Zinswende am Sankt-Nimmerleins-Tag

Investoren rechnen bis Mitte des kommenden Jahrzehnts fest mit Tiefzinsen

Zinswende am Sankt-Nimmerleins-Tag

jsc Frankfurt – Nach jahrelangem Warten auf eine Zinswende haben sich institutionelle Investoren vom Szenario nachhaltig steigender Sätze verabschiedet. Innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre erwartet nur noch ein Bruchteil der befragten Versicherer, Altersvorsorgeeinrichtungen und anderen Investoren einen Zinsanstieg, wie der Bundesverband Alternative Investments (BAI) in einer Umfrage unter 75 Investoren ermittelt hat. Die Angst vor Negativzinsen und einer mangelnden Rendite legt vielmehr nahe, dass Großanleger mit einer Fortsetzung oder gar einer Verschärfung des Tiefzinsniveaus rechnen (siehe Grafik).Die EZB hat Investoren bereits auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik eingestimmt. Aber auch fundamentale Daten, also etwa die hohe Sparneigung der Anleger, dürfte das Zins- und Renditeniveau vorerst weiter drücken, zumindest bis die Babyboomer-Generation ab Mitte des kommenden Jahrzehnts in den Ruhestand tritt. Auch ohne Effekte der Geldpolitik wäre das Zinsniveau nach Abzug der Inflation nach Schätzung einiger Ökonomen derzeit negativ – all diese Faktoren haben Investoren offenbar auf dem Zettel.Auf der Wunschliste der Großanleger dominieren vor diesem Hintergrund die Anlageklassen Immobilien, Infrastruktur und Private Equity, wo jeweils etwa die Hälfte der Befragten die Allokation in den kommenden zwölf Monaten erhöhen will – trotz der dort häufig bereits hohen Bewertungen. Instrumente zur Fremdfinanzierung kommen hier jeweils auf rund ein Drittel. Den Anteil von Hedgefonds, Rohstoffen und “Credit Specialities” will aber fast niemand erhöhen. Die meisten sind hier jeweils ohnehin nicht investiert.Das Engagement in alternativen Anlagen begründen Investoren fast immer mit der Portfoliostreuung und einer guten Risiko-Rendite-Relation, häufig auch mit dem Wunsch nach stabilen Erträgen. Das Vermeiden von Volatilität und Zinsänderungsrisiken zählen fast nie zu den Motiven. Ein Zinsanstieg wäre für Investoren ein zweischneidiges Schwert: Langfristig würde sich das Renditeniveau erhöhen. Kurzfristig stünde vermutlich ein Wertverfall von Anleihen und anderer Anlageklassen bevor.