Frankreich

Zinserhöhung beim staatlichen Sparbuch wird teuer

Der Zinssatz für die in Frankreich beliebten steuerfreien Sparbücher Livret A hat sich innerhalb von rund einem Jahr versechsfacht. Für französische Finanzinstitute steigen die Kosten.

Zinserhöhung beim staatlichen Sparbuch wird teuer

Der starke Anstieg des Zinssatzes für die staatlich reglementierten Sparbücher Livret A dürfte französische Banken teuer zu stehen kommen. Das steuerbefreite Sparbuch ist das beliebteste Sparprodukt in Frankreich. Seit dem 1. Februar wird es mit 3% verzinst. Damit hat sich der Zinssatz innerhalb von gut einem Jahr versechsfacht, denn Anfang 2022 betrug er noch 0,5%, bevor er erst im Februar 2022 auf 1% und dann im August auf 2% angehoben wurde.

Hatten früher die Banque Postale und die Sparkassen das Monopol für das Livret A, darf es seit 2009 von allen Banken angeboten werden. Nach Angaben der Banque de France gab es Ende 2021 insgesamt 55,7 Millionen der beliebten Sparbücher. Die Einlagen sind auf maximal 22950 Euro pro Person beschränkt, für Genossenschaftsunternehmen und Kooperativen auf 76500 Euro, wobei die Zinsgutschriften diese Summen überschreiten dürfen. Letztes Jahr konnten die französischen Finanzinstitute mit Hilfe des Livret A 27,23 Mrd. Euro einsammeln. Mit den Geldern wird vor allem der soziale Wohnungsbau finanziert.

Ende 2022 belief sich das gesamte von den Livrets A und den ebenfalls steuerfreien Sparbüchern Livrets de développement durable et solidaire (LDDS, Sparbuch für nachhaltige und solidarische Entwicklung) verwaltete Vermögen auf 509,7 Mrd. Euro.

Die Banken müssen 40% der Einlagen des Livret A und des LDDS verzinsen, die staatliche Caisse des Dépôts den Rest. Die Ratingagentur Fitch hat berechnet, dass der Zinsanstieg des Livret A zusammen mit dem den einkommensschwächsten Haushalten vorbehaltenen Sparbuch Livret d’Epargne Populaire die französischen Banken in einem Jahr 2,4 Mrd. Euro kosten könnte. Der Zinssatz für Letzteres beträgt seit dem 1. Februar 6,1%. Die Einlagen sind auf 7700 Euro pro Person beschränkt.

Die Banken, die am stärksten unter dem Anstieg des Zinssatzes des Livret A leiden dürften, sind die Banque Postale und die Gruppe BPCE (Banque Populaire – Caisses d’Epargne), die beiden historischen Anbieter. Der Zinsanstieg hatte BPCE in den ersten neun Monaten 2022 bereits mit 391 Mill. Euro belastet, davon 228 Mill. Euro im dritten Quartal, so dass das Vorsteuerergebnis des Privatkundengeschäfts sank.

Die Analysten von Jefferies glauben, dass die Kosten für reglementierte Sparprodukte die Leistung der französischen Banken in diesem Jahr belasten werden. Experten von BPCE schätzen, dass die Anhebung der Rendite reglementierter Sparprodukte um 30 Basispunkte zu Nettomittelabflüssen von 6,5 Mrd. Euro bei Lebensversicherungen führt.

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