Von Corona-Effekt noch keine Spur

Wüest Partner und Barton Group erwarten stabilen westdeutschen Wohnimmobilienmarkt - Geringer Leerstand

Von Corona-Effekt noch keine Spur

kb Frankfurt – Ein Corona-Effekt bei der Preisentwicklung westdeutscher Wohnimmobilien zeichnet sich bisher nicht ab, so die Einschätzung des Immobilienberatungsunternehmens Wüest Partner auf Basis einer gemeinsamen Studie mit dem Bonner Immobilien-Investmenthaus Barton Group. Ganz im Gegenteil habe sich die Tendenz steigender Mieten und Preise im ersten Halbjahr 2020 in den 20 untersuchten westdeutschen Städten fortgesetzt.In vielen Städten sei die Situation weiterhin als angespannt zu bezeichnen angesichts eines geringen Leerstands und eines starken Nachfrageüberhangs. Zwar würden mehr Wohnungen gebaut, doch übersteige bis auf wenige Ausnahmen der Bedarf die Neubautätigkeit. Das größte Neubaudefizit ortet Wüest-Geschäftsführer Andreas Pörschke in Hanau, wo die Fertigstellungszahlen lediglich 34,3 % des Bedarfs erreichten. Es folgen Wiesbaden mit 37,6 % und Köln mit 41,1 %.Zwar wirke der Trend zur Urbanisierung sich entsprechend auf die Mieten aus, jedoch sei die Dynamik der Preisentwicklung lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt, unterstreicht Pörschke. Den höchsten Mietpreis für Neubau verzeichnet der Studie zufolge Frankfurt mit 16,21 Euro je Quadratmeter, gefolgt von Düsseldorf, Wiesbaden, Köln und Mainz, wo noch 13,61 Euro je Quadratmeter (qm) aufgerufen werden. Das niedrigste Mietniveau für Neubau weist Fulda mit 9,33 Euro je qm auf.Auch bei den Mietpreisen für Bestandswohnungen liegt Frankfurt mit 15,52 Euro/qm an der Spitze, während sie in Mainz und Köln mit rund 12 Euro/qm höher liegen als in Düsseldorf und Wiesbaden (rund 11 Euro). Die niedrigsten Bestandsmieten weisen Essen (7,35 Euro), Bochum (7,41 Euro) und Dortmund (7,44 Euro) auf. Für Dominik Barton, Geschäftsführender Gesellschafter der Barton Group, biete das Wohnsegment insbesondere im unteren und mittleren Mietsektor eine zuverlässige und stabile Ertragsbasis und bleibe eine attraktive Investmentkategorie. “Aufgrund des aktuellen Niedrigzinsumfeldes, der anhaltend hohen Nachfrage und unzureichender Fertigstellungszahlen gehen wir trotz der Covid-19-Pandemie weiterhin von einem stabilen Mietniveau aus.” Kaufpreise steigen stärkerBei den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen zeige sich laut Wüest eine deutlich höhere Dynamik als bei der Entwicklung der Mieten. Im Durchschnitt stiegen den Angaben zufolge die Median-Kaufpreise westdeutscher Städte innerhalb der vergangenen zehn Jahre mit einem Plus von 122 % beinahe dreimal so stark wie die Median-Mieten mit 48 %. Für Eigentumswohnungen (siehe Grafik) verzeichnet der Studie zufolge ebenfalls Frankfurt die höchsten Neubau-Kaufpreise (7 542 Euro/qm) gefolgt von Düsseldorf (6 973 Euro/qm). Am günstigsten sind Ludwigshafen (3 204 Euro/qm) und Dortmund (3 265 Euro/qm). Der Median-Kaufpreis für Bestandsbauten, die vor 2010 fertiggestellt wurden, ist ebenfalls in Frankfurt am höchsten (5 087 Euro/qm), gefolgt von Münster (4 200 Euro/qm). Am unteren Ende rangieren Bochum (1 500 Euro/qm), Dortmund (1 636 Euro/qm) und Saarbrücken (1 652 Euro/qm).Die sichersten Investmentstandorte befinden sich laut Wüest-Analyse in Frankfurt, Münster, Wiesbaden, Düsseldorf und Köln – bei entsprechend niedrigen Durchschnittsrenditen mit einer Spanne von 3,2 % bis 4,3 %. “In bestimmten B- und C-Städten lassen sich höhere Bruttoanfangsrenditen erzielen, die jedoch zugleich mit einem höheren Markt- und Standortrisiko einhergehen”, betont Pörschke.Wie sich die Corona-Pandemie mittelfristig auf den Wohnimmobilienmarkt auswirke, bleibe abzuwarten. Pörschke und Barton gehen beim Gros der untersuchten 20 westdeutschen Städte grundsätzlich von einer stabilen Entwicklung sowohl der Mieten als auch der Kaufpreise aus. Der anhaltende Bedarfsüberhang und die Tatsache, dass Wohnen ein Grundbedürfnis sei, würden Wohninvestments auch künftig attraktiv erscheinen lassen.