Versicherer verdienen operativ gut

Weniger Unfälle und Unwetter - Schadenquote von über 3 000 Prozent in Betriebsschließungsversicherung

Versicherer verdienen operativ gut

Die deutschen Versicherer sind nach vorläufigen Branchendaten ihres Branchenverbands bisher besser durch die Pandemie gekommen als erwartet. Die Autoversicherer haben so viel Gewinn erwirtschaftet wie schon lange nicht mehr. Die Lebensversicherung will 2021 wieder wachsen.ak Köln – Die deutschen Versicherer haben im Coronajahr 2020 operativ gut verdient. In der Schaden- und Unfallversicherung, die für viele Unternehmen die Hauptergebnisquelle darstellt, sank die Schaden-Kosten-Quote um fast 3 Prozentpunkte auf 90 %. Der versicherungstechnische Gewinn sei auf 7,4 Mrd. Euro gestiegen, sagte Wolfgang Weiler, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Mittwoch bei der Vorstellung vorläufiger Branchenzahlen. Im Jahr zuvor waren es noch gut 2 Mrd. Euro weniger.Treiber war vor allem die Autoversicherung. Hier haben die Unternehmen an jedem eingenommenen Euro im vergangenen Jahr 10 Cent verdient, 2019 waren es weniger als 2 Cent. Die gesunkene Mobilität im Lockdown führte zu weniger Unfällen, auch wenn der durchschnittliche Schaden bei einem Crash immer teurer wird und mittlerweile bei über 3 000 Euro liegt. Stürme und andere Unwetter haben die Versicherer 2020 nach vorläufigen Zahlen “nur” 2,5 Mrd. Euro gekostet, was erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,7 Mrd. Euro liegt. Das und der Gewinnsprung der Kfz-Versicherer, die für mehr als ein Drittel der Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung stehen, hat die hohen Belastungen aus der kleinen Sparte Betriebsschließungsversicherung mehr als kompensiert. In den Verträgen, die vor allem von Hoteliers und Gastwirten abgeschlossen werden, waren privatwirtschaftlich nicht abzusichernde Pandemien nicht immer sauber ausgeschlossen. Zahlreiche Fälle sind vor Gericht gelandet.Die bisher gezahlten Leistungen in der Betriebsschließungsversicherung (BSV) bezifferte der GDV auf rund 900 Mill. Euro. Die Beitragseinnahmen lägen aber nur bei 25 Mill. Euro jährlich, sagte Norbert Rollinger, der den GDV-Präsidialausschuss für die Schaden- und Unfallversicherung führt und zugleich R+V-Chef ist. Somit liege die Schadenquote bei über 3000 %. Die Schäden in der BSV sind auch dafür verantwortlich, dass die Industrie- und Gewerbeversicherung in der GDV-Statistik 2020 mit einer Combined Ratio von 107 % wieder tiefrote Zahlen schreibt.Der Verband untermauerte seinen Vorschlag einer Public Private Partnership für eine künftige Pandemieversicherung. Der GDV hatte im Sommer ein Konzept vorgelegt, das neben einer privatwirtschaftlichen Komponente eine staatliche Haftungsgarantie sowie die Einbeziehung des Kapitalmarkts durch Pandemiebonds zur Absicherung von Gewerbetreibenden und kleineren Unternehmen vor pandemiebedingten Lockdowns vorsieht. Die Gespräche mit der Politik seien angelaufen, kämen derzeit aber wenig voran, weil die Regierung mit der aktuellen Pandemiebekämpfung genug zu tun habe.Für 2021 rechnen die deutschen Versicherer mit einem Beitragsplus von mehr als 2 %, nachdem schwächere Geschäfte in der Lebensversicherung im Vorjahr nur für ein Branchenplus von 1,2 % gesorgt haben. Größeren Einfluss auf den erwarteten Beitragsanstieg dürften die teilweise erheblichen Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung haben.Auch in der Lebensversicherung wollen die Anbieter wieder zulegen, erwartet wird ein Plus von 2 %. Denn GDV-Präsident Weiler rechnet mit Nachholeffekten bei den Verbrauchern, wovon ein Teil in die private Altersvorsorge fließen könnte. Die wiederum soll nach dem Willen des Versichererverbands reformiert werden. Der GDV pocht schon seit geraumer Zeit auf eine Riester-Reform und einen Wegfall der noch geltenden vollen Beitragsgarantie.