Handel

Online­handel treibt Otto an

Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto profitiert vom zunehmenden Trend zum Onlinehandel. Das Wachstum hat sich im zweiten Pandemiejahr aber etwas abgeschwächt.

Online­handel treibt Otto an

Von Carsten Steevens, Hamburg

Im Mai vor fünf Jahren stellte der damals neue Otto-Group-Vorstandsvorsitzende Alexander Birken seine neue „fokussierte“ Wachstumsstrategie für den Konzern und das Ziel vor, den Geschäftsjahresumsatz bis 2022/23 (per Ende Februar) auf vergleichbarer Basis um mehr als ein Drittel von 12,5 Mrd. auf 17 Mrd. Euro zu steigern. Das Umsatzziel auf vergleichbarer Basis hat der Handels- und Dienstleistungskonzern bereits kurz nach Beginn der Corona-Pandemie im vorvergangenen Geschäftsjahr 2020/21 erreicht.

Unter Berücksichtigung des Mitte Juni 2021 an die Börse gekommenen Online-Modehändlers About You sowie der Lieferdienste Hermes Deutschland und Hermes UK, an denen sich der Finanzinvestor Advent im Herbst 2020 mit Anteilen von 25 bzw. 75% beteiligte, stiegen die Konzernerlöse 2020/21 auf 17,8 Mrd. Euro. Bereinigt um Effekte aus den Veränderungen im Unternehmensportfolio, zu denen unter anderem die Entkonsolidierung der Hermes-Paketlogistikaktivitäten in Deutschland und Großbritannien gehörte, legte der Umsatz im Vorjahresvergleich um 17,2% auf 15,6 Mrd. Euro zu. Dabei stiegen allein die Online-Erlöse um 25,6% auf 9,9 Mrd. Euro, in Deutschland um 24,1% auf 7 Mrd. Euro.

Für den abgelaufenen Turnus, über den die Otto Group am Montag berichten wird, wurde ein weiterer deutlicher Umsatzzuwachs sowie ein operatives Ergebnis (Ebit) auf Vorjahresniveau in Aussicht gestellt. Das Ebit im Vorjahr betrug 688 Mill. Euro. Vor Steuern waren sogar 1,1 Mrd. Euro verbucht worden, wobei Otto auch von Erlösen über gut 600 Mill. Euro aus dem Beteiligungsverkauf profitierte.

Die positive Geschäftsentwicklung, die 2020/21 auch zu einem Abbau der Nettofinanzverschuldung des Konzerns um fast 57% auf 1,42 Mrd. Euro führte, hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. Wie Otto Ende September 2021 mitteilte, legte der Konzernumsatz in der ersten Geschäftsjahreshälfte auf vergleichbarer Basis um gut 20% zu. Wachstumsimpulse resultierten den Angaben zufolge vor allem aus der gestiegenen Nachfrage im Mode- sowie Wohn- und Lifestyle-Sortiment. Die reinen E-Commerce-Umsätze kletterten weltweit um über 18%, in Deutschland um fast 21%. Für das Gesamtjahr 2021/22 stellte Otto dann im Februar einen weltweit um knapp 10% auf fast 11 (i.V. 9,9) Mrd. Euro und in Deutschland auf knapp 7,6 (7) Mrd. Euro erhöhten Online-Umsatz in Aussicht. Das Wachstum schwächte sich im zweiten Pandemie-Jahr ab.

Nach dem ersten Coronakrisenjahr nahm sich die in den Segmenten Multichannel-Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Service tätige Otto Group ein ambitionierteres jährliches Umsatzwachstum um 5 bis 10% und auch mehr Ertragskraft vor. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) sollte mittelfristig ein Niveau von mehr als 10% erreichen, die im vorvergangenen Geschäftsjahr auf 20,8 (i.V. 13,5)% erhöhte Eigenkapitalquote mittelfristig einen Wert über 25%. Am kommenden Montag steht eine Überprüfung der Ziele an.