Großbritannien

Standard Chartered setzt sich neue Ziele

Die Aussicht auf Zinserhöhungen lässt die britische Großbank ambitionierter planen. Doch der Gewinnanstieg im Jahr 2021 fällt hinter die Erwartungen zurück, und die Anleger bleiben trotz Geschenken skeptisch.

Standard Chartered setzt sich neue Ziele

bet London

Bill Winters, der CEO von Standard Chartered, möchte mit dem Ausblick auf die Zukunft die Gegenwart verschönern. In der Gegenwart verfehlte die britische Großbank die Erwartungen: Zwar resultierte im Geschäftsjahr 2021 eine Verdopplung des Vorsteuergewinns auf 3,3 Mrd. Dollar, wie StanChart am Donnerstag meldete, doch blieb dies mehr als ein Zehntel hinter der Konsensschätzung der Analysten zurück. Dafür soll die Zukunft umso heller werden. Auf der Basis von schnellen Leitzinserhöhungen rund um den Globus rechnet Winters mit einer rasch erstarkenden Ertragskraft.

Das auf Schwellenländer in Asien und Afrika ausgerichtete, aber in London ansässige Institut sieht seine Strategie bestätigt. Der Gewinnsprung ging mit einem Anstieg der Eigenkapitalrendite (RoTE) von unter 1 auf knapp 5% einher. Bis zum Jahr 2024 soll die Rendite neu auf 10% klettern, kündigte Winters an. Ebenfalls in zwei Jahren sollen auch die Erträge um jährlich 8 bis 10% wachsen. Im vergangenen Jahr stagnierten sie noch bei 14,7 Mrd. Dollar. „Wir haben uns heute weitreichende Ziele gesetzt“, so Winters, auch wenn die Trendwende aufgrund der Pandemie länger dauere als erwartet.

Im vierten Quartal resultierte ein Verlust vor Steuern von 208 Mill. Dollar – immerhin rund 80 Mill. Dollar weniger, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Bei den roten Zahlen spielte eine Rolle, dass ein Großteil der letztjährigen Wertberichtigungen für Kreditausfälle zwischen Oktober und Dezember verbucht worden war. Insgesamt fiel die Wertkorrektur im vergangenen Jahr aber erheblich kleiner aus als 2020, was substanziell zu dem Gewinnanstieg beitrug.

Das Urteil der Börse über die Performance und den vom Kurs der Notenbanken abhängigen Ausblick fiel nicht gnädig aus: Die Aktien von Standard Chartered verloren in London am Donnerstag bis zu 5%. Insgesamt notieren sie mehr als 40% tiefer, seit Winters im Jahr 2015 antrat, um die Bilanz der Großbank zu sanieren. Bei der Kursrally des vergangenen Jahres hinkten die Titel im Vergleich mit Wettbewerbern hinterher.

Winters steuert gegen, indem er per sofort einen Aktienrückkauf im Volumen von 750 Mill. Dollar lanciert, nach 250 Mill. Dollar im vergangenen Jahr. Der Rückkauf sei ein positiver Schritt, kommentierte der Broker Hargreaves Lansdown, doch es habe definitiv Spielraum für ein noch größeres Volumen gegeben. Ferner soll eine reguläre Dividende von 9 Cent je Aktie ausgeschüttet werden, was in Addition mit einer im August angekündigten Zwischendividende von 3 Cent die Ausschüttung um ein Drittel zum Vorjahr steigert.

Die Erträge in Hongkong, dem größten Markt, fielen 2021 um 2%. Während andere asiatische Länder allmählich Corona-Restriktionen zu­rücknehmen, fährt China noch einen sehr harten Kurs. Eine Abschreibung von 300 Mill. Dollar auf eine Investition in der chinesischen Bohai Bank lastete vergangenes Jahr ebenso auf den Zahlen wie Rückstellungen von 95 Mill. Dollar für weitere Probleme im dortigen Immobiliensektor. Hinzu kommt das schwierige politische Umfeld.

Investitionen geplant

Doch StanChart will den Schwerpunkt auf dem Reich der Mitte noch ausbauen und plant dort Investitionen von 300 Mill. Dollar. Winters fokussierte sich zuletzt auf digitale Bankangebote, unter anderem in Hongkong. Ähnlich wie der britische Rivale HSBC möchte die Großbank das Wealth Management in der Region forcieren und erweitert damit ihre traditionelle Rolle als Handels- und Firmenkundenbank.

Als Kontrapunkt zu den Investitionen sollen konzernweit bis 2024 rund 1,3 Mrd. Dollar „strukturelle Kosten“ eingespart werden. Für Winters, der in seiner Zeit an der Spitze bereits Tausende Stellen bei dem Institut abbaute, ist diese Übung nicht neu. Vergangenes Jahr kletterten die Kosten allerdings um 5%, wohinter sich auch ein deutliches Plus bei den erfolgsabhängigen Bonuszahlungen verbirgt.

Standard Chartered
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Dollar20212020
Erträge gesamt1470114754
Operative Kosten1092410380
Wertberichtigungen2542325
Vorsteuerergebnis33471613
Nettoergebnis2315724
Nettozinsmarge* (%)1,211,31
Kernkapitalquote (%)14,114,4
Bilanzsumme (Mrd.)828789
*) bereinigtBörsen-Zeitung