Trump gehen die Freunde an Wall Street aus

US-Investmentbanker spenden im Präsidentschaftswahlkampf Herausforderer Joe Biden viel mehr als dem Amtsinhaber

Trump gehen die Freunde an Wall Street aus

Für die bevorstehenden Kongress- und Präsidentschaftswahlen haben die Demokraten bisher etwas mehr Geld eingesammelt als die Republikaner. Bei den Präsidentschaftswahlen allein liegt Donald Trump zwar noch leicht vor Joe Biden. Betrachtet man aber nur die Spenden der Finanzbranche ist Biden mit 70 Mill. zu 41 Mill. Dollar klar Erster. nok New York – US-Präsident Donald Trump verweist gerne auf Rekorde an den amerikanischen Aktienmärkten, um sich als Wirtschaftsfachmann zu präsentieren. In den Investmentbanken der Wall Street scheint er trotz der Kursgewinne an den Börsen aber immer weniger Freunde zu haben. Zum ersten Mal in den vergangenen zehn Jahren spenden Vertreter der amerikanischen Finanzbranche in einem Wahlkampf nämlich insgesamt mehr für die Demokraten, die Partei von Trumps Herausforderer Joe Biden, als für die Republikaner. “Es ist die erste Wahlperiode seit langem, in der die Demokraten im Repräsentantenhaus, Biden und zu einem gewissen Grad auch die Demokraten im Senat mehr Spenden erhalten als Republikaner”, sagt Sarah Bryner vom parteiunabhängigen Center for Responsive Politics, das offizielle Spendendaten auswertet. Insgesamt haben Kreditinstitute, Investmentbanken, Immobiliengesellschaften und ihre Mitarbeiter bis Ende Juni fast 800 Mill. Dollar Wahlkampfspenden an Politiker und deren Gegenkandidaten überwiesen. Etwas mehr als die Hälfte davon ging an Demokraten. Neu gewählt werden am 3. November neben dem Präsidenten alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie ein Drittel des Senats.Im direkten Rennen um die Präsidentschaft liegt Trump gemessen am gesamten Spendenaufkommen mit 417 Mill. Dollar leicht vor Bidens 410 Mill. Dollar. In der Gunst der Finanzbranche hängt der ehemalige Immobilienunternehmer dem früheren Vizepräsidenten aber deutlich hinterher. Trump sammelte in der Finanzbranche immerhin etwas mehr 41 Mill. Dollar ein. Biden erhielt dagegen Schecks von fast 70 Mill. Dollar. Bei Wertpapierhäusern und Investmentfirmen ist der Unterschied noch krasser. Wall-Street-Banker spendeten bis Ende Juni 44 Mill. Dollar für den Wahlkampf von Biden – fünfeinhalb mal so viel wie für Trump. Trump hat weiter prominente Unterstützer wie Stephen Schwarzman, den Vorstandschef der Beteiligungsgesellschaft Blackstone. Aber andere Großspender halten sich diesmal deutlich zurück – trotz der an der Wall Street goutierten Lockerung der Regulierung und den Steuererleichterungen, die Trump und der damals von Republikanern dominierte Kongress 2017 durchgesetzt hatten. Die Wall Street scheint die Geduld mit dem als chaotisch empfundenen Führungsstil des Präsidenten verloren zu haben. Dazu kommen Trumps wenig erfolgreiche und erratische Reaktionen auf die Coronavirus-Pandemie, die daraus resultierende Rezession, sowie wiederholte Appelle an rassistische Instinkte. “Eine bedeutende Zahl von Leuten stellen ihre scheinbar kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen hintenan, weil sie Wert darauf legen, als Bürger in einer Demokratie zu leben”, sagte Seth Klarman, Chef des Bostoner Hedgefonds Baupost der “New York Times”. Klarman war einst der größte Spender für die Republikaner in den Neuengland-Staaten. In diesem Jahr hat er Biden und Gruppen, die ihn unterstützen, mit 3 Mill. Dollar ausgeholfen.Biden gilt zudem als moderat und ist in der Finanzbranche als langjähriger Senator von Delaware, wo viele Kreditkartengesellschaften ansässig sind, eine bekannte Größe. “Er ist keiner, vor dem die Branche besonders Angst hat”, sagt Bryner vom Center for Responsive Politics.