Apobank

Zurück zu den Wurzeln

Der neue Apobank-Chef muss die Bank auf Effizienz trimmen und zugleich das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen.

Zurück zu den Wurzeln

Der erste öffentliche Aufschlag ist Matthias Schellenberg, dem seit März amtierenden Vorstandschef der Apobank, mit der gestrigen Präsentation der Jahresbilanz gelungen. Klar, dass der externe Manager nach 30 Tagen im Amt noch keine neue Strategie vorlegte und auf Detailfragen zum abgelaufenen Turnus lieber seinen Finanzchef antworten ließ. Ebenso verständlich, dass sich Schellenberg zur Frage der Aufsichtsratsbesetzung – als sicher gilt, dass Ende des Monats der im Februar ausgeschiedene BVR-Vorstand Gerhard Hofmann auf dem Ticket der Bundesärztekammer in das Kontrollgremium einzieht und dort den Vorsitz von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery übernimmt – in vornehmer Zurückhaltung übte.

Doch Schellenberg ist angetreten, um die Apobank, die in diesem Jahr ihr 120-jähriges Jubiläum feiert, wieder zu ihren gesunden Wurzeln zurückzuführen. Immerhin handelt es sich bei der Standesbank um die größte genossenschaftliche Primärbank der Republik, die 2021 eine Bilanzsumme von 67 Mrd. Euro auf die Waage brachte.

Zwar sind die unmittelbaren Folgen der missglückten IT-Migration inzwischen verdaut – 2021 mussten nochmals 10 Mill. Euro an Nachlaufkosten ge­stemmt werden –, doch ist in den vergangenen beiden Jahren eben auch viel liegen geblieben. Angesichts einer Kosten-Ertrag-Relation von beinahe 80 % kommt man nicht umhin, dem Institut ein veritables Effizienzproblem zu bescheinigen.

Noch schwerer aber wiegt der Vertrauens- und Reputationsverlust, den sich die Bank mit dem Wechsel auf den neuen IT-Anbieter Avaloq eingehandelt hat. Hier wurde viel Vertrauen bei den Kunden verspielt, was sich 2021 erstmals auch in einem Mitgliederrückgang spiegelte. Auf dem Prüfstand stehen somit nicht nur die Prozesse, sondern auch die Organisationsstruktur. Das betrifft die Zentrale ebenso wie die Führungsstrukturen im Vertrieb.

Bis nach dem Sommer will sich Schellenberg Zeit nehmen, um die Transformationsagenda im Details auszuarbeiten. Keinen Zweifel lässt der 57-Jährige aber daran, was auch künftig das Kerngeschäft der Standesbank sein wird: die Finanzfragen der akademischen Heilberufler. Das Geschäft mit Dienstleistungen außerhalb des Banking-Portfolios, das Schellenbergs Vorgänger vorangetrieben hatte, soll dagegen „gebündelt“ werden.

Zweifelsohne ist die Transformation der Bank in das 21. Jahrhundert vonnöten. Doch scheinen die Apobank in der Vergangenheit zu viele Ideen vom Kerngeschäft abgelenkt zu haben.