INTERBANKENZINS

Der Druck im Kessel steigt

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist eine wichtige Zinsgröße an Europas Interbankenmarkt. Der Satz gibt an, zu welchen Zinsen sich Banken untereinander in Fristigkeiten von bis zu einem Jahr Geld leihen. Zahlreiche Zinsprodukte wie...

Der Druck im Kessel steigt

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist eine wichtige Zinsgröße an Europas Interbankenmarkt. Der Satz gibt an, zu welchen Zinsen sich Banken untereinander in Fristigkeiten von bis zu einem Jahr Geld leihen. Zahlreiche Zinsprodukte wie Firmenbonds sind an Euribor gekoppelt, der Zins hat also Signalfunktion. Im Interbankenhandel sind aber nicht nur Banken aktiv, Marktplayer sind auch Versicherer und Unternehmen.Der Euribor ist in den vergangenen Monaten über alle Laufzeiten stark gefallen, die gesamte Kurve ist im Minus. In der Dreimonatsfrist wurde im August mit minus 0,491 % Rekordtief erreicht. Ein entscheidender Grund dafür ist der deutliche Anstieg der Überschussliquidität im Bankensystem. Zurückzuführen ist das auf die Langfristtender der Europäischen Zentralbank (EZB), mit denen Liquidität bereitgestellt wurde, und die Ankaufprogramme der EZB, nicht zuletzt das krisenbedingte PEPP, das noch aufgestockt und zeitlich ausgeweitet wurde. Hinzu kommt die Liquidität von Nichtbanken, die bei Banken geparkt wird. Diese Liquiditätszuflüsse in das Bankensystem übersteigen krisenbedingte Liquiditätsabrufe durch in Probleme geratene Unternehmen.So mancher Bank treiben diese Liquiditätsanstiege mehr und mehr die Sorgenfalten auf die Stirn. Denn wenn man einem Kunden für geparktes Geld vielleicht noch 0 % Zinsen “zahlt” und die Überschussliquidität bei der EZB zu minus 0,50 % parken muss, ist das nicht profitabel.Mit steigender Liquidität im Bankensystem nimmt der Druck auf die Banken zu. Da es sich allzu oft um langjährige Kundenbeziehungen handelt, die man nicht gefährden möchte, ist es ein heikles Thema, über das nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Dem Vernehmen nach ist mittlerweile aber so manche Bank offenbar nicht mehr gewillt, den Nichtbanken noch Nullzinssätze zu gewähren oder Sätze, die oberhalb des EZB-Einlagensatzes sind. Erste Häuser sollen mittlerweile aggressiver geworden sein, wenn es darum geht, Einlagen abzuwehren. Ablesbar am Drei-Monats-Euribor – zentrale Frist im Interbankengeschäft -, der immer weiter zurückfiel und jüngst nun schon fast auf dem Niveau des EZB-Einlagensatzes war. Firmen und Versicherern wird es wohl kaum schmecken, wenn sie irgendwann höhere Parkgebühren berechnet bekommen, als die EZB den Banken für diese Liquidität abknöpft. Von daher könnte auf dem aktuellen Euribor-Niveau ein Boden gefunden werden – vorübergehend. Denn mit weiteren Liquiditätsanstiegen, die krisenbedingt kommen könnten, sollte auch Euribor weiter unter Druck kommen.