Geld oder BriefPorsche

Imageschaden für die Luxusautomarke

Die Aktie des Sportwagenbauers Porsche läuft seit Mitte vergangenen Jahres an der Börse schlecht. Während das Papier des Stuttgarter Sportwagenbauers binnen eines Jahres 30% an Wert verlor, sprang der Kurs des kleineren Vorbilds Ferrari um fast die Hälfte. Der Kurssturz von Porsche ist auf fundamentale Gründe zurückzuführen.

Imageschaden für die Luxusautomarke

Geld oder Brief

Imageschaden für Porsche an der Börse

Aktie notiert seit über zwei Monaten unter Ausgabepreis – Vorbild Ferrari eilt davon

Von Stefan Kroneck, München

Wenn Aktien börsennotierter Emittenten unter den Ausgabepreis fallen, ist das ein schlechtes Zeichen für das betroffene Unternehmen. Für die Luxusautomarke Porsche ist es mehr: Es ist ein Imageschaden an der Börse. Der Titel der Edelschmiede aus Stuttgart notiert seit über zwei Monaten unter dem Emissionspreis von 82,50 Euro von Ende September 2022, als der Volkswagen-Tochter das Comeback auf dem Handelsparkett gelang. Nach einem Höhenflug auf bis zu 120,80 Euro im Mai vergangenen Jahres verzeichnete das Papier eine Talfahrt. Anfang Dezember unterschritt der Anteilschein die Erstzeichnungsschwelle. Einen Tiefpunkt erreichte die Vorzugsaktie am 12. Januar dieses Jahres im Xetra-Handel. An diesem Tag zeigte der Kurszettel 72,12 Euro an, was zugleich ein 52-Wochen-Tief markierte.

Rückschlag in China trübt

Der Kursrutsch hat fundamentale Gründe. Seinerzeit veröffentlichte Porsche kurz zuvor ihre Absatzzahlen für 2023, was die Anleger vergrätzt aufnahmen. Zwar steigerte das hochprofitable Unternehmen seine Auslieferungen weltweit um 3% auf 320.221 Stück, doch in China brach der Absatz um 15% ein. Gute Verkaufszahlen in Westeuropa und in Nordamerika konnten diesen Dämpfer mehr als ausgleichen. Die Zahlen machten aber deutlich, dass Porsche in ihrem bisher größten Einzelmarkt in Schwierigkeiten steckt. Die Wirtschaftsflaute in China schwäche den Konsum, erklärte Porsche den Rückschlag. Am 12. März legt das traditionsreiche Unternehmen seine Bilanz vor. Die Investoren werden mit Spannung auf die Prognose der Geschäftsleitung fürs laufende Jahr blicken.

Kleine Kurserholung

Von dem Tief zu Jahresbeginn erholte sich die Aktie etwas. Zwar überschritt der Titel Anfang Februar kurzweilig die Ausgabeschwelle, fiel dann allerdings wieder rasch zurück. Der Kurs dümpelt nun bei unter 80 Euro. Am Donnerstag notierte der Titel im Xetra-Handel zeitweilig 1,2% schwächer auf 78,76 Euro. Auf Sicht von einem Jahr hat der Porsche-Titel 30% an Wert eingebüßt. Im gleichen Zeitraum legte das Papier des deutlich kleineren, aber noch profitableren Sportwagenbauers Ferrari an der Mailänder Börse um die Hälfte zu. Der Dax, in dem Porsche gelistet ist, gewann 9%.

Vorbild Ferrari eilt davon

Die Entwicklung zeigt, dass der Aktienkurs den Ansprüchen von Vorstandschef Oliver Blume weit hinterherhinkt. Die Italiener sind für die Porsche-Führung Vorbild in Bezug auf die operative Marge, welche 2023 fast 27% erreichte. Die Schwaben erzielten zuletzt etwas mehr als 18%. Hohe Vorleistungen für die schrittweise Elektrifizierung der Modellreihen nagen an der Umsatzrendite. Die Unsicherheit an den Finanzmärkten über die Konjunktur und die nach wie vor hohe Inflation dämpft die Stimmung der Investoren. Porsche kann sich dem nicht entziehen, obwohl die Nachfrage nach Luxusfahrzeugen tendenziell nicht so preissensibel ist wie im Massenautomarkt. Wohlhabende Haushalte gehören nun mal zur Kernkäuferschicht von Porsche. Unlängst senkte die Deutsche Bank ihr Kursziel um 20 auf 100 Euro und bestätigte ihre Kaufempfehlung. 2024 sei für Porsche ein „Übergangsjahr“, so die „blaue“ Frankfurter Großbank.

Geringer Streubesitz als Nachteil

In Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2024 ist die Porsche-Aktie mit 14,7 preiswerter zu bekommen als der Titel von Ferrari (27,1). Im Vergleich zu den Papieren von BMW (6,3), Mercedes-Benz (5,5) und VW (4,0) ist sie dennoch nicht ganz günstig. Der KGV-Durchschnitt der insgesamt 40 Dax-Mitglieder liegt derzeit bei 16. Bei der Dividendenrendite ist allerdings noch viel Luft nach oben. Die Ausschüttung von 1,01 Euro je Vorzugsaktie fürs Geschäftsjahr 2022 entsprach einer Rendite von nur 1%. Porsche plant, auf lange Sicht rund die Hälfte des den Aktionären zurechenbaren Konzernergebnisses nach Steuern auszuschütten.

Ein Manko für Anleger ist vor allem der geringe Streubesitz bei dem insgesamt in 911 Millionen Anteilscheinen aufgeteilten Grundkapital – davon jeweils zur Hälfte in Stämme und in Vorzüge. In Bezug auf die nicht gelisteten stimmberechtigten Porsche-Titel hält Volkswagen 75%, die familiendominierte Porsche Holding 25%. Inklusive der stimmrechtslosen gelisteten Vorzüge werden nur 12,5% des gesamten Aktienkapitals an der Börse gehandelt. Zugleich kontrolliert der Familienverbund mit seinen beiden Kernzweigen Porsche und Piëch über die Holding mehr als 53% der Stimmrechte an VW. Das heißt, dass der Clan den Sportwagenbauer beherrscht.

An Equity Story feilen

Freie Aktionäre haben bei der Porsche AG faktisch nichts zu melden, auf Hauptversammlungen zählen deren Stimmen nicht. Mancher institutionelle Investor nimmt das in Kauf in der Hoffnung, dass Porsche dank des Geschäftsmodells überdurchschnittlich an der Börse zulegt. Doch derzeit sieht es diesbezüglich relativ mau aus. Blume und sein Stellvertreter, Finanzvorstand Lutz Meschke, werden an der Equity Story feilen müssen, um für mehr Kursfantasie zu sorgen.