Chinas Immobilienbranche

Evergrande vertröstet heimische Bondgläubiger

Die existenzielle Bedrohung für hoch verschuldete chinesische Bauträger sorgt auch im neuen Jahr für Turbulenzen bei chinesischen Immobilienwerten.

Evergrande vertröstet heimische Bondgläubiger

nh Schanghai

Die existenzielle Bedrohung für hoch verschuldete chinesische Bauträger sorgt auch im neuen Jahr für Turbulenzen bei chinesischen Immobilienwerten. Am Montag gab der seit Monaten im Belagerungszustand stehende Im­mobilienriese China Evergrande den Anlegern neue Rätsel auf. So hat die Gesellschaft in einer Art Nacht-und-Nebel-Aktion ihr Hauptquartier in der südchinesischen Metropole Shenzhen aufgegeben und in einer Mitteilung vom Montagabend dann erklärt, man sei in ein anderes Gebäude in Shenzhen umgezogen, um Mietkosten zu sparen.

Zuvor allerdings hatten chinesische Medien berichtet, dass die Evergrande-Zentrale nach Guangzhou und damit in die Provinzkapitale von Guangdong verlegt werden soll. Die dortige Provinzregierung hatte in den letzten Wochen die Federführung für ein staatlich überwachtes Sanierungs- und Schuldenrestrukturierungsverfahren bei Evergrande übernommen, zu dem allerdings bislang keinerlei Details öffentlich gemacht worden sind.

In Schwierigkeiten

Evergrande war im Dezember nach der erstmaligen Nichtbedienung von Dollaranleihen zum förmlichen Default-Fall im internationalen Bondmarktgeschehen geworden und steckt nun in weiteren Schwierigkeiten bei der Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen auf heimisch begebene Yuan-Anleihen. Dabei sollten die Bondgläubiger am Montag darüber abstimmen, ob sie bereit sind, eine fällig gewordene Kuponzahlung in Höhe von 4,5 Mrd. Yuan (rund 625 Mill. Euro) wie von Evergrande vorgeschlagen um sechs Monate bis zum 8. Juli aufschieben zu lassen. Am Montagabend hieß es dann allerdings, dass das Bondholder-Votum nun erst einmal auf Donnerstag, den 13. Juni verschoben wird, was nicht dafür spricht, dass sich die Parteien wesentlich näher gekommen sind.

Für Aktionäre des ebenfalls angeschlagenen Immobilienentwicklers Modern Land, der im Oktober eine Bondrückzahlung platzen ließ, hat zum Wochenauftakt die Stunde der unerfreulichen Wahrheit geschlagen. So kehrte die seit 21. Oktober ausgesetzte Aktie von Modern Land am Montag wieder in den Handel an der Hongkonger Börse zurück und brach um 40% von 0,45 auf 0,23 HK-Dollar ein, was selbstverständlich ein neues Allzeittief bedeutet.

Neue Gläubigeraktionen

Modern Land sieht sich mit neuen Gläubigeraktionen konfrontiert, die auf eine vorgezogene Rückzahlung von Yuan-Anleihen hinauslaufen, und betont nun, dass man gemeinsam mit Finanzberatern die Liquiditätslage neu abschätze und dann einen neuen Plan zur Befriedigung von Bondgläubigeransprüchen er­arbeiten wolle. Die Gesellschaft hat gegenwärtig knapp 1,4 Mrd. Dollar an Offshore-Bonds ausstehen.