Deutsche Konjunktur

Unternehmen zeigen sich wieder etwas optimistischer

Etwas mehr Optimismus, aber Sorge vor Risiken wie Fachkräftemangel, hohen Energie- und Rohstoffpreisen und dem Inflation Reduction Act (IRA) der USA: Die DIHK-Umfrage zeigt, dass die hiesige Wirtschaft in der Stagnation steckt.

Unternehmen zeigen sich wieder etwas optimistischer

ahe/ba Berlin/Frankfurt

Die deutschen Unternehmen blicken einer neuen Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge etwas optimistischer in die Zukunft als noch im Herbst. 16% der rund 27000 befragten Betriebe erwarten demnach mittlerweile wieder bessere Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten – das sind doppelt so viel wie noch im Herbst. Der Anteil der Pessimisten, die mit schlechteren Geschäften rechnen, sank zugleich von 52% auf 30%. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben wollte trotzdem noch keine Entwarnung geben. Zwar sei ein drohender Absturz der Konjunktur abgewendet worden, sagte er in Berlin. Die deutsche Wirtschaft befinde sich aber noch in einer Stagnation. Die Lage sei nach wie vor nicht befriedigend. Unter dem Strich sei 2023 „eine rote Null“ zu erwarten. Im Herbst hatte die DIHK vor dem Hintergrund der Energiekrise noch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 3% gerechnet.

Die größten Risiken sehen die Unternehmen laut der Umfrage nach wie vor in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie im anhaltenden Fachkräftemangel. Sorgen bereitet allerdings auch der Inflation Reduction Act (IRA) der USA. Wansleben sprach von einer „gigantischen Herausforderung“. Dabei gehe es weniger um den Umfang der Subventionen, mit denen die US-Regierung die Unternehmen fördern wolle, als vielmehr um die „America first“-Politik. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sei es ein echtes Problem, dass eine entwickelte Volkswirtschaft wie die USA „so schmerzfrei beim Thema Local Content“ sei. Dies könne zudem weitere Länder zur Nachahmung verleiten.

Steffen Müller vom Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht neben den hohen Energiepreisen gestiegene Refinanzierungskosten und hohe Lohnabschlüsse zunehmend als Belastung für die Bilanzen der Unternehmen. Wenn dadurch schwächere Unternehmen schließen müssten, sei das im Einzelfall schmerzhaft. Allerdings würden dadurch Arbeitskräfte frei, die in zukunftsfähigen Unternehmen dringend benötigt würden. „Der Marktaustritt nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen ist unverzichtbar für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt“, erklärte Müller zum aktuellen Insolvenztrend des IWH. Im Januar fiel die Insolvenzzahl von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland auf 775 – das sind 12% weniger als im Dezember und 14% weniger als im Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019, aber 29% mehr als im Januar 2022. Müller rechnet nun mit wieder steigenden Fallzahlen: „Im Frühjahr 2023 könnten sie wieder das langjährige Mittel erreichen.“

Der Lkw-Verkehr als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung in der Industrie spricht für leichte Erholung: Im Januar kletterte der Lkw-Maut-Index um 1,0%.