Fondsgeschäft

Union Investment setzt sich nach Rekordjahr hohe Ziele

Rekordabsatz und Rekordgewinn stimmen die Fondsgesellschaft Union Investment selbstbewusst: Sie will das Neugeschäft auf hohem Niveau halten und Fondsvolumina rasch verdoppeln.

Union Investment setzt sich nach Rekordjahr hohe Ziele

jsc Frankfurt

Die Fondsgesellschaft Union Investment erwartet nach einem Ausnahmejahr auch für den laufenden Turnus ein hohes Neugeschäft und Ergebnis: Insgesamt sei ein Nettoabsatz von etwa 25 Mrd. bis 28 Mrd. Euro realistisch sowie ein Vorsteuerergebnis von ungefähr 800 Mill. Euro, sagte Firmenchef Hans Joachim Reinke am Donnerstag auf der digitalen Jahrespressekonferenz der Gesellschaft in Frankfurt. Damit würde der Fondsanbieter der Kreditgenossenschaften deutlich weniger als im vergangenen Jahr erwirtschaften, im langjährigen Vergleich aber gleichwohl ein hohes Ergebnis erzielen. Im Jahr 2021 übertraf der Absatz mit 40,5 Mrd. Euro das bisherige Spitzenergebnis aus dem Jahr 2015 um mehr als die Hälfte, im laufenden Jahr sind laut Reinke bereits 4,9 Mrd. Euro eingelaufen. Auch das Vorsteuerergebnis erreichte 2021 mit 1,24 Mrd. Euro einen Rekordwert.

Besonderes Augenmerk legt die Tochter der DZ Bank auf das Geschäft mit Privatleuten: In der privaten Geldanlage sei die Verbreitung von Fonds noch lange nicht ausgereizt, sagte Reinke. In den kommenden fünf bis sieben Jahren könne die Gesellschaft den Bestand an Fonds, die über das Netz der Genossenschaftsbanken vertrieben werden, in etwa verdoppeln. Per Jahresende lag das Volumen von Fonds für private Sparer­innen und Sparer bei 209 Mrd. Euro – Union Investment zielt also auf ein Volumen von deutlich mehr als 400 Mrd. Euro. Von den hohen Fondsbeständen profitieren auch die Vertriebspartner, also Genossenschaftsbanken und Verbundunternehmen, denen Union Investment im zurückliegenden Jahr rund 1,4 Mrd. Euro an Provisionen ausschüttete.

Ehrgeizig, aber möglich

In der Vergangenheit hatte die Gesellschaft zuletzt rund sieben Jahre für eine Verdopplung der privaten Fondsvermögen ge­braucht. Die Börsenkurse sind seither kräftig gestiegen, von Ende 2014 bis Ende 2021 legte allein der Dax um durchschnittlich 7,1% pro Jahr zu. Eine Verdopplung ist innerhalb von sieben Jahren also möglich, setzt aber erneut stark steigende Börsenkurse und ein hohes Neugeschäft voraus. Reinke verwies auf die Inflation, die Zinsprodukte unattraktiv mache. Gerade jüngere Menschen wählten nun häufiger Fonds aus. „Die Evolution des Sparens hat deutlich an Fahrt aufgenommen“, erklärte der Vorstands­vorsitzende.

Darüber hinaus schöpft die Gesellschaft zunehmend Geld aus Fondssparplänen, deren Zahl im vergangenen Jahr um 584000 auf 6,3 Millionen stieg. Damit kletterte die Zahl um rund ein Drittel schneller als im Vorjahr, aber langsamer als bei der Sparkassen-Rivalin DekaBank, die im zurückliegenden Jahr allein bis Ende September bereits einen Zuwachs von 830000 auf 6,6 Millionen Sparpläne vermeldet hatte. Auf das Neugeschäft hat der Bestand einen stabilisierenden Effekt. Wenn pro Vertrag im Durchschnitt 161 Euro pro Monat fließen, wie Union Investment noch vor einem Jahr erklärt hatte, kommen auf Jahressicht rechnerisch mehr als 12 Mrd. Euro automatisch herein. Allerdings stagniert die Zahl der Riester-Sparpläne, die Union Investment nur noch im geringen Umfang verkauft, bei rund 1,8 Millionen Verträgen.

Rekordhoch fiel aber nicht nur das Geschäft mit privaten, sondern auch mit institutionellen Investoren aus, die netto 20,8 Mrd. Euro beisteuerten. Die Gesellschaft habe dabei 59 Kunden gewonnen, die sowohl aus der Genossenschaftsgruppe selbst als auch von außerhalb gekommen seien und aus dem Inland sowie aus dem Ausland stammten.

Das rekordhohe Neugeschäft über verschiedene Sparten hinweg hatte sich abgezeichnet, nachdem Union Investment bereits im ersten Halbjahr mit 24,4 Mrd. Euro nah an den bisherigen Gesamtjahresrekord von 26,2 Mrd. Euro im Jahr 2015 herangerobbt war und zuletzt Bundesbank und deutscher Fondsverband BVI in ihren unterschiedlichen Statistiken jeweils einen Rekordabsatz für 2021 vermeldet hatten.

ESG-Pionier Schindler geht

Nachhaltige Fonds gewinnen ähnlich wie in den Vorjahren auch bei Union Investment an Bedeutung. Im Privatkundengeschäft entfielen im vergangenen Jahr rund 60% der Zuflüsse auf Fonds, die Union Investment als nachhaltig klassifiziert hatte. Auch die meisten institutionellen Anleger investierten bereits in nachhaltige Fonds, wie Reinke ausführte.

Wie auch im Fondsgeschäft insgesamt konzentriert sich Union Investment im ESG-Segment auf wenige Produkte, so dass etwa die nachhaltigen Varianten des „Privatfonds“, des „Unirak“ und des „Unirak Konservativ“ im vergangenen Jahr in Deutschland unterm Strich jeweils ein Milliardenvolumen einsammelten. Mit dem „UniZukunft Klima“ legte das Haus im November einen Fonds gemäß Artikel 9 der Offenlegungsverordnung auf, der die Geldanlage mit einem Nachhaltigkeitsziel verknüpft. Im laufenden Jahr will das Haus weitere Artikel-9-Fonds gründen. Der scheidende Manager Alexander Schindler, der Ende März in den Ruhestand tritt, habe die Bedeutung nachhaltiger Kapitalanlagen früh erkannt, lobte Reinke.

Wertberichtigt Seite 8

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Bericht Seite 24

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