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Brisante Studie zum S&P-500-Index

Eine wissenschaftliche Untersuchung legt nahe, dass die Aufnahme in den wichtigsten Aktienindex der Welt, den S&P 500, käuflich sein könnte. Unternehmen, die ein S&P-Rating erwerben, würden bevorzugt.

Brisante Studie zum S&P-500-Index

ck Frankfurt – Eine wissenschaftliche Studie sorgt in den USA für Aufregung. Denn die vom National Bureau of Economic Research veröffentlichte Studie mit dem Titel „Is Stock Index Membership For Sale?“ legt den Verdacht nahe, dass die Aufnahme in den wichtigsten Aktienindex der Welt, den S&P 500, käuflich sein könnte.

Die Autoren, Akademiker der Columbia University und der Australian National University, kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass Unternehmen eine größere Chance haben,  bei  der  Aufnahme  in den S&P 500 berücksichtigt zu werden, wenn sie vom Indexbetreiber Standard & Poor’s Bonitätsbewertungen kaufen. Darüber hinaus zeigen ihre statistischen Untersuchungen auf, dass Unternehmen auch gezielt für Ratings bezahlen, um ihre Chancen auf eine Indexaufnahme zu verbessern. Die Daten legen den Autoren zufolge nahe, dass Ermessensfreiheit bei der Entscheidung über die Indexaufnahme häufig in einer Weise angewendet werde, die Unternehmen zum Kauf von kostenpflichtigen Dienstleistungen zu motivieren.

Die Entscheidungen über die Aufnahme in den S&P 500 erfolgen nur zum Teil anhand offizieller Regeln. Nach Überprüfung der Indexentscheidungen der Jahre 1980 bis 2018 kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass 62% der bestehenden Indexverhältnisse (Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit) und nur 3% der Indexaufnahmen anhand der von S&P veröffentlichten Kriterien erklärbar sind. Nach Angaben der Autoren gibt es einen „statistisch signifikanten positiven“ Zusammenhang zwischen dem Erwerb von S&P-Ratings kurz vor einer Indexveränderung und der Wahrscheinlichkeit, dass diese Unternehmen dann auch in den Index aufgenommen werden.

Schlechtere Performance

Eine wichtige Grundlage der Untersuchung ist der Vergleich mit den Käufen von Moody’s-Ratings, die anders als S&P keine Aktienindizes betreibt. Die Autoren zeigen auf, dass in Quartalen mit einer Fusionsankündigung (durch die ein Indexplatz frei wird) relativ große Firmen, die nicht im S&P 500 sind, dazu neigen, S&P-Ratings zu kaufen, nicht jedoch Ratings des Wettbewerbers Moody’s. Darüber hinaus haben sie ermittelt, dass die Käufe von S&P-Ratings in Jahren noch ausgeprägter ausfallen, in denen Indexaufnahmen stärkere positive Kursreaktionen auslösen. Weitere, für indexreplizierende Marktteilnehmer beunruhigende Be­funde betreffen die finanzielle und Aktien-Performance nach der Indexaufnahme. Die Autoren vergleichen etwa die Entwicklung von Unternehmen, die nach freiem Ermessen aufgenommen worden sind, mit der von Unternehmen, die nach den offiziellen Kriterien hätten aufgenommen werden können, aber nach freiem Ermessen außen vor blieben. In den vier Jahren nach den jeweiligen Indexentscheidungen haben Erstere im Vergleich zu Letzteren im Durchschnitt eine Reduktion der Profitabilität und der Kapitalrendite um 14,6% und 37% erfahren. Ferner haben die nach freiem Ermessen aufgenommenen Unternehmen in den zwei Jahren nach der Indexaufnahme ihre Investitionen um rund 12,5% erhöht. Dies deutet den Autoren zufolge auf eine von der Indexaufnahme ausgelöste Fehlallokation von Ressourcen hin. Im Vergleich zu den nicht aufgenommenen Aktien erleiden die Aktien der nach freiem Ermessen Aufgenommenen in den 36 Monaten nach der Indexentscheidungen eine Performance-Reaktion von 640 Basispunkten p.a.

S&P Global bezeichnete die Studie als fehlerhaft. S&P Dow Jones und S&P Global Ratings seien getrennte Unternehmen mit Richtlinien und Prozeduren, die dafür sorgten, dass sie unabhängig voneinander betrieben werden. „Unsere Index-Governance trennt analytische und kommerzielle Aktivitäten, um die Integrität unserer Indizes zu schützen.“