Von Anna Sleegers, Frankfurt

Mit dem denkmalgeschützten Objekt am Rossmarkt haben der Münchener Projektentwickler ABG Real Estate und ihr Partner HanseMerkur Grundvermögen nicht nur eine der letzten Frankfurter Innenstadtfilialen der Deutschen Bank erworben, sondern auch ein veritables Stück Finanzgeschichte. Das klassizistische Gebäude wird, wie die Käufer stolz verkünden, seit mehr als 90 Jahren als Frankfurter Stammfiliale genutzt.

Bis heute geht von dem 1904 nach einem Entwurf der Architekten Eugen Rückgauer und Hermann Ritter errichteten Gebäude mit seiner eleganten Sandsteinfassade Glanz aus, auch wenn das Innenleben der Filiale mit SB-Bereich unverkennbar dem Sparkurs des Konzerns Tribut zollen musste. Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen Philipp Holzmann mag Geschichte sein; der Aura des Objekts mochten weder die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg noch der Wiederaufbau etwas anhaben. Auch die Neuerfindung der Deutschen Bank als globale Investmentbank, die Finanzkrise und die diversen Anläufe zum selbst verordneten Kulturwandel zogen spurlos an dem Gebäude vorbei, in dem Vorstandssitzungen abgehalten wurden und in dem Hermann Josef Abs einst sein Präsidentenzimmer hatte. Nicht zu vergessen Karl-Heinz Pfeffer, der 1980 von der Zentrale der Deutschen Bank in die Geschäftsleitung der damals überaus mächtigen Filialdirektion Frankfurt wechselte und von dem das Bonmot überliefert ist, dass die passive Resistenz der Filialdirektoren ein wichtiges Aktivum sei. All dies ist vergangen. Anzeichen, dass die Deutsche Bank auch dieses steinerne Zeugnis Frankfurter Finanz­geschichte hinter sich lassen will, gibt es nicht. Der Mietvertrag besteht, wie zu erfahren ist. Dies sowie die erstklassige Lage dürften den an einen Fonds von PGIM Real Estate entrichteten Kaufpreis im unteren dreistelligen Millionenbereich rechtfertigen.