Insolvenzen

So viele Firmenpleiten wie seit Mai 2020 nicht mehr

Der IWH-Insolvenztrend zeigt für März trotz besserer Konjunkturaussichten so hohe Pleitezahlen wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Die befürchtete Insolvenzwelle rollt damit aber noch nicht an.

So viele Firmenpleiten wie seit Mai 2020 nicht mehr

So viele Firmenpleiten wie seit Mai 2020 nicht

IWH-Insolvenztrend deutet aber weiter keine Welle an

ba Frankfurt

Im Februar sind trotz der aufgehellten Konjunkturaussichten so viele deutsche Unternehmen in die Insolvenz gegangen wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Laut der aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) liegen die Fallzahlen nur noch knapp unter dem Niveau der Jahre vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Eine Pleitewelle ist den Wirtschaftsforschern zufolge aber weiter nicht zu erwarten.

Vor allem Industrie-Jobs betroffen

Laut dem IWH ist die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im März um 15% auf 959 gestiegen. Das sind 24% mehr als im März vergangenen Jahres und nur noch 4% weniger als im März-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre. „Die Zeiten ungewöhnlich niedriger Insolvenzzahlen sind vorerst vorbei“, kommentierte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. „Unsere Frühindikatoren lassen für die kom­menden Monate aber keinen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen erwarten.“ Helfen dürfte, dass die Energiepreise und die Inflation sinken und die befürchtete Rezession wohl ausbleiben wird. So erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer am Mittwoch vorgelegten Gemeinschaftsdiagnose mittlerweile nicht nur für das Gesamtjahr 2023, sondern auch für das eben abgelaufene Startquartal ein – wenn auch schmales – Wachstum.

Für Ungemach dürfte allerdings der noch nicht beendete Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen. „Für einzelne Branchen, wie etwa die Baubranche, werden die Insolvenzrisiken allerdings allein schon aufgrund des Zinsanstiegs deutlich größer ausfallen“, mahnte jüngst etwa Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Angesichts des Fachkräftemangels müssten allerdings die von einem insolvenzbedingten Arbeitsplatzverlust betroffenen Arbeitnehmer „mit keiner langfristigen oder gar dauerhaften Arbeitslosigkeit rechnen“. Laut IWH waren in den größten 10% der Unternehmen, deren Insol­venz im März gemeldet wurde, 8000 Jobs betroffen, etwas mehr als ein Drittel davon in der Industrie. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liege damit auf durchschnitt­lichem Niveau. Unter den Bundesländern entfielen im März mit 213 die meisten Insolvenzen erneut auf Nordrhein-Westfalen. Den stärksten An­stieg wiederum verzeichnete Schleswig-Holstein. In den ersten drei Monaten des Jahres lagen die Insolvenzen laut IWH dort um mehr als 60% über dem Mittel­wert des Jahres 2022.