VW Finanzdienstleistungen

VW Finanzsparte kommt glimpflich durch die Pandemie

Die Volkswagen Finanzdienstleistungen (VW FS) haben sich während der Corona-Pandemie 2020 wacker geschlagen. Das operative Ergebnis sank im Vorjahresvergleich zwar um 5,3% auf 2,8 Mrd. Euro, es markiert damit aber das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.

VW Finanzsparte kommt glimpflich durch die Pandemie

kb Frankfurt

Die Volkswagen Finanzdienstleistungen (VW FS) haben sich während der Corona-Pandemie 2020 wacker geschlagen. Das operative Ergebnis sank im Vorjahresvergleich zwar um 5,3% auf 2,8 Mrd. Euro, es markiert damit aber das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte, wie die Finanzsparte des VW-Konzerns mitteilte.

Entsprechend erleichtert ist Lars Henner Santelmann, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG. „Im Auge der Krise zeigt sich, wie robust unser Geschäftsmodell ist und wie wichtig es war, dass wir konsequent unser Kostensenkungsprogramm umgesetzt haben sowie frühzeitig in die Digitalisierung unseres Geschäftsmodells investiert haben.“ Für das angesichts der Corona-Pandemie vergleichsweise stabile Ergebnis führt der Vorstand mehrere Gründe an. Besonders ein deutlich besseres viertes Quartal, aber auch eine weiter gestiegene weltweite Marktdurchdringung hätten dazu beigetragen, dass das operative Ergebnis „deutlich über unseren ursprünglichen Erwartungen lag“, erklärte Finanzvorstand Frank Fiedler. So seien insbesondere die Märkte in Großbritannien, Italien und Spanien trotz Corona deutlich gewachsen. Auch die Marktdurchdringung in China steige, da dort inzwischen jedes zweite Fahrzeug, das der VW Konzern in dem Land ausliefere, von dem konzerneigenen Finanzdienstleister finanziert werde.

Recht überraschend fielen zudem deutlich weniger Risikokosten an, als dies noch im Sommer geplant worden sei. Hier hätten sich Stundungsprogramme positiv ausgewirkt. So seien lediglich für 1% der Verträge Stundungen vereinbart worden, wofür Vorsorge getroffen worden sei. Coronabedingt beläuft sich die Risikokostenquote für 2020 auf 1,02% des Forderungsvolumens und liegt bei 1,922 Mrd. Euro. 2019 lag die Risikokostenquote bei 0,61%, die Risikokosten beliefen sich auf 1,117 Mrd. Euro. Es sei aber offen, ob die „Coronakosten“ im laufenden Jahr zu Buche schlagen, wenn die Moratorien auslaufen. „Das kann einen erheblichen Effekt haben“, sagte Fiedler. Gerade das Flottengeschäft mit Unternehmen in vielen Ländern Südeuropas und auch in Brasilien, wo die Insolvenzpflicht ausgesetzt ist, habe der Finanzdienstleister im Blick.

Während das Neuwagengeschäft 2020 stark eingebrochen ist, was sich bei dem Finanzdienstleister insbesondere im Rückgang neuer Leasingverträge um 11,5% manifestiert (siehe Tabelle), habe das Gebrauchtwagengeschäft um 4% angezogen, was in der ersten Corona-Welle geholfen habe. Um die Restwerte zu stabilisieren, seien Leasingrückläufer anfangs zurückgehalten, in internationale Märkte gegeben oder eine zweite Leasingvereinbarung mit neuen Finanzierungspaketen getroffen worden, erläuterte Santelmann.

VW Financial Services profitierte außerdem von ihrem bereits vor der Corona-Pandemie eingeführten Kosteneffizienzprogramm (Opex). 2020 hätten sich durch Opex Einsparungen von 500 Mill. Euro ergeben, wobei allein die Vertriebskosten um 300 Mill. Euro gesenkt wurden.

Ausschlaggebend dafür sei die seit längerem umgesetzte Digitalisierungsstrategie. Im Berichtsjahr seien bereits 250000 Verträge online abgeschlossen worden, bis 2025 soll sich diese Zahl den Planungen zufolge verdoppeln. Im Zuge dessen hat der Finanzdienstleister sein Geschäftsmodell angepasst. Erfolgte der Vertrieb der Finanzprodukte früher vor allem über den Autohandel, versteht sich VW Financial Services nun als Mittler zwischen Kunde und Fahrzeug, der die Produkte bündelt und diese online dem Kunden zur Verfügung stellt, wie Santelmann erläuterte. Es handele sich um einen „datengetriebenen Direktvertriebsansatz“. Über den Ausbau von weiteren Mobilitätsdienstleistungen, wie Auto-Abos oder Park-, Tank- und Ladeservices soll zudem die Anzahl der Kundenkontaktpunkte von aktuell 210 Millionen pro Jahr auf 400 bis 600 Millionen erhöht werden. „Wir wollen in der Zukunft deutlich länger am Fahrzeug und am Kunden bleiben und damit besser als heute an der automobilen Wertschöpfungskette partizipieren“, betonte Santelmann.

Digitalisierung treibt an

Die Digitalisierung solle dabei als Wachstumstreiber fungieren. VW FS plane weiterhin, bis 2025 einen Vertragsbestand von 30 Millionen zu erreichen, wie bekräftigt wurde. Im Berichtsjahr stieg der Bestand leicht um 1,9% auf 21,9 Millionen Verträge. Die Anzahl neuer Verträge ging um 6,9% auf 7,9 Millionen zurück. Unter der Einschränkung der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Coronakrise sowie der Gesamtwirtschaft geht der Finanzdienstleister für 2021 von einem Ergebnis auf Vorjahresniveau aus.

Festgehalten wird an der langfristigen Prognose. „In 2025 erwarten wir ein operatives Ergebnis von rund 4 Mrd. Euro bei einer Bilanzsumme von circa 300 Mrd. Euro“, unterstrich Fiedler. Durch die organisatorische Neuaufstellung aus dem Jahr 2017, als die VW Bank, in der das Deutschland-Geschäft liegt, aus der VW FS AG ausgegliedert wurde, könne dieses Ziel auch ohne zusätzliches Eigenkapital erreicht werden. Im Berichtsjahr stieg die Bilanzsumme um 1% auf 223,5 Mrd. Euro.

VW Finanzdienstleistungen
Kennzahlen
Jan. bis Dez. 2020 Jan. bis Dez. 2019
Vertragszugang *7 9208 510
 Finanzierung2 3812 536
 Leasing1 7521 980
 Dienstleistungen1 6471 704
 Versicherungen2 1402 290
Vertragsbestand*21 90721 498
Operat. Ergebnis (Mrd. Euro)       2,80       2,96
Bilanzsumme (Mrd. Euro)       225,6       223,5
Quelle: Volkswagen Financial Services*) in tausend Stück Börsen-Zeitung