geleitete Neobank auf 150.000 Kunden.

Digitalbanken unter Druck

In Frankreich überdenken auch andere Banken ihre Digitalstrategie. So prüft die Banque Postale derzeit den Verkauf ihrer 2019 lancierten Online-Bank Ma French Bank. Sie kommt auf 750.000 Kunden, schreibt aber noch immer rote Zahlen.

ING Direct hat bereits das Handtuch in Frankreich geworfen und ihre dortigen Aktivitäten an die Société-Générale-Tochter Boursorama verkauft.

Orange wiederum hat im Juni angekündigt, die Online-Banking-Aktivitäten wieder aufgeben zu wollen. Nachdem Lazard zuvor vergeblich nach einem Käufer für Orange Bank gesucht hatte, verhandelt der Telekomriese mit BNP Paribas über eine Partnerschaft. Ein neues Angebot von Ripplewood hat er kürzlich abgelehnt.

BNP könnte die rund 1,5 Millionen Kunden der Ende 2017 lancierten verlustreichen Orange-Tochter übernehmen und bei Hello Bank eingliedern.

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