Vorwürfe gegen marokkanischen BMW-Zulieferer lassen Anleger kalt
Anleger lässt Kritik an Kobalt-Mine kalt
BMW geht Vorwürfen gegen Rohstofflieferanten Managem aus Marokko nach
sck München
Vorwürfe gegen den marokkanischen BMW-Rohstoffversorger Managem haben die Aktie des deutschen Autoherstellers zum Wochenauftakt nicht in Turbulenzen gestürzt. Die Stammaktie des Münchner Dax-Mitglieds notierte am Montag zeitweise 0,8% auf 91,91 Euro fester. Zuvor brachten Nachrichten über Missstände bei Managem BMW unter Erklärungsdruck. Es geht um den Verdacht, dass das Unternehmen in der Mine Bou Azzer großen Mengen giftigen Arsens in die Umwelt gelangen lasse. Darüber berichten WDR, NDR und die „Süddeutsche Zeitung“. Bei Wasser- und Urinproben im Umfeld der Mine seien extrem hohe Arsenwerte nachgewiesen worden.
Diese Vermutungen untermauerten den Angaben zufolge Probenuntersuchungen von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Magdeburg. Die festgestellten „exorbitant hohen“ Arsen-Konzentrationen sind demzufolge gesundheitsgefährdend. Die Werte würden die Trinkwassergrenzen der Weltgesundheitsorganisation WHO um den Faktor 40 überschreiten.
Zugleich werfen dem Bericht zufolge derzeitige und ehemalige Beschäftigte der Kobaltmine Managem vor, internationale Schutzstandards für Arbeiter nicht einzuhalten und gegen Gewerkschaften vorzugehen.
Vertrag von 2020
BMW hatte 2020 mit Managem einen Vertrag zur Kobalt-Lieferung im Volumen von 100 Mill. Euro geschlossen. Dieses benötigt der Autobauer für den Bau von Batterien für seine Elektromodelle. Seinerzeit erklärte BMW, künftig „nachhaltiges Kobalt“ aus Marokko erhalten zu können. Die Münchner begründeten dies mit einer „ethisch verantwortlichen Rohstoffgewinnung und fügten an, die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten habe für den Konzern Priorität.
Königsfamilie betroffen
Managem wies den Berichten zufolge sämtliche Vorwürfe zurück und erklärte, dass sowohl die Betreiberfirma der Mine, als auch die dort tätigen Subunternehmen Arbeits- und Sozialstandard einhielten.
Als Reaktion auf die Kritik kündigte BMW an, die Anschuldigungen zu prüfen. Sollte ein Fehlverhalten vorliegen, werde BMW „sofortige Gegenmaßnahmen einfordern“, sagte ein Unternehmenssprecher. BMW sei auf Managem zugegangen und habe zusätzliche Informationen eingefordert. Im zurückliegenden Sommer seien erste Beschuldigungen gegen Managem aufgekommen, ergänzte der Sprecher laut Reuters. Das Unternehmen habe zu dem Zeitpunkt Dokumente zur Verfügung gestellt, welche glaubwürdig ausgesehen hätten. Die Umweltzertifikate des Minenbetreibers seien auf dem aktuellen Stand.
Managem ist mehrheitlich im Besitz des marokkanischen Königshauses und betreibt nach eigenen Angaben eine Reihe von Minen in mehreren afrikanischen Ländern. Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Kobaltvorkommen befindet sich im Kongo, wo es insbesondere in kleinen Minen immer noch zu Kinderarbeit kommt. Aus diesem Grund beziehe BMW kein Kobalt aus dem Kongo mehr, sagte der BMW-Sprecher. Der Münchner Autokonzern bezieht ungefähr ein Fünftel seines Kobalt-Bedarfs aus Marokko, der Löwenanteil kommt aus Australien.
Experten gehen davon aus, dass die geschilderten Zustände in der Mine in Konflikt mit dem deutschen Lieferkettengesetz stehen könnten. Das Anfang 2023 in Kraft getretene Gesetz bestimmt, das Unternehmen Verantwortung tragen für die Einhaltung von Menschenrechten in den globalen Lieferketten.